Schwangau