Hobbymodels für einen Tag: Zwei Spieler und rund 50 Fans des MSV Duisburg nahmen am Freitag an einem Foto-Shooting für einen Werbepartner in der Arena teil.
Gunnar Nicolaus startet den Countdown. „3, 2, 1“, zählt der Fotograf mit lauter Stimmer herunter – und drückt in jener Zehntelsekunde auf den Auslöser seiner Digitalkamera, als Hände, Fahnen und Schals unter großem Gejohle und Getöse gen Himmel fliegen. Rund 50 MSV-Fans bejubeln einen Treffer, der gar nicht gefallen ist. Denn der Rasen der Arena ist menschenleer. Nur die beiden Zweitliga-Profis Flamur Kastrati und Kevin Wolze sind auf den Zaun vor der Stehtribüne geklettert und posieren vor der Anhängerschaft, als hätten sie das Siegtor geschossen. Die Aufnahme ist im Kasten. Aber trotzdem folgen unzählige Wiederholungen. Das Leben als weiß-blaues Hobbymodel, es ist kein leichtes.
Casting im Internet
Auftraggeber dieses ungewöhnlichen Foto-Shootings, das gestern Vormittag in der passenden Kulisse der MSV-Arena stattfand, ist die König-Brauerei. Das in Beeck beheimatete Traditions-Unternehmen tritt seit langem als Sponsor der „Zebras“ auf und will im Rahmen einer im September startenden Kampagne mit den Fußballern werben. „Und auf den Plakaten, die wir im westlichen Teil Nordrhein-Westfalens aushängen wollen, werden eben auch diese Fans zu sehen sein“, sagt Karin Sauer, die Leiterin der Abteilung Unternehmenskommunikation bei der Brauerei.
Um zu den 50 Auserwählten zu gehören, mussten die Interessenten vor einigen Wochen im Internet an einem kleinen Casting teilnehmen. Dort galt es nicht nur, ein originelles Selbstportrait in Fan-Outfit hochzuladen. Nein, jeder musste zudem in ein paar kurzen Sätzen erklären, warum er unbedingt aufs Foto gehört.
Die Wahl fiel auch auf Michel Ruthert. „Ich habe mir heute extra einen Tag frei genommen, um mitmachen zu können“, erzählt der aus Neudorf stammende MSV-Fan, der im Alltag bei der Staatsanwaltschaft in Düsseldorf arbeitet. Der Model-Job und das Foto-Shooting seien sehr schöne Erfahrungen gewesen. „Aber Jubeln auf Kommando ist etwas Anderes, als wenn plötzlich ein echtes Tor fällt“, sagt der 33-Jährige.
"Eine schöne Abwechslung zu unserem Trainingsalltag"
Dem pflichtet auch Stephan Schäfer bei. Der 29-jährige Walsumer – nach eigenem Bekunden „ein MSV-Anhänger seit frühester Kindheit“ – empfindet, dass spontaner Jubel von Herzen kommt. „Das hier war am Anfang ein bisschen ungewohnt, hinterher war es super.“ Neben ihm nickt Thomas Juchnewski aus Röttgersbach zustimmend. „Am Ende waren wir fast heiser vom vielen jubeln“, sagt er und lacht.
Spaß hatten auch die beiden Profi-Spieler. „Das war eine schöne Abwechslung zu unserem Trainingsalltag“, erzählt der erst zu Beginn dieser Saison nach Duisburg gewechselte Kevin Wolze. Das Gefühl, vor den eigenen Fans jubeln zu dürfen, ist ihm und seinen Teamkollegen zuletzt ein wenig abhanden gekommen. Die letzten beiden Partien beim FSV Frankfurt und daheim gegen Hansa Rostock endeten bekanntlich 0:0 – und damit ohne eigenen Torerfolg.
„Es fühlt sich natürlich anders an, ob du in der 92. Minute das Siegtor für deine Mannschaft geschossen hast oder ob du wie hier auf Kommando jubeln musst. Aber mit diesen Super-Fans war das ein großer Spaß“, lobt der zweite Hauptdarsteller Flamur Kastrati die lautstarken Komparsen.
"Jetzt führen wir mindestens schon mit 5:0“
Die waren während der Aufnahmen auch immer für einen frechen Spruch gut, was die Stimmung auflockerte. „Vorsichtig mit euren Stöckelschuhen“, rief ein Fan, als Kastrati und Wolze in ihren Stollen-Fußballschuhen auf einem schmalen Mauervorsprung balancierten. Und als Fotograf Gunnar Nicolaus zum x-ten Male die Masse den Torjubel anstimmen ließ, rief einer: „Mensch, jetzt führen wir mindestens schon mit 5:0.“
Erst am Ende der Aufnahmen verriet der Fotograf noch ein Geheimnis: dass er Fan des kommenden MSV-Gegners FC St. Pauli ist. Da waren aber alle Fotos schon im Kasten.
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