Duisburg. .

Robert Tonks, „dienstältester Waliser zwischen Rhein und Ruhr“ und Europareferent der Stadt Duisburg hat die Sprachverirrungen der Werbestrategen untersucht. Raus gekommen ist ein Buch gespickt mit Belegen, dass eben nicht alles Englisch ist, was so erscheint.

Robert Tonks lacht gerne. Für das perfekte Lächeln hat er eine Zahnpasta entdeckt, deren Namen Briten einfach komisch finden: „Pearls & Dents“ heißt das von der Stiftung Warentest mit „sehr gut“ bewertete Produkt. Das mag ja sein. Übersetzt bedeutet „Pearls & Dents“ allerdings Perlen und Beulen – autsch.

Der 56-jährige, der sich als „dienstältester Waliser zwischen Rhein und Ruhr“ bezeichnet und als Europareferent bei der Stadt Duisburg arbeitet, hat gerade das Buch „It is not all English what shines“ herausgebracht. Es ist gespickt mit Belegen, dass eben nicht alles Englisch ist, was so erscheint. Den ersten Anstoß zum Buch gab ihm Wolfgang Schwarze, Französisch-Fachleiter der Volkshochschule, der sich über die Flut englischer Begriffe wie „Sale“ und „Outlet“ ärgerte. Um einen Vortrag über dieses Thema vorzubereiten, gingen Tonks und seine Frau Iris mit der Kamera über die Königstraße. „Wir hatten innerhalb von zehn Minuten 60 Beispiele. Dann begannen wir, nach Qualität zu entscheiden.“ Qualität bedeutete in diesem Fall: Was liest sich mit britischen Augen komisch?

„Body Sale“ - dazu fällt Tonks ein Stapel Särge ein

Mit lustigen Zeichnungen macht Robert Tonks klar, an was Engländer etwa bei „Live Cooking“ denken
Mit lustigen Zeichnungen macht Robert Tonks klar, an was Engländer etwa bei „Live Cooking“ denken © WAZ FotoPool

Denn zwischen den strengen Sprach-Hütern, die sich über den Vormarsch des Englischen ärgern, und den Werbestrategen, die „Denglisch“ bedenkenlos einsetzen, um ein Produkt zu vermarkten, geht Tonks den britischen Weg: „Es geht mir darum, dass es urkomisch ist.“ Ein bisschen Didaktik sei natürlich auch im Spiel, räumt er als ehemaliger Lehrer für Wirtschaftsenglisch ein. Sein Ziel: Übers Lachen nachdenklich werden, vielleicht lernen.

In seinem Buch erklärt er die „denglischen“ Begriffe zum einen, indem er sie übersetzt , dazu veranschaulicht er mit Zeichnungen, was ein Brite darunter versteht. Dazu legte er seinem 90-jährigen Vater in Wales, seinem 50-jährigen Cousin in London sowie einer 20-jährigen Bekannten in New York die Sprüche vor.

Lost in Deutschland: Anglizismen

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    Was dabei unter anderem heraus kam: Mit „Basic Slips“ sind Unterhosen gemeint; der Brite versteht „basic“ = grundsätzlich und „slip“ = Ausrutscher, zusammen genommen interpretiert er das wie „auf einer Bananenschale ausrutschen“. Düsterer wird’s bei „Body Sale“: „Body“ kann Körper, aber auch Leiche heißen, „sale“ bedeutet Verkauf – dazu fällt Tonks ein Stapel Särge ein.

    „Handy“ ist eine deutsche Erfindung

    Sehr schön auch „Mr. Outlet Fashiondiscount“; „Outlet“ bedeutet „Fabrik-Verkaufsstelle“, in der Kombination mit Mr. kommt Herr Outlet vom Fließband. „Hair Store“ bedeutet Haar-Lager, „Babysafe“ ein Schließfach fürs Baby, „Pizza Live“ arbeitet mit lebenden Zutaten, „ice frocks“ bedeutet „Eiskleider“ (frocks = Damen- oder Kinderkleid), im „Back Express“ geht es schnell rückwärts, und „Backfactory“ lässt an Rückenfabrik denken (back = Rücken). „Startercenter“ ist ein Vorspeisenzentrum (starter = Vorspeisen), „Logport“ ist der Holzhafen (log = Holzscheit). Gar nichts fällt einem Briten zum „Handy Point“ ein: Der Begriff „Handy“ ist eine deutsche Erfindung.

    Was in diesem Geschäft im Hauptbahnhof verkauft wird, ist für englischsprachige Menschen ein Rätsel
    Was in diesem Geschäft im Hauptbahnhof verkauft wird, ist für englischsprachige Menschen ein Rätsel © WAZ FotoPool

    Tonks versteht natürlich den Ärger von Englischlehrern, die in Klausuren Formulierungen wie „We’re loving it“ rot anstreichen müssen, weil das Verb „love“ nicht in eine Verlaufsform gebracht werden kann und die Werbung hier sogar einen Grammatikfehler verwendet, um den Verkauf zu steigern. Dennoch bevorzugt er die Komik, die in Missverständnissen liegt.

    Und erzählt dazu die wunderbare Geschichte, wie er zum ersten Mal in Duisburg ankam. In einer Bäckerei im Hauptbahnhof bestellte er „in schönstem Schuldeutsch“ ein Brötchen mit Käse. Die Verkäuferin fragte: Holländer? Tonks antwortete: Nein, Engländer.

    Das Buch „It is not all Englisch what shines. English makes German Werbung funny!“ ist in der Edition Winterwork erschienen und kostet 11,90 Euro (ISBN 978-3-943048-63-6). Erleben kann man Robert Tonks bei einer Lesung am Nikolaustag, 6. Dezember, um 20 Uhr in der Duisburger Zentralbibliothek an der Düsseldorfer Straße. Weitere Informationen über den Autor gibt es unter www.robert-tonks.de.