Duisburg.
Sein Büro liegt nicht im Vorstandsflur der Gebag – der Sanierer an den Gebag-Katzentisch abgeschoben? „Nein, nein“, versichert Utz Brömmekamp. Nur reine Platzgründe seien es, dass er nicht auf dem Chefflur sitzt.
„Sollen wir Faxen machen oder das Licht einschalten?“, scherzen die Damen an der Rezeption, als sich Utz Brömmekamp zum Foto auf die Gebag-Bank im Foyer setzt. Der 52-Jährige registriert die lockere Freundlichkeit sehr wohl. Vielleicht hat es ja gefruchtet, was er auf der Gebag-Betriebsversammlung gesagt hatte, nachdem ihn der Gebag-Aufsichtsrat gegen die Stimmen der Arbeitnehmer und auf Druck der Banken in den Vorstand des städtischen Wohnungsunternehmens gehievt hatte: Dass er die Gebag wieder nach vorne bringen will, dass „ihr Ruf besser ist, als es von vielen dargestellt wird“.
Die Gebag in bester Erinnerung gehabt
Brömmekamp hat die Gebag in bester Erinnerung. Er ist gebürtiger Duisburger, lebte lange an der Königsberger Allee in Duissern neben einem Gebag-Haus. „Die Gebag war für mich immer das kommunale Wohnungsunternehmen.“
Umso überraschter war er, als er von der „Schieflage“ erfuhr und es nun sein Hauptjob ist, das Unternehmen wieder gerade aufzustellen. Kein leichter Job, aber der Jurist ist MSV-Fan. „Da geht man durch dick und dünn. Bayern-Fan zu sein, ist leicht“, sagt Brömmekamp und lacht.
Der kaltherzige Unternehmensberater und Sanierer? So sieht Brömmekamp seine Aufgabe keineswegs. Seit 15 Jahren ist der Jurist mit dem Düsseldorfer Beratungsunternehmen „mbb consult“ und der Kanzlei darauf spezialisiert, mittelständische Unternehmen betriebswirtschaftlich wie juristisch wieder auf Kurs zu bringen. Eben vor einer Insolvenz. „Chief Restructuring Officer“, kurz CRO, nennt sich dabei der immer öfter eingeschlagene Weg, dass der Sanierer nicht nur berät, sondern auch das Sagen hat, das Empfohlene auch umsetzen kann.
"So spielt man nicht nur Opposition"
„So spielt man nicht nur Opposition. Das ist kein Misstrauen gegen die Mannschaft, sondern oft sehen Dritte von außen eben, was man verbessern kann, was sich eingeschliffen hat.“ Gut sei, betont Brömmekamp, die Zusammenarbeit mit der bestehenden Gebag-Spitze Dietmar Cremer und Marianne Wolf-Kröger. Zugleich sind dem Sanierer aber die politischen Verflechtungen um die Gebag nicht verborgen geblieben: „Mich interessieren keine Nebenkriegsschauplätze“, betont er.
Jenseits der Signale der Vertrauensbildung und Zuversicht, die Brömmekamp aussendet: Was zählt, sind nüchterne Zahlen, die auch die Banken hören wollen, wenn sie der Gebag weiter die Stange halten sollen. Zahlen, die der Sanierer auch zunächst den Gläubigerbanken präsentieren muss. Nur so viel lässt Brömmekamp an Einblick zu: Mit seinen Vermögenswerten ist die Eigenkapitalquote der Gebag nicht das Problem. Aber die Liquidität ist angespannt.
Und das Kerngeschäft, also die wohnungswirtschaftliche Betreuung des Bestandes, „das läuft“. Daraus liest sich zugleich: Es läuft, aber es scheint verbesserungsbedürftig. Die Gebag muss wieder mehr finanziellen Spielraum für Instandhaltung, Modernisierung und für ihr Bauträgergeschäft schaffen. Und dass sich die Gebag von kostspieligen Projekten und Immobilien jenseits des Kerngeschäftes trennen soll, wird seit längerem diskutiert.
"Der Stahlkubus war der Super-Gau"
Doch Kernproblem ist der Erweiterungsbau der Küppersmühle. Das Problem muss der Sanierer, muss die Gebag in den Griff bekommen. „Der Stahlkubus war der Super-Gau“, räumt Brömmekamp ein. Nicht die Kostensteigerungen vorher schrecken ihn, sondern der Pfusch am Bau, der nur Schrott hinterließ. Zugleich ist die einstige Baustellen-Arbeitsgemeinschaft der drei Unternehmen komplett in der Insolvenz, die Gebag als Bauherrin aber gegenüber den Sponsoren in der Fertigstellungsverpflichtung. Zudem leistete sie Millionen an Vorfinanzierung.
Das Mäzen-Ehepaar Ströher wie die Banken wollen nun definitiv und verlässlich wissen, wie teuer es endgültig würde, den Kunst-Quader auf das Silo-Dach zu heben. Zahlen dazu nennt Brömmekamp nicht, will auch die kursierende Zahl von maximal 70 Millionen Euro nicht bestätigen. Weil seine Berechnungen und Überprüfungen von Angeboten der Baufirmen auch noch nicht abschließend vorliegen. Erst dann kann entschieden werden. „Wir tun alles dafür, dass es weiter gehen kann“, unterstreicht Brömmekamp und hofft zuversichtlich, dass Banken und Sponsoren dann mitziehen.