Duisburg. Zwei Stahlgerüste, das eine eckig, das andere rund. Gebags Museums-Quader ein skandalöser Pfusch-Bau und drohendes Millionengrab, „Tiger & Turtle“ auf der Wanheimer Halde machte zwar auch Kosten-Loopings, steht aber sicher – ein Vergleich.

Zwei Stahlgerüste, das eine eckig, das andere rund. Gebags Museums-Quader, ein skandalöser Pfusch-Bau und drohendes Millionengrab, „Tiger & Turtle“ auf der Wanheimer Halde machte zwar auch Kosten-Loopings, steht aber sicher – ein paar Vergleiche.

Die Kosten : Explosionen scheinen eingebaut, wenn es um spektakuläre Architekturprojekte geht. Der Küppersmühle-Bau mit einer mutmaßlichen Kostensteigerung – so er denn fertiggestellt wird – von 24 auf jetzt genannte 68 Mio € liegt dabei noch unter der Summen-Inflation der ebenfalls vom Basler Architekturbüro Herzog & de Meuron entworfenen Hamburger Elbphilharmonie. Die sollte nach ersten Planungen 77 Mio Euro kosten, es sind nun 476 Mio €.

Dagegen macht sich das Kostenplus auf der Heinrich-Hildebrand-Höhe in Wanheim zumindest in der Summe fast harmlos aus, prozentual hat sich der Betrag allerdings fast vervierfacht: 589 000 Euro standen zunächst auf dem Zettel für die Kunst-Achterbahn, so die Kulturhauptstadtbeauftragte Söke Dinkla. Inzwischen liegen die Kosten bei gut zwei Mio €.

Die Folgen: Glück für Duisburg: Der Eigenanteil bleibt bei gut 200 000 €, die den Stadtetat nicht belasten: 124 900 € kommen aus Kulturhauptstadtmitteln, den Rest zahlen Sparkasse und Stadtwerke. Dazu gab’s Hilfe: Die Hüttenwerke Krupp-Mannesmann lieferten die Stützen, Voigt & Schweitzer und die Grillo-Werke übernahmen die Verzinkung. Die Stadtkosten für die Küppersmühle: noch ungewiss. Eine Millionenbürgschaft soll sie stellen. Vor gewaltigen Summen von mindestens 28 Mio € bei einem Scheitern steht die Stadttochter Gebag. Folgen für die Stadt: ebenfalls ungewiss.

Die Baustellen: Der Bau der von Heike Mutter und Ulrich Genth entworfenen „Magic Mountain“-Großskulptur in Wanheim klappt – wenn auch mit Verzögerungen. Dinkla: „Die Stadt ist selbst Bauherr, und wir haben die Aufgabe nicht unterschätzt.“ Es habe eine „engmaschige Projektkontrolle gegeben“, so Dinkla: „Wir hatten jeden Schritt im Blick und hatten es immer in der Hand.“ Zudem hatte die Duisburger Schweißtechnische Lehr- und Versuchsanstalt (SLV) alle Prüfungen übernommen, die mit Schweißtechnik zu tun hatten. Die SLV war es auch, die später den Pfusch an der Küppersmühle dokumentierte.

Hätte es diese Kontrolle doch auf der Gebag-Baustelle früher gegeben. Skandalöse Pannen zählt das Rechnungsprüfungsamt (RPA) in seinem Bericht auf, Baudokumente fehlten, Schweißbescheinigungen und Statikunterlagen ebenfalls. Es prüft auch Fehler bei der extern vergebenen Projektsteuerung und Bauüberwachung und verweist darauf, dass der damalige Baudezernent Dressler die Baugenehmigung unterzeichnete. Er war zugleich von der Stadt entsandtes Gebag-Vorstandsmitglied.

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Reaktionen: „Ich kann kaum glauben, was ich da höre. Das wäre deutlich schlimmer als ich erwartet habe“, kommentiert SPD-Fraktionschef Mettler den WAZ-Bericht zu den RPA-Ergebnissen. „Irgendwer muss doch, wenn das alles so ist, davon gewusst und dafür unterschrieben haben“, fordert er, über Verantwortung zu reden. Vordringlich sei jetzt aber, die Gebag zu retten. „Goldrichtig“ sei der Weg, sie zur GmbH zu machen und sie besser zu kontrollieren. Das sieht auch Linken-Fraktionschef Dierkes so. „Das ist eine reife Leistung, dass alle Risiken bei der Gebag liegen. Wir müssen alles versuchen, den Mühlstein Küppersmühle wegzubekommen.“ Nur wie? Da ist die Politik noch ratlos.

„Wir sind in großer Sorge. Die Gebag muss eine Zukunft haben“, spricht Fraktionsmitarbeiter Kleebaum für die CDU. Hoffnungen setzt man auf den Gebag-Sanierer und die Banken. Auch Grünen-Fraktionssprecher Kantel setzt auf das Sanierungskonzept und spricht wohl für die ganze Politik: „Das ist alles noch nicht zu überblicken.“