Duisburg. .
Die Hamborner Friedenskirche scheint eine gute Schule für Dirigenten zu sein: So erwarb hier Benjamin Reiners seine ersten musikalischen Grundlagen. Später leitete er für sechs Jahre das Jugendorchester Duisburg.
Nach zwei Jahren als Korrepetitor und Dirigent am Münchener Gärtnerplatztheater wechselt Reiners in der nächsten Saison als 2. Kapellmeister an die Staatsoper Hannover.
Der 1983 in Hamborn geborene Benjamin Reiners wurde in seinem musikalischen Werdegang von einer Vielzahl Duisburger Institutionen geprägt: „Weil ich als Kind bei Musik immer ganz besonders reagiert habe, wurde ich schon mit vier Jahren von meinen Eltern zur musikalischen Früherziehung in die Niederrheinische Musikschule geschickt.“
Dort erhielt Reiners als Kind sechs Jahre Unterricht an der E-Orgel, der in ihm den Drang weckte, auch an der Kirchenorgel zu musizieren. So wurde Reiners schon mit elf Jahren Orgelschüler von Udo Witt, der damals die Kantorei der Friedenskirche leitete. Bei Witt, den Reiners immer noch als „musikalischen Ziehvater“ sieht, durfte er mit 16 Jahren erstmals eine Chorprobe übernehmen.
Bei aller Begeisterung für die Kirchenmusik wurde Reiners aber bald vom Theatervirus infiziert: „Manchmal kam es vor, dass ich in einer Woche dreimal ins Duisburger Theater gegangen bin und mir die Vorstellungen aus dem 2. Rang angeschaut habe.“ Besonders die Möglichkeit, in kurzer Zeit ein großes Repertoire kennen zu lernen, schätzte der 28-jährige Dirigent an der Rheinoper: „Ich habe hier sogar mal innerhalb einer Woche ,My fair Lady’, ,Die Fledermaus’, ,Tannhäuser’ und ,Don Giovanni’ gesehen. Welches andere Haus bietet solche Möglichkeiten?“
Nach dem Studium ans Münchener Staatstheater
Da sind für Reiners die Pläne einiger Duisburger Kommunalpolitiker vollkommen unverständlich, den Etat der Rheinoper weiter zu kürzen: „Wenn Duisburg als fünfzehntgrößte Stadt Deutschlands auf das Musiktheater verzichten müsste, wäre das entsetzlich!“
Auch in seiner Zeit am Hamborner Abteigymnasium war Reiners musikalisch aktiv, gehörte acht Jahre lang der Musical-AG an: „Unser Musik-Lehrer Werner Kettler hat uns da ganz viele Möglichkeiten eröffnet.“ Nicht nur, dass Reiners bei „Grease“ selbst als Hauptdarsteller auf der Bühne des Theaters am Marientor stand. Als er 2003 auch noch die Leitung des Jugendorchesters übernahm, spielte der Klangkörper unter dem Dirigat des Abiturienten Reiners „My Fair Lady“.
Nach dem Studium erhielt Reiners direkt ein Engagement als Korrepetitor mit Dirigierverpflichtung an das Münchener Staatstheater am Gärtnerplatz. Dort leitete er Aufführungen von „My fair Lady“, „Fledermaus“ , „Gräfin Mariza“ und die Operettengala „Sterne der Bühne“. Als besondere Höhepunkte sieht er ein Sinfoniekonzert, das er für den mittlerweile verstorbenen Chefdirigenten David Stahl übernehmen konnte, und ein Gastspiel seines Ensembles mit Donizettis „Viva la mamma“ in der Kölner Philharmonie: „In diesem Konzertsaal zu dirigieren, war schon ein spektakuläres Erlebnis.“
In Hannover ist Platz für das Klavier aus Hamborn
Vor Vorstellungen beachtet Reiners zwei wichtige Rituale: „Nicht mit dem Aufzug fahren, für den Fall, dass ich stecken bliebe, und die Zähne putzen. Danach fühle ich mich einfach gut!“ Zurzeit lebt Reiners noch auf beengten 35 Quadratmetern in München, doch die Wohnung in Hannover, wohin Reiners in der nächsten Saison als 2. Kapellmeister wechselt, soll auf jeden Fall größer werden.
Schließlich kann er dann mit seiner Freundin, einer Sopranistin, die gerade das Konzertexamen in Hannover ablegt, eine gemeinsame Wohnung beziehen. Dieses Mal soll auch noch Platz für sein Klavier sein. Das steht nämlich noch bei den Eltern in Hamborn.