Duisburg. .

Wanderführer Peter Cerutti vermittelt heute das Gefühl, als ginge es auf eine abenteuerliche Expedition: „Wir machen uns heute auf in den hohen Norden.“ – Was klingt wie eine Tour in fremdländische Gefilde, ist nichts anderes als die fünfte und vorletzte Etappe auf dem DU-Weg.

Seit fünf Tagen ist eine vom Sauerländischen Gebirgsverein (SGV) geführte Gruppe auf dem 90-Kilometer-Rundweg um Duisburg unterwegs. Die meisten der Wanderteilnehmer betreten heute Neuland, wohnen sie doch überwiegend im Süden Duisburgs. So wie der Selmer Cerutti, der auf vorherigen Etappen stets der richtige Ansprechpartner war, wenn weniger Ortskundige wissen wollten, wo genau, man sich befindet. Hier ist er am Ende mit seinem Latein. Jeder muss sich selbst ein Bild machen vom hohen Duisburger Norden.

Tipps zum Nachwandern

Die Anreise: Etappenstart und -ziel sind jeweils nur mit Umstiegen zu Erreichen. Die Bushaltestelle Königstraße in Walsum erreicht man von der Haltestelle Schwan mit dem Bus 919 oder von Walsum Rathaus mit dem Bus 905. Die beiden Umstiegspunke sind jeweils mit Straßenbahnen vom Hauptbahnhof aus zu erreichen. Zurück geht es von der Bushaltestelle Neuhausweg mit Bus 910 oder 917 bis Hamborn Rathaus, von wo Bahnen den Hauptbahnhof ansteuern. Für den DU-Weg ist dies der komplizierteste An- und Abreisefahrplan der sechs Etappen. Wandern mehrere Autobesitzer lohnt sich vielleicht eine Fahrgemeinschaft.

Die Route: Die 15-Kilometer-Etappe quert den Duisburger Norden überwiegend auf Spazierwegen, gelegentlich auch über Bürgersteige. In etwas mehr als 4,5 Stunden stehen als landschaftliche Akzente die Rheinauen, die alte Emscher und der Revierpark Mattlerbusch auf dem Plan.

Höhen und Tiefen: Von den gewanderten Etappen ist der fünfte Abschnitt sicherlich derjenige, der am seltensten Wanderer zu Gesicht bekommt. Ausgebaute Wege gibt es zwar, aber kein dicht zusammenhängendes Wegenetz, so dass der Weg auch immer wieder über Straßen, durch Siedlungen und Gewerbegebiete führt – wer also unterwegs etwas aus dem Baumarkt brauchen sollte... Dafür entlohnt der 45 Hektar Revierpark Mattlerbusch mit seinem alten Baumbestand und weitläufigen Wiesen.

Abstecher: Kurz vor Etappenziel hat der Wanderer die Möglichkeit, in der Niederrheintherme die geschundenen Knochen und Muskeln zu entspannen: Hier kann man in der Sauna und im Thermalbad Kraft für den Endspurt tanken.

Einkehren: Im Schatten der Saline lässt sich gut Pausieren. Der Parkkiosk mit großer Sonnenterasse ist genau das Richtige für alle, die sich mit kalten oder warmen Getränken stärken und eine günstige Kleinigkeit zu sich nehmen möchten. Wem ein Snack nicht reicht, der kann nebenan im Brauhaus Mattlerbusch schlemmen. Eine Einkehrmöglichkeit bietet sich zudem auf dem letzten Wegstück bei Röttgersbach am Golfclub.

Los geht es in den Walsumer Rheinauen. Für das Landschaftsbild dieses Teils der Stadt braucht der Maler heute vor allem einen Farbton: Sattes Rheinwiesengrün, dazu ein unergründliches Grau für den dahinfließenden Rhein, ein paar Nuancen heller, aber nicht weniger undurchsichtig: Himmelsgrau. Von der Hoffnung auf schöneres Wetter für die Wanderwoche hat man sich längst verabschiedet, ebenso wie die Wanderer schon nach kurzer Zeit Abschied vom großen Fluss nehmen müssen.

Scharf knickt der DU-Weg vom Rheindeich ab. Schade, so schön ist es hier, dass man gerne bis zum Meer weitergelaufen wäre. Aber der nördlichste Punkt ist erreicht, es geht ostwärts durch den Norden. Gut ausgebaute Spazierwege schlagen ihre Schneisen zwischen Wohngebieten und Schrebergärten. Hinter dem Walsumer Friedhof vorbei, erreicht die Wandergruppe ein kleines Wäldchen, den Driesenbusch, an dessen Rande es weiter gen Röttgersbach geht.

Belustigte Blicke

Immer wieder führt diese Etappe auch an stärker befahrenen Straßen entlang. Die Handwerker, die ihren Kastenwagen für den Tross zum Stehen bringen, gucken belustigt und können sich offenbar keinen Reim darauf machen, warum die Wandersleut durchs Gewerbegebiet trotten. Was soll’s , schon bald schlägt sich der DU-Weg wieder in die Büsche. Eine Pause wäre schön, die Mägen knurren. Vergebens halten die Hungrigen Ausschau nach Parkbänken, die genug Platz bieten würden. Augenscheinlich ist man auf Bedürfnisse dieser Art nicht eingerichtet. Wer hier spazieren geht, tut das mit seinem Hund oder einmal um den Block, ganz gewiss ohne Picknickvorhaben. „Eine Bankenkrise der anderen Art.“ kommentiert Cerutti.

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Die einzig wirklich ortskundige Mitwandererin, Andrea Dahlke aus Röttgersbach, die erstmals mit dem SGV wandert, gibt Auskunft, wo die Truppe jetzt ist: Linker Hand liegt Aldenrade, rechter Hand Fahrn. Für alle offensichtlich liegt geradeaus die A 59. Zwischen Lärmschutzwand und Schrebergärten wandert die Gruppe weiter. Gut einen Kilometer an der Autobahn entlang bis zur kleinen Emscher, die den Wanderern ebenso lang nicht von der Seite weicht.

Vökerwanderung auffe A Neununfuffzich, oder wat?

Einen landschaftlichen Akzent, das wissen auch Südlichter, hält der Norden noch bereit: Den Revierpark Mattlerbusch. Die gepflegte Parkanlage mit ihren Springbrunnen und Blumenflächen lockt auch mit einem Büdchen für die vorgezogene Schlusseinkehr. Zum Kaffee gibt es eine Prise Salinenluft, denn die Sonnenterrasse am Kiosk liegt direkt an der Niederrheintherme. Und es gibt wieder belustigte Blicke.

Als die Wanderer sich aufraffen für den letzten Kilometer bis Röttgersbach, durch Wiesen und Felder, am Rande der beschaulichen Siedlung entlang, beäugt man sie amüsiert: Einer, der aussieht wie ein Stammgast der kleinen Trinkhalle im Mattlerbusch: „Wat soll’n dat werden: Völkerwanderung auffe A Neununfuffzich, oder wat?“