Duisburg. . Die Parteivorsitzenden der Linken, Klaus Ernst und Gesine Lötzsch, schickten Kubas Ex-Staatschef Castro Geburtstags-Glückwünsche - und sorgen bundesweit für Schlagzeilen. Die Duisburger Linken sehen die Aufregung als Symptom anstehender Wahlkämpfe.

Der Glückwunsch der Linken- Parteivorsitzenden Klaus Ernst und Gesine Lötzsch an den ehemaligen kubanischen Staats-Chef Fidel Castro anlässlich seines 85. Geburtstages sorgt bundesweit für Schlagzeilen.

Die Duisburger Kreissprecherin Ute Abraham sieht die Aufregung vor allem vor dem Hintergrund der anstehenden Wahlkämpfe. In Bezug auf die Verletzung von Menschenrechten in Kuba sagte sie: „Es muss natürlich kritisiert werden, was kritisiert werden muss. Kuba fehlt noch Demokratie. Und die Todesstrafe ist eines sozialistischen Staates unwürdig.“

Keine Auswirkung auf rot-rot-grün

Am Montag verzeichnete die Geschäftsstelle in Hochfeld keine Reaktionen von Mitgliedern zu diesem Thema. „Unsere Mitglieder sehen die Debatte wohl eher unaufgeregt.“ Trotzdem könnte das Thema in der Mitgliederversammlung oder in Ortsvereinsversammlungen durchaus noch angesprochen werden.

Ute Abraham geht nicht davon aus, dass das Verhalten der beiden Vorsitzenden Auswirkungen auf das kommunale rot-rot-grüne Bündnis haben wird. „Das würde mich wundern. Wenn so etwas Auswirkungen hätte, müssten wir auch über Afghanistan sprechen. Wir haben uns auf kommunaler Ebene auf bestimmte Positionen geeinigt, die unsere Arbeitsgrundlage bilden.“

So sieht es auch der Sprecher der Duisburger Grünen, Matthias Schneider. „Es ist natürlich unsäglich, was da geschrieben wurde. Ich verstehe es auch nicht. Ich glaube, die Linke ist immer noch im Prozess der Parteibildung. Ich sehe aber dadurch keine konkreten Auswirkungen auf die Zusammenarbeit hier in Duisburg.“

Verbesserungen im sozialen Bereich

Anders habe es bei dem Skandal um das antisemitische Hetz-Pamphlet eines verurteilten Holocaustleugners ausgesehen, das unkontrolliert auf auf den Seiten der Jugendorganisation solid laut Linke illegal veröffentlicht wurde. „Dazu beziehen wir dann natürlich Stellung und beraten das auch in unseren Gremien.“ Die Duisburger Linken seien an pragmatischer Politik interessiert und wolle in Duisburg vor allem im sozialen Bereich Verbesserungen erreichen. „Man braucht dazu einen verlässlichen Partner und auch die Öffentlichkeit muss wissen, wo es bei der Partei lang geht.“

Duisburgs SPD-Vorsitzender, Innenminister Ralf Jäger, sieht ebenfalls keine Auswirkungen auf die Zusammenarbeit mit den Linken in Duisburg. Man arbeite auf kommunaler Ebene zu Gunsten der Stadt vernunftorientiert zusammen. Jäger: „Inhaltlich halte ich das Glückwunschschreiben an Castro für genauso unsäglich wie einst das Glückwunschschreiben von Franz-Josef Strauß an den südafrikanischen Apartheidsführer Botha.“

