Brücken-Arbeiten machten A40 bei Duisburg zum Nadelöhr
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Duisburg. .
Die Autofahrer bekamen es als Erste zu spüren: Für sie wurde die A40 am Wochenende zum Nadelöhr. Zwei der drei Spuren auf der Rheinbrücke Neuenkamp waren gesperrt, der Verkehr kam zum Erliegen. Der Grund dafür sind Bauarbeiten an der Brücke: Der Zahn der Zeit nagt an dem „Sorgenkind“ der Autobahnmeisterei. Damit die Stahlseile nicht an Tragkraft verlieren, werden sie nun zusätzlich befestigt. Ein Besuch auf der Baustelle, an der Schwindelfreiheit die wichtigste Voraussetzung für jeden Arbeiter ist.
Erich Ruelfs muss seine Arbeit gut machen. Das ist nicht nur für Zigtausend Autofahrer wichtig, sondern auch in seinem eigenen Interesse. Der Bauüberwacher ist zuständig für Projekte auf den Autobahnen im Westen Nordrhein-Westfalens, also auch für die Strecken, die er selbst nutzt: Täglich fährt Ruelfs von Geldern aus zu seinem Arbeitsplatz, der Autobahnmeisterei Duisburg Kaiserberg. Im Stau steht er dabei selten, denn: „Ich kenne fast alle Schleichwege“, sagt Ruelfs verschmitzt.
Schwingende Seile
Doch an diesem Samstag ist alles anders. Um elf Uhr macht Ruelfs sich auf den Weg zur Rheinbrücke Neuenkamp. Dort überwacht der 47-Jährige zur Zeit die Brückenarbeiten, die die A40 in beide Richtungen lahmlegen. Hier gibt es keinen Schleichweg, Bauüberwacher Ruelfs steht geschlagene 40 Minuten im Stau. Er bleibt gelassen: „Da kann man nichts machen“, sagt er nüchtern und blickt in die Ferne.
Vor dem wolkenlosen Horizont zeichnet sich dort die Rheinbrücke ab. Schon von weitem erkennt man die weißen Arme mehrerer Steiger, die an den gelben Trägerseilen hochragen. Zwei mal neun Stahlseile verbinden die Stützpfeiler auf beiden Seiten mit dem Boden. Sie sind das Markenzeichen der Brücke – und zugleich ihre größte Schwachstelle: „Der Wind bringt einzelne Seile zum Schwingen. Die anderen Seile müssen dann deren Last mittragen“, erklärt Erich Ruelfs. Die Trägerseile auszutauschen, würde Millionen kosten. „Wir wollen diesen Termin herauszögern.“
Schwindelerregende Höhe
Auf der Baustelle begrüßt er Marcel Vecchi. Der Baumeister ist Brückenspezialist und bringt mit seinen Kollegen spezielle Halterungen an den Seilen an, sogenannte Distanzschellen. Dazu müssen die Arbeiter erst mal hoch hinaus. Vecchi: „Höher als 38 Meter können wir nicht gehen, dann wird es zu gefährlich.“
Auf der A-40-Rheinbrücke
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Zu den Brückenarbeitern gehört auch Benedikt Frehn. Er schnappt sich eine der Distanzschellen und steigt in den Korb eines Steigers. Schnell geht es in schwindelerregende Höhen. „Beim ersten Mal hatte ich noch ein mulmiges Gefühl, aber man gewöhnt sich schnell dran“, sagt Frehn. Mit einem Kollegen bringt er die Schelle zwischen den Seilen an, es ist Fummelarbeit. 160 dieser Stabilisatoren müssen sie anbringen, drei Wochenenden haben sie dafür Zeit.
Das Sorgenkind
Als Benedikt Frehn wieder am Boden ist, um neue Schellen zu holen, rast ein silberner BMW heran. Im Vorbeifahren brüllt der Fahrer eine obszöne Beleidigung. Die Arbeiter lachen. „Daran gewöhnt man sich“, meint Bauleiter Vecchi. „Einmal wurden wir sogar mit Bierflaschen beworfen.“ Beschimpfungen können einen da wohl nicht mehr schocken.
Bis abends arbeiten die Arbeiter an der Rheinbrücke, die Erich Ruelfs als „Sorgenkind“ bezeichnet. Die Bauarbeiter stört das nicht. Im Gegenteil: „So bekommen wir Aufträge“, ruft einer. Dann hebt er wieder ab.
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