Duisburg.

Wegen zweifachen versuchten Mordes muss sich derzeit ein 33-jähriger Pole vor dem Duisburger Landgericht verantworten. Am 27. November 2010 soll er in einer Wohnung auf der Heerstraße zwei Landsleute durch Tritte lebensgefährlich schwer verletzt haben.

Der Prozess kam am gestrigen zweiten Verhandlungstag nicht recht vom Fleck. Gleich zwei Zeugen blieben unentschuldigt fern. Ein dritter wurde nach seiner Aussage vom Staatsanwalt wegen des Verdachts der Falschaussage im Gerichtssaal festgenommen.

Zwei Zeugen blieben der Verhandlung fern

Das Schwurgericht konnte über die Einstellung der Zeugen nur die Köpfe schütteln: Gleich zwei Personen aus dem Umfeld der Tat unter polnischen Tagelöhnern, die ihren Lebensmittelpunkt offenbar im Böninger Park und an einer nahe gelegenen Trinkhalle hatten, folgten der Ladung nicht. Einer hatte sich offenbar gegenüber Bekannten dahingehend geäußert, dass er auf keinen Fall erscheinen wolle – eher würde er so tun, als sei er nach Polen gereist. Die beiden pflichtsäumigen Männer sollen nun von der Polizei vorgeführt werden. Außerdem kostet sie der Spaß 300 Euro oder ersatzweise sechs Tage Ordnungshaft.

Den Vogel schoss aber der einzige erschienene Zeuge ab. Der 40-jährige Pole war in der Tatnacht von einem Landsmann zum Ort des Geschehens gerufen worden. „Als ich kam, lagen zwei schwer verletzte Männer auf dem Hof und in der angrenzenden Erdgeschosswohnung.“ Vergeblich habe er sich bemüht, den schlafenden Angeklagten zu wecken. Bei seiner Aussage verwickelte sich der Zeuge allerdings in zahlreiche Widersprüche und verstieg sich zu der Behauptung, er könne sich nicht vorstellen, dass der fleißige und abstinente Angeklagte der Täter gewesen sei.

Eine Nacht in Haft

Der Vorsitzende ließ ein Wortprotokoll anfertigen. Der Zeuge reagierte überrascht, als der Staatsanwalt ihn am Ende festnahm. Die Nacht musste der 40-Jährige im Polizeigewahrsam verbringen, bevor er heute dem Haftrichter vorgeführt wird.