Duisburg. .
Jonathan Darlington ist seit neun Jahren Generalmusikdirektor der Duisburger Philharmoniker. Ende der Spielzeit 2011 verlässt er seinen Posten. Es sei an der Zeit, sich neue Aufgaben zu suchen. Darlingtons Terminkalender für 2013 ist bereits voll.
Erst in der Mercatorhalle geprobt, dann schnell nach Hause zur Silvesterfeier an die Seine und schließlich zurück an den Rhein. Dennoch blieb Jonathan Darlington ein wenig Zeit für ein kurzes Gespräch. „Es ist das Ende einer schönen Beziehung“, sagt der charismatische Brite, der am Ende der Spielzeit 2011 sein Engagement als Generalmusikdirektor der Philharmoniker beendet.
Wenn der reisende Dirigent, der auch noch Orchesterchef im kanadischen Vancouver ist, um eine Bilanz des vergangenen musikalischen Jahres gebeten wird, dann ist er kein spontaner Buchhalter. „Ich plane immer nur für das nächste Projekt“, sagt er lächelnd, ist aber dann doch mit dem Jahr 2010 in Duisburg „sehr zufrieden“. Das Orchester sei noch besser geworden, und bei jeder Probe könne er von den Musikern etwas lernen.
Viele Konzerte ausverkauft
Die meisten Konzerte seien inzwischen fast ausverkauft. Zudem freut sich der agile Dirigent mit dem jugendlichen Charme, mit den Philharmonikern wieder eine neue CD präsentieren zu können (mit Liveaufnahmen von Debussys „La Mer“ und Strawinskys „Le Sacre du Printemps“).
Es sei insgesamt eine „glückliche Zeit“ in Duisburg gewesen. Daher sei es schon schmerzlich, wenn er am 18. und 19. Mai mit Mahlers Sinfonie Nr. 2, der „Auferstehungssinfonie“, hier als Dirigent sein Abschiedskonzert gebe. Doch nach neun Jahren sei es an der Zeit, sich neuen Aufgaben stellen. „Mein Terminkalender ist bis 2013 voll“, sagt Jonathan Darlington ohne Anflug von vorauseilender Müdigkeit, der neue Projekte unter anderem in Genf, Dresden, Berlin und immer wieder auch in Vancouver plant. Ob er nach Duisburg als Gastdirigent zurückkehrt, sei Sache der Gastgeber.
Ära geht zu Ende
Doch in den neun Jahren der meist gefeierten Darlington-Ära, in der das Orchester verjüngt wurde und enorm an musikalischem Profil gewann, gab es auch schwierige Situationen. Wie Darlington sagt, gehöre die Zeit im Theater am Marientor dazu, das viele Musikfreunde wegen seiner schlechten Akustik mieden. Als sich dann der Bau der neuen Mercatorhalle verzögerte, drohte er damit, seinen Vertrag in Duisburg nicht zu verlängern. „Ich habe es damals ernst gemeint“, sagt Darlington.Und er bekam seine Halle. Was in den Zeiten der aktuellen Finanzkrise wohl nicht möglich gewesen wäre.
Auch seine Kritik, die Eröffnung des City-Palais und der neuen Mercatorhalle mit dem Schlagerstar Howard Carpendale zu feiern, sorgte für feine Erschütterungen im Rathaus. „Dies konnte keiner außer mir sagen“, schmunzelt der smarte Brite. Insgesamt sei man ihm aber von Seiten der Politik und aus dem Rathaus immer mit großer „Höflichkeit und Respekt“ begegnet.
Wenn man dann am Ende des kurzen Gesprächs wissen will, wer denn wohl sein Nachfolger als GMD wird, dann bleibt Jonathan Darlington die Antwort schuldig. „Ich bin da außen vor“, sagt er und betont, dass dies nicht seine Entscheidung sein könne. Dann muss der musikalische Globetrotter, der sich immer noch durch Langstreckenlauf und jetzt auch noch in Kanada durchs Kajakfahren fit hält, aber schnell wieder zurück nach Paris.