Duisburger Familie und Blindenhilfswerk ermöglichten 18-jährigem Kasachen eine Augenoperation.Der junge Mann drohte zu erblinden. Jetzt kann er wieder Bücher lesen

Wieder lesen kann der 18-jährige Absal Issaev. Nach der Operation am rechten Auge soll auch in das linke Auge eine Linse implantiert werden. Lazzat Risch stammt aus dem selben Ort in Kasachstan.  Foto: WAZ, Eickershoff
Wieder lesen kann der 18-jährige Absal Issaev. Nach der Operation am rechten Auge soll auch in das linke Auge eine Linse implantiert werden. Lazzat Risch stammt aus dem selben Ort in Kasachstan. Foto: WAZ, Eickershoff © WAZ

MITMENSCHEN Für Absal Issaev beginnt ein neues Leben. Er kann es noch nicht fassen, dass er ein Buch zur Hand nehmen und daraus lesen kann. Noch in diesem Jahr, so hatten ihm Mediziner in seiner kasachischen Heimat prophezeit, werde er erblinden. Die Ärzte wussten keinen Rat mehr, wie sie das Augenlicht des 18-Jährigen retten könnten. Der Duisburger Dr. Ingo Risch, Vorsitzender Richter am Düsseldorfer Landgericht, erfuhr von dem Schicksal des jungen Mannes. Er wohnt in Schimkent, dem gleichen Ort, aus dem auch die Ehefrau des Juristen stammt. Zwei Jahre lang hatte Dr. Risch die Regierung in Rechts- und Justizfragen beraten.

Das Ehepaar organisierte den Flug und nahm Kontakt zum Blindenhilfswerk in Duisburg auf. Geschäftsführer Heribert Tigges wusste sofort, wer in komplizierten Fällen schon häufiger Rat wusste. Gemeinsam mit dem Duisburger Augenarzt Dr. Hans-Joachim Blumbach diskutierten sie mit dem Augenspezialisten Dr. Tamer Tandogan den Fall. Er hatte einige Jahre sehr erfolgreich in der Augenklinik im Tausendfensterhaus gearbeitet. Absal Issaev hatte einen angeborenen Augenfehler, die Iris fehlte auf beiden Augen. Außerdem litt er unter grünem und grauem Star. Zwar hatten ihn Ärzte in Kasachstan am rechten Auge operiert, aber keine neue Linse implantiert. Dr. Tandogan war sofort bereit, den Jungen zu operieren. Er überlegte, ob er nicht gleich eine Iris verpflanzen sollte. Die Methode schien dem Fachmann aber noch nicht ausgereift genug. Sie wird erst seit etwa einem Jahr angewandt. So implantierte er dem 18-Jährigen erfolgreich eine Linse am schwächeren rechten Auge. Der OP-Termin für das linke steht auch fest. Am 8. Oktober erscheint Absal Issaev wieder in seiner Praxis.

So lange wohnt der 18-Jährige im Hause Rischs. Der junge Mann hatte nicht mehr an seine Chance geglaubt, war deprimiert und sah sich häufig als Außenseiter. Auf einem kasachisch-arabischen College hatte er zwar sein Finanzdiplom erworben, lebte aber ständig mit der Angst, bald zu erblinden und keine beruflichen Chancen mehr zu haben. "Bei der Arbeit war es sehr schwierig, weil ich immer weniger sehen konnte." Jetzt nimmt er wieder Bücher zur Hand und trainiert das Sehen. Euphorische Gefühle hatte er nach der Operation: "Es war toll, als die Krankenschwester mir die Augenklappe abnahm" und ich fast alles sah." Endlich konnte er auch sein Handy aus normalem Augenabstand bedienen und die Eindrücke gleich nach Hause übermitteln.