Berlin. .
Mit einem Glückwunsch an den Kubanischen Revolutionsführer Fidel Castro samt Huldigung seines Lebenswerkes verärgert die Linken-Doppelspitze Klaus Ernst und Gesine Lötzsch Parteifreunde. Fraktionschef Gregor Gysi versuchte, die Wogen zu glätten.
Der Berliner Landeschef der Linken hat die Nase gestrichen voll. „Mir steht es bis hier oben“, polterte Klaus Lederer im Tagesspiegel. Und sprach von Sektierertum und von Rechnungen, die auf Kosten der wahlkämpfenden Landesverbände beglichen werden sollten.
Lederer, der bis zum 18. September mitten im Berlin-Wahlkampf steckt, ist sauer – auch auf das Führungsduo Klaus Ernst und Gesine Lötzsch. Ein Grund dafür ist ein Glückwunschschreiben der Parteichefs an Fidel Castro. Zum 85. Geburtstag gratulieren sie Kubas Revolutionsführer für sein „kampferfülltes Leben und erfolgreiches Wirken an der Spitze der kubanischen Revolution“. Das Land sei „Beispiel und Orientierungspunkt für viele Völker der Welt“, heißt es in dem Schreiben vom 13. August, das die „beispiellosen sozialen Errungenschaften“ von Kuba für Lateinamerika lobt.
Linken-Fraktionschef Gregor Gysi versuchte ebenso wie sein Vize Dietmar Bartsch, die Wogen zu glätten: „Fidel Castro hat unter Einsatz seines Lebens Kuba unabhängig gemacht“, sagte Gysi. Vorher sei Kuba „das Bordell der Eliten der USA gewesen. Bartsch sagte der WAZ-Mediengruppe: „Ich bewerte das Schreiben an Castro nicht so hoch. Dass man ihm schreibt und gratuliert, finde ich normal.“ Die Nervosität bei der Berliner Linken, die aktuell nur noch bei acht Prozent steht, begründete Bartsch auch mit der „etwas schwierigen Performance“ im Bund.
Seit ihrer Wahl an die Parteispitze im Mai 2010 agieren Lötzsch und Ernst glücklos
Wohl wahr. Seit ihrer Wahl an die Parteispitze im Mai 2010 agieren Lötzsch und Ernst glücklos. Vor einigen Tagen zog die Vorsitzende den Zorn auf sich, als sie den Mauerbau als logische Konsequenz des Zweiten Weltkriegs bezeichnete. Obendrein hatten mehrere Delegierte bei dem Landesparteitag in Mecklenburg-Vorpommern am 13. August für einen Eklat gesorgt. Bei einer Gedenkminute für die Opfer des Mauerbaus waren sie sitzengeblieben.
Ernst und Lötzsch kritisierten die Abriegelung der Grenze später zwar als „nicht akzeptables Unrecht“ – doch die Mauer-Diskussion beschäftigt die Partei bis heute. Bereits im Winter hatte Lötzsch eine Kommunismus-Debatte vom Zaun gebrochen, die die Partei über Wochen beschäftigte. Nach Personalquerelen, die der Parteichef als „äußerst schädlich“ bezeichnete, versprach sich die Linke im April, inhaltlich zu arbeiten. Doch bis heute fehlt der Linken eine Linie, inwieweit sie für Regierungsbündnisse offen sein soll oder nicht.
Unter Beschuss waren Ernst und Lötzsch maßgeblich wegen der Schlappen bei den Landtagswahlen. In Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz erreichte die Linke 2,8 und drei Prozent, in Bremen 5,6 Prozent – und in Sachsen-Anhalt wurde es nichts mit der Regierungsbeteiligung. Nun ist das glücklose Führungsduo auf einen Erfolg angewiesen. Der könnte sich in Mecklenburg-Vorpommern am 4. September einstellen, wo die Linke derzeit auf 17,5 Prozent kommt. 2006 heimste sie 16,8 Prozent ein. „Wir dürfen jetzt nicht die Nerven verlieren“, sagte Bartsch: Das Ergebnis am 4.9. werde auch in Berlin für Schwung sorgen. Dies ist auch nötig: Sonst könnte es auf dem Parteitag im Oktober nicht nur um die Verabschiedung des Parteiprogramms gehen, sondern auch um die Zukunft von Klaus Ernst und Gesine Lötzsch.