Duisburg/Schwangau. . Er saß in einer der Gondeln der Tegelbergbahn, die am Freitag evakuiert werden mussten: Der Meidericher Jürgen Jobst erlebte das Drama am Berghang hautnah mit. Sechseinhalb Stunden musste er auf die Rettung warten - aber er blieb ruhig.

Seinen Bergausflug wird der Meidericher Jürgen Jobst nicht vergessen. Er gehörte zu den Insassen der unteren Gondel der Tegelbergbahn unteren Gondel der Tegelbergbahn, die am Freitag gerettet werden mussten, nachdem ein Gleitschirmflieger sich in den Bahnseilen verfangen hatte. Nach über sechs Stunden über dem Abgrund bargen ihn Rettungskräfte. An einem Seil wurde er 70 Meter hinuntergelassen.

Am Freitagmittag, 13 Uhr, bricht Jürgen Jobst zu einer Gondelfahrt auf. Er will auf den Tegelberg bei Schwangau, doch auf dem Gipfel wird er nicht ankommen. Nach einer halben Stunde bleibt die Gondel plötzlich stehen. „Über Funk bekamen wir die Nachricht, dass es in einer Stunde weitergeht“, erinnert sich der Meidericher. „Das war erst einmal nicht weiter tragisch. Die Stunde werden wir schon überbrücken, haben wir gedacht.“

"Zu keiner Zeit Sorgen über einen Absturz gemacht"

Keiner der 32 Insassen kann zu dem Zeitpunkt ahnen, wie lange sie tatsächlich festsitzen werden. Sechseinhalb Stunden verbringen sie in der Gondel, eine Zeit voller Ungewissheit, eingesperrt auf engstem Raum. Doch Jobst bleibt bis zu seiner Rettung ruhig. „Ich habe mir zu keiner Zeit Sorgen über einen Absturz gemacht“, sagt er.

Nach zwei Stunden steht fest, dass die Gondel evakuiert werden muss. Die Stimmung unter den Insassen ist mittlerweile deutlich angespannter, einige kommen nicht zurecht mit der Höhe. „Da haben wir zum ersten Mal gehört, dass wir uns abseilen müssen. Manche hatten Angst.“ Ein Fahrgast ist kurz davor, zu hyperventilieren. Jobst beruhigt ihn: „Ich habe ihm eingeredet, dass die schon wissen, wie sie uns hier herausholen“, sagt er.

Helikopter-Rettung

Die 19 Insassen der oberen Gondel konnten erst am Samstagmorgen geborgen werden. Einsatzkräfte der Bergwacht evakuierten sie mit einem Hubschrauber. 18 Stunden hatten sie bis dahin über dem Abgrund festgesessen. Warum die untere Gondel, in der Jürgen Jobst saß, zuerst geborgen wurde, weiß er nicht. „Vielleicht lag es daran, dass wir viel mehr Passagiere waren“, vermutet der Duisburger.

Schließlich schwebt ein Hubschrauber über der Gondel. „Der war gefühlt drei Meter über uns“, erinnert sich Jobst. Eine gefährliche Situation: Die Rotorblätter können die Stahlseile der Bahn mühelos durchschneiden. „Das war für mich der kritischste Moment. Es war Millimeterarbeit“, sagt der Meidericher.

"Es war ein mulmiges Gefühl"

Doch das riskante Manöver geht gut. Der Helikopter setzt zwei Einsatzkräfte der Bergwacht auf der Gondel ab, sofort beginnt die Bergung. An einem Seil wird ein Passagier nach dem anderen ins Tal heruntergelassen, Frauen und Kinder zuerst. Jobst ist der vorletzte. „Das Seil war nur so dick wie mein Zeigefinger“, sagt der 50-Jährige. „Es soll zwar drei Tonnen tragen, aber es war trotzdem ein mulmiges Gefühl.“

Das Abseilen geht schnell. Als Jürgen Jobst wieder festen Boden unter den Füßen hat, ist es fast dunkel. Sein erster Gedanke gilt der anderen Gondel, mit der sie über Funk in Kontakt standen: „Wir wussten, dass es für sie heute keine Rettung mehr gibt.“