Das Ende einer Ära

Der Rechtsanwalt Fidel Castro führte Kuba bereits seit 1959. Zunächst als Regierungschef, ab 1976 als Staatschef. Das Archivbild aus den frühen 60ern zeigt Castro und seinen
Der Rechtsanwalt Fidel Castro führte Kuba bereits seit 1959. Zunächst als Regierungschef, ab 1976 als Staatschef. Das Archivbild aus den frühen 60ern zeigt Castro und seinen "Kampfgenossen" Ernesto "Che" Guevara, damals Präsident der kubanischen Nationalbank. © AFP
Castro, geboren 1926, war mit der „Bewegung des 26. Juli“ (M-26-7) treibende Kraft der kubanischen Revolution gegen den Diktator Fulgencio Batista. Nach dessen Sturz im Jahr 1959 führte Castro das Land in den Kommunismus.
Castro, geboren 1926, war mit der „Bewegung des 26. Juli“ (M-26-7) treibende Kraft der kubanischen Revolution gegen den Diktator Fulgencio Batista. Nach dessen Sturz im Jahr 1959 führte Castro das Land in den Kommunismus. © AFP
Die einen bezeichnen Castro als Mythos, die anderen als Diktator. Der das politische System auf sich selbst ausgerichtet und zahlreiche Hinrichtungen sowie die Inhaftierung von Oppositionellen angeordnet habe.
Die einen bezeichnen Castro als Mythos, die anderen als Diktator. Der das politische System auf sich selbst ausgerichtet und zahlreiche Hinrichtungen sowie die Inhaftierung von Oppositionellen angeordnet habe. © AFP
Castro verstaatlichte nach seinem Machtgewinn 1959 Industrie und Landwirtschaft, führte die Planwirtschaft ein und lehnte sich außenpolitisch eng an die Ostblockmächte an. 1961 bekannte Castro sich öffentlich zum Kommunismus und beschwor so den Konflikt mit den USA herauf.
Castro verstaatlichte nach seinem Machtgewinn 1959 Industrie und Landwirtschaft, führte die Planwirtschaft ein und lehnte sich außenpolitisch eng an die Ostblockmächte an. 1961 bekannte Castro sich öffentlich zum Kommunismus und beschwor so den Konflikt mit den USA herauf. © AFP
Weil Castro der Sowjetunion erlaubte, Mittelstreckenraketen auf Kuba zu stationieren, trug er darüber hinaus 1962 mit zur Kubakrise bei, die die Welt an den Rand eines Atomkriegs brachte.
Weil Castro der Sowjetunion erlaubte, Mittelstreckenraketen auf Kuba zu stationieren, trug er darüber hinaus 1962 mit zur Kubakrise bei, die die Welt an den Rand eines Atomkriegs brachte. © AFP
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion kam es zu einer neuen Krise: Die von Michail Gorbatschow eingeleitete Reformpolitik führte wegen des Wegfalls zahlreicher Handelsbeziehungen zu einer Wirtschaftskrise in Kuba. Außerdem setzte 1989 eine Massenflucht in die USA ein.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion kam es zu einer neuen Krise: Die von Michail Gorbatschow eingeleitete Reformpolitik führte wegen des Wegfalls zahlreicher Handelsbeziehungen zu einer Wirtschaftskrise in Kuba. Außerdem setzte 1989 eine Massenflucht in die USA ein. © AFP
1994 reagierte Fidel Castro auf den Unmut in seinem Land mit einer großen Wirtschaftsreform. Die politische Lage entspannte sich, und der Tourismus bekam eine größere Bedeutung.
1994 reagierte Fidel Castro auf den Unmut in seinem Land mit einer großen Wirtschaftsreform. Die politische Lage entspannte sich, und der Tourismus bekam eine größere Bedeutung. © AFP
Dennoch wehrte sich Castro gegen einen Systemwandel, was zur Folge hatte, dass Kuba - bis auf wenige Ausnahmen - außenpolitisch isoliert blieb.
Dennoch wehrte sich Castro gegen einen Systemwandel, was zur Folge hatte, dass Kuba - bis auf wenige Ausnahmen - außenpolitisch isoliert blieb. © AFP
Papst Johannes Paul II. ließ den Kontakt zu Kuba nie abbrechen.
Papst Johannes Paul II. ließ den Kontakt zu Kuba nie abbrechen. © AFP
Castro reiste im April 2005 zur Beerdigung des katholischen Oberhauptes nach Rom. In seinem eigenen Land ordnete er höchstpersönlich eine Staatstrauer an.
Castro reiste im April 2005 zur Beerdigung des katholischen Oberhauptes nach Rom. In seinem eigenen Land ordnete er höchstpersönlich eine Staatstrauer an. © AFP
Der Abschied beginnt: Dieses Bild zeigt Castro und seinen Bruder und Stellvertreter Raul Castro. Zwei Wochen vor seinem 80. Geburtstag hatte Fidel Castro wegen gesundheitlicher Probleme die Regierungsgeschäfte vorläufig an seinen fünf Jahre jüngeren Bruder übergeben.
Der Abschied beginnt: Dieses Bild zeigt Castro und seinen Bruder und Stellvertreter Raul Castro. Zwei Wochen vor seinem 80. Geburtstag hatte Fidel Castro wegen gesundheitlicher Probleme die Regierungsgeschäfte vorläufig an seinen fünf Jahre jüngeren Bruder übergeben. © AFP
Castro hatte sich im August 2006 einer komplizierten Darm-Operation unterzogen und deshalb seinen Bruder mit den Amtsgeschäften betraut.
Castro hatte sich im August 2006 einer komplizierten Darm-Operation unterzogen und deshalb seinen Bruder mit den Amtsgeschäften betraut. © AFP
Es war das erste Mal seit der Revolution von 1959, dass Castro die Regierungsgeschäfte abgegeben hat.
Es war das erste Mal seit der Revolution von 1959, dass Castro die Regierungsgeschäfte abgegeben hat. © AFP
Seitdem wurde Fidel Castro in der Öffentlichkeit nicht mehr gesehen. Allerdings strahlt das Fernsehen gelegentlich vorab aufgezeichnete Beiträge mit ihm aus.
Seitdem wurde Fidel Castro in der Öffentlichkeit nicht mehr gesehen. Allerdings strahlt das Fernsehen gelegentlich vorab aufgezeichnete Beiträge mit ihm aus. © AFP
Am 20. Januar 2008 wird die Nationalversammlung in Kuba neu gewählt. Anfang Dezember ließ sich Castro als Kandidat aufstellen. Was Gerüchte nach einer Rückkehr des kranken Staatsführers aufkommen ließ.
Am 20. Januar 2008 wird die Nationalversammlung in Kuba neu gewählt. Anfang Dezember ließ sich Castro als Kandidat aufstellen. Was Gerüchte nach einer Rückkehr des kranken Staatsführers aufkommen ließ. © AP
Doch nun hat Castro bekannt gegeben, dass er Jüngeren den Weg frei machen und nur noch
Doch nun hat Castro bekannt gegeben, dass er Jüngeren den Weg frei machen und nur noch "Erfahrungen und Ideen" beitragen will. Der Weg für einen neuen Mann an der Spitze ist frei. © AFP
Ob der sich auf den Weg macht, dem Kommunismus eine Absage erteilt und für einen Systemwandel kämpft, wird sich zeigen ...
Ob der sich auf den Weg macht, dem Kommunismus eine Absage erteilt und für einen Systemwandel kämpft, wird sich zeigen ... © AFP
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