Duisburg. .
Stadtdirektor Peter Greulich steht nach seinem Beschwerde-Brief an Ministerpräsidentin Kraft und der Verschleierungstaktik der Stadtspitze beim Loveparade-Gutachten in Kritik. Mitglieder seiner Partei meinen, er mache keine grüne Politik mehr.
Peter Greulich gilt als Aushängeschild der Grünen im Duisburger Rathaus. Der ranghöchste Wahlbeamte mit grünem Parteibuch wurde vor elf Jahren mit grüner Hilfe zum Beigeordneten ins Amt gehoben, seitdem führt er das Dezernat für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz. Im Dezember 2006 wurde er Stadtdirektor, seit Anfang dieses Jahres unterliegt auch das Stadtentwicklungsdezernat seiner Obhut. Ein mächtiger Mann mit vielen Kompetenzen also, den die Grünen im Rathaus geparkt haben.
Doch seit Greulich bei allen Fragen zur Loveparade-Katastrophe für den Oberbürgermeister Adolf Sauerland vor die Kamera tritt, immer mehr Peinlichkeiten der Stadtspitze ans Licht kommen und er zuletzt mit seinem Protestbrief an die Ministerpräsidenten für Kopfschütteln sorgte, erhält das Image des Stadtdirektors zunehmend Kratzer. Zumindest, wenn man die Stimmen aus Greulichs eigener Partei hört. Denn inzwischen sorgen sich auch Mitglieder des Duisburger Kreisverbands wegen „ihres“ Dezernenten um die eigene Außenwirkung.
„Das Verhalten ist nicht
mehr tolerierbar“
„Ich bin über die Vorgänge im Duisburger Rathaus schockiert und mächtig sauer. Das Verhalten der Stadtspitze ist nicht mehr tolerierbar“, macht jetzt Ralf Welters seinen Unmut öffentlich. Die Außenwirkung von Greulich in seiner Rolle als Stadtdirektor hält er für „mehr als skandalös“. „Er repräsentiert als Spitzenbeamter nicht nur die gebeutelte Stadt Duisburg, sondern auch das grüne Image dieser Stadt, denn jeder Bürger weiß, dass er meiner Partei angehört. Und diese Außenwirkung wird durch sein Handeln nachhaltig zerstört“, sagt Welters und betont, dass er sich als Vorstandsmitglied der Grünen in Walsum sowie als Gesamtfraktionsmitglied der Grünen im Rat äußert.
„Ich habe es endgültig satt ständig über solche Peinlichkeiten, Tricksereien, Verschleierungspraktiken und so weiter hören und lesen zu müssen“, wettert Welters in Richtung Stadtdirektor. Ob Greulich das „Ansehen der Grünen beschädigt“, diese Frage will Welters nicht parteiintern diskutieren und das nicht „Problem kleinhalten“, sondern die Debatte in der Öffentlichkeit ausbreiten.
Verständnis für Entrüstung der Walsumer Grünen
Promovierter Geoökologe
Bevor Peter Greulich Umweltdezernent in Duisburg wurde, war er von 1996 bis 2000 bei der Stadt Gütersloh als Beigeordneter für Umwelt, Stadtwerke, Grünflächen, Abwasser- und Abfallwirtschaft tätig. Zuvor hat er von 1991 bis 1996 das Umweltamt der Stadt Menden im Sauerland geleitet. Der Ausgangspunkt seiner beruflichen Laufbahn liegt ebenfalls im kommunalen Umweltschutz: 1987 hat er in dem Bereich als Angestellter der Stadt Essen angefangen.
Der 54-Jährige hat Geografie mit Schwerpunkt Geoökologie studiert und darin 1984 seinen Abschluss gemacht. 1988 wurde er zum Dr. rer. nat. promoviert. Greulich ist als Stadtdirektor vom Duisburger Rat bis 2015 gewählt.
Auch Grünen-Sprecher Matthias Schneider stellt sich langsam die Frage, ob der Stadtdirektor sich richtig positioniert: „Ist das noch ein grüner Stadtdirektor?“. Schneider ist von Greulich „enttäuscht“: „Der soll gefälligst grüne Politik machen.“ Deshalb rät er seinem Parteikollegen auch dringend, sich „das Prinzip des Wahlbeamten“ noch einmal anzuschauen und zu berücksichtigen, dass es im Rat eine rot-rot-grüne Mehrheit ist. Zumal Greulich ja nicht vom Oberbürgermeister in sein Amt bestellt worden sei, sondern vom Stadtrat gewählt. „Die Bastelei mit dem Loveparade-Gutachten ist nicht grün“, so Schneider gegenüber der NRZ. Von daher könne er auch die Entrüstung der Walsumer Grünen gut verstehen. Denn: „Das geht so nicht mehr.“
Zurückhaltender äußert sich Claudia Leiße, Sprecherin des Ortsverbandes West. Sie „unterscheide sehr wohl“, was Greulich in seiner Funktion als Stadtdirektor der Verwaltung oder Mitglied der Grünen sagt. „Als zweithöchster Verwaltungsbeamte in Duisburg müsste er in seinem Verwaltungshandeln unabhängig von der Parteizugehörigkeit neutral sein, wie jeder andere auch“.
Leiße habe nicht den Eindruck, dass Greulich nach seinem Parteibuch entscheide, auch nicht als Umweltdezernent.