Wie schwer Blindheit einen Menschen behindert, wissen nur diejenigen, die mit diesem Schicksal geschlagen sind. Die Fähigkeit zu sehen, ist unbezahlbar. Und manchmal doch so billig.
„Sehen kann so billig sein”, sagt Heribert Tigges, der Projektleiter des Deutschen Blindenhilfswerks (DBHW), „es kostet nämlich genau 30 Euro, einem Menschen in Afrika sein Augenlicht wiederzugeben.” Für diesen Betrag, sagt Tigges, können sich Menschen in einem der vom DBHW errichteten Krankenhäuser in Afrika am Grauen Star operieren lassen – und ihr Augenlicht zurückgewinnen. „Es ist noch extremer”, sagt Tigges, „denn für drei Euro – weniger Geld, als eine Schachtel Zigaretten kostet – können wir eine Tube Antibiotika-Paste kaufen, die es verhindert, dass ein Mensch erblindet.”
Um weitere Möglichkeiten zu schaffen, dass in Afrika Patienten mit Augenleiden überhaupt behandelt werden können, war Heribert Tigges zuletzt in Kenia in der Region um Homa Bay am Viktoriasee unterwegs. „Viktoriasee und Homa Bay – das hört sich nach Urlaub und Safari-Idylle am Wasser an”, sagt Tigges, um energisch hinzuzufügen: „Hört sich aber nur so an, von wegen Idylle!” Die Böden in diesem Teil Kenias seien karg und weithin unfruchtbar. Medizinische und sonstige Infrastruktur: Fehlanzeige. Mit schlimmen Folgen, wie Tigges sagt: „Die Menschen müssen 200 Kilometer zum nächsten Augenarzt reisen – bei den Gegebenheiten vor Ort eine Zwei- bis Dreitagestour.”
Deswegen baut die Hilfsorganisation mit Sitz in Duisburg nun einen Doppelbungalow in Homa Bay, in dem eine Augenklinik entstehen soll. Tigges hatte Glück und lernte vor Ort einen ausgebildeten Augenarzt kennen, der allerdings in Ermangelung einer Praxis fernab seiner Heimatstadt Patienten behandeln musste. Bald nicht mehr: „Wenn die Klinik fertiggestellt ist, können wir dort bis zu 50 Operationen pro Woche durchführen.”
Die Gesamtkosten für das Projekt Homa Bay betragen laut Tigges 152 000 Euro. Dies beinhalte den Bau, Instrumente und Ausrüstung, Medikamente, Trainings- und Ausbildungskurse, Reise- und Verwaltungskosten und ein Motorrad, das Ärzten und Krankenschwestern Hausbesuche in entlegenen Gegenden ermöglichen werde.
Heribert Tigges hofft auch deswegen auf Spenden, weil das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit auf jeden Euro Spendengeld drei weitere Euros draufpackt: „Der Staat legt das dreifache nochmal drauf, das erleichtert unsere Arbeit natürlich sehr.”