Duisburg. .

Der Pianist und Dirigent Stefan Schreiber ist nicht nur direkt gegenüber dem Theater auf der Moselstraße aufgewachsen, sondern war dort von 1997 bis 2001 auch als Korrepetitor mit der Einstudierung vieler Opern betraut. Nach einer weiteren künstlerischen Station in Hannover ist er seit 2006 Studienleiter der Staatsoper Stuttgart.

Bereits als Zehnjähriger wurde der 1968 geborene Stefan Schreiber Schüler der Niederrheinischen Musikschule, die damals in der Ruhrorter Schifferbörse untergebracht war. „Bei José Prado habe ich gelernt, wie ich mich nur auf die Muskeln konzentriere, die für das Musizieren wirklich benötigt werden. Mit diesem Wissen kann ich auch eine achtstündige Wagner-Probe spielen, ohne Ermüdung oder Verspannung zu spüren.“

Während des Schostakowitsch-Festivals 1984 durfte der 16-Jährige mit dem berühmten Tanejew-Quartett auftreten: „Die Festivals, die Kulturdezernent Dr. Konrad Schilling hier über Dmitri Schostakowitsch und Charles Ives auf die Beine gestellt hat, waren für mich in ihrer Offenheit für die Moderne sehr aufregend und für meine musikalische Bildung von unschätzbarem Wert.“

Robert-Schumann-Hochschule

Das Theater, in dem Schreiber schon als Kind Schönbergs „Moses und Aron“ als prägend erlebte, und das Lehmbruck-Museum waren und sind für ihn immer noch die kulturellen Zentren der Stadt: „Die Brücke zwischen bildender und musikalischer Kunst wurde mir bereits durch die Große Stehende von Lehmbruck im Opernfoyer versinnbildlicht.“ Wenn Schreiber seine Eltern besucht, geht er stets auch ins Museum.

Nach dem Abitur am Landfermann-Gymnasium begann Schreiber an der Robert-Schumann-Hochschule ein Kapellmeisterstudium bei Wolfgang Trommer und besuchte mit Fazil Say die Klaviermeisterklasse von David Levine. Danach ging es direkt an die Wuppertaler Bühnen, wo er auch einige Vorstellungen von Pina Bauschs Weill-Abend „Die sieben Todsünden/Fürchtet euch nicht“ dirigierte. „Ihre Arbeiten haben mich sehr beeindruckt. Und zu erleben, wie eine so konsequente Erneuerin ihrer Kunst ganz selbstverständlich ihren festen Platz in einem Drei-Sparten-Haus hatte, das hat meine Sicht auf die Aufgaben und Möglichkeiten des Theaters entscheidend geprägt.“

Finanzielle Grundlagen

In seinen vier Spielzeiten an der Deutschen Oper am Rhein empfand Schreiber besonders die Arbeit mit Zoltán Peskó und Hans Wallat prägend: „Heute hat man fast vergessen, dass Peskó drei Jahre GMD der Rheinoper war. Es wurde sehr unterschätzt, welch ein Intellektueller Peskó ist, dessen Kompetenz sich weit über das rein Fachliche der Musik erstreckt.“ Und über Hans Wallat, dem er auch bei der Einstudierung der ersten beide Teile des Nibelungen-Rings im Landschaftsparks assistierte, sagt er: „Das große Wagner- und Strauss-Repertoire mit ihm zu erarbeiten, war ein Geschenk.“

Als „großen Schock“ erlebte er die Entscheidung der Stadt, zur Spielzeit 2003/2004 an der Rheinoper zu sparen, was die Zahl der Vorstellungen von 150 auf 100 senkte. Zur aktuellen Spardiskussion merkt er an: „Wenn Duisburg am Erhalt des hohen künstlerischen Niveaus der Rheinoper interessiert ist, dann müssen auch die finanziellen Grundlagen erhalten bleiben.“

An der Staatsoper Stuttgart sieht sich Stefan Schreiber als „Schnittstelle zwischen Musik und Szene“. Gerade erarbeitet er mit dem Opernstudio die deutsche Erstaufführung des „Girotondo“ von Fabio Vacchi nach Schnitzlers „Reigen“. Und freut sich auf eine ganz besondere Rarität: Leos Janaceks „Schicksal“. „Ich bin eine wenigen Mitarbeiter der Staatsoper Stuttgart, die diese Oper schon kennen, ich habe sie nämlich bereits 1986 an der Rheinoper gesehen!“