Duisburg. .

„Wir versuchen, Blinde von Dunkelheit zu befreien.“ Dieser Leitsatz gilt für das Deutsche Blindenhilfswerk in Duisburg seit 50 Jahren.

Seit der Gründung sind die Mitarbeiter in Duisburg aktiv, suchen und finanzieren Wege, blinde und sehbehinderte Menschen am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu lassen.

Die technische Entwicklung, vor allem aber das ehrenamtliche Engagement vieler Helfer haben Blinden eine Welt erschlossen, die über Jahre nur Sehenden vorbehalten war. Sei es auf den Rücken der Pferde, beim Segeltörn oder beim Langlauf in der Loipe oder alpinem Skivergnügen.

„In Duisburg“, das weiß DBHW-Geschäftsführer Heribert Tigges, „wird in vielen Bereichen vorbildliche Arbeit geleistet.“ So können Blinde das MSV-Spiel per Live-Kommentar im Stadion erleben. Im Lehmbruck-Museum be-greifen Blinde durch Berühren von Plastiken und Skulpturen Kunst im wahrsten Sinne des Wortes. Schließlich spüren Blinde auch aktiv das Leben im Zoo. Die Tiere erleben sie mit intensivem Körperkontakt durch tasten und streicheln.

Im Kultur- und Sportbereich nicht mehr ausgeschlossen zu sein, stärkt nicht nur das Selbstbewusstsein, sondern gibt Blinden Würde und ein Stück weit die Gewissheit, zum Alltag dazuzugehören.

Auch behinderte Kinder auf der Piste

Die Sonderschullehrerin Miriam Nöken-Basista fährt mit blinden Schülerinnen und Schülern der Förderschule in Düren regelmäßig zum Skilaufen ins Sauerland. Selbst mit Aktiv-Rollstühlen und Rollatoren wagen sich auch behinderte Kinder auf die Piste. Für Blinde sieht die Pädagogin den Skisport als Stärkung für Selbstsicherheit und Selbstvertrauen. Die Kinder machen in Gruppen neue Begegnungs- und Umwelterfahrungen im und mit dem Schnee. Trotz starker visueller Ausrichtung hat die Ski-Freizeit für Miriam Nöken Basista einen hohen Anteil an Autonomie, ist gleichzeitig integrativ. Für Unterkunft und Verpflegung kommt das DBHW auf.

Von der Förderung aus Duisburg profitiert auch Anke Nicolai, die ein Projekt des Vereins „Hörfilm“ steuert, dass unter dem Begriff “Mit den Ohren sehen“ seit elf Jahren schon viele Hörfilme bearbeitet hat. Es geht darum, in knapper und deutlicher Sprache visuelle Wahrnehmungen zu verdeutlichen. Nicolai: „Wenn Blinde den Film später sehen, sollen sie einen ganzheitlichen Eindruck vom Filmgeschehen erleben.“

Team von 25 Autoren

Ehrenamtlich konzipiert, plant, textet ein Team von 25 Autoren. 900 Audio-Deskriptionen sind seit 1997 getextet worden. Auch bei Operninszenierungen können Blinde mittlerweile per Audio-Guide neben dem selbst Gehörten auch das Geschehen auf der Bühne verfolgen. Anke Nicolai wünscht sich, dass auch in Museen Audioführungen bald zum alltäglichen Angebot gehören.

Das Deutsche Blindenhilfswerk ist auch außerhalb Deutschlands aktiv. Beim 50-Jährigen im Kleinen Prinzen stellten die afrikanischen Partner aus Kenia ihr Projekt vor, das die Duisburger seit Jahren fördern. Während es in Deutschland vor allem um Möglichkeiten geht, Blinden am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu lassen, ist in Afrika die Vermeidung von Blindheit eines der Hauptziele.

80 Prozent aller Erblindungen wären heilbar

Gut 80 Prozent aller weltweiten Erblindungen wären heilbar oder zu verhüten, wenn es neben Ärzten und Kliniken auch genügend Gesundheitsstationen und entsprechende Medizin gäbe. Hier setzt die Hilfe des DBHW an.

Mike Ng’eno aus Kenia berichtete von der erfolgreichen Zusammenarbeit mit seinem Heimatland Kenia. Mittlerweile sind sechs Augenkliniken aufgebaut, Schulen für Blinde und sehbehinderte Kinder errichtet, Lehrer ausgebildet worden. Ng’eno: „Wir holen Menschen von der Straße, um sie zu schulen. Wir verstehen uns als Arm des DBHW.“ Das Ziel in Afrika wie in Europa ist identisch: Dass Sehende nicht die Augen vor dem Thema Blindheit verschließen.