Duisburg. . Von Rom über Kopenhagen nach Duisburg: Dirigent Giordano Bellincampi ist ein Kosmopolit. Am 7. und 8. September eröffnet Bellincampi die Konzertsaison 2011/2012 der Duisburger Philharmoniker. Am 1. September 2012 wird er ihr Generalmusikdirektor.

Er ist Römer, kam als Elfjähriger mit seinen Eltern nach Kopenhagen. Italienisch und Dänisch spricht er perfekt – Deutsch überraschend gut . Ab 1. September 2012 ist Giordano Bellincampi Generalmusikdirektor der Duisburger Philharmoniker.

Schon jetzt ist die Neugier groß, das 1. Philharmonische Konzert der Saison 2011/2012 praktisch ausverkauft. Leitet der 45-Jährige doch am 7. und 8. September zum ersten Mal ein Konzert mit den Philharmonikern, die er bislang nur aus der Arbeit an der „Bohème“-Produktion an der Rheinoper kennt.

Bei dieser Arbeit muss es zwischen Orchester und Dirigent gefunkt haben. Orchester und Orchesterleitung hatten sich einhellig für Bellincampi als Nachfolger Jonathan Darlingtons ausgesprochen. „Die Chemie war gut“, schildert Bellincampi die „guten und effektiven“ Bohème-Proben.

Vertrag ist unterschriftsreif

Das mag auch daran liegen, dass er selbst aus dem Orchester kommt. Er hat bis zum Alter von 31 Jahren im Orchester Posaune gespielt und „Dirigieren studiert, um ein besserer Orchestermusiker zu werden“. Nach der Zustimmung der Bezirksregierung sei der Vertrag jetzt auch endlich unterschriftsreif, sagt Philharmoniker-Intendant Dr. Alfred Wendel erleichtert.

Das erste sinfonische Programm, das Bellincampi am Pult der Philharmoniker präsentiert, stand schon fest, bevor klar war, dass er GMD werden würde. Debussy, Barber, Webern, Schumann – da werden sehr unterschiedliche Farben aufgetragen. Bellincampi sieht bei Debussy und Webern den Klang im Vordergrund, beim Barber-Violinkonzert den Rhythmus, bei der 4. Sinfonie von Schumann die Leidenschaft.

Kommunikation mit dem Publikum ist sehr wichtig

Bellincampis Leidenschaft für Musik wird im Gespräch deutlich: Gefragt nach seinen Hobbys, muss er fast ungläubig lachen, nennt dann als „italienische Hobbys“ Fußball, Essen und Wein. Aber eigentlich bleibt ihm dafür wenig Zeit, denn – neben der Leitung der Jutland Opera in Aarhus und Verpflichtungen als Dirigent – stöbert er auf der Suche nach anderen Klängen am liebsten in historischen Aufnahmen etwa mit Caruso.

Der Vater von zwei Töchtern (23 und 16) und eines Sohns (20), der mit einer Lehrerin verheiratet ist, hat bislang auch kaum Zeit gehabt, sich auf Duisburg vorzubereiten. Vorerst hat er die Konzertprogramme der letzten Jahre studiert und etwa festgestellt, dass Beethovens 7. Sinfonie und das Verdi-Requiem lange nicht aufgeführt worden sind. Auch gebe es einen „guten Dialog“ mit den Musikern. Aber für eine programmatische Aussage sei es noch zu früh, sagt Bellincampi.

„Sehr wichtig“ sei ihm die Kommunikation mit dem Publikum. Selbstverständlich woll er „das Orchester als traditionelle Kulturinstitution mit der moderne Zeit verbinden“. Es gelte, das junge Publikum zu gewinnen, aber auch mentale Türen zu öffnen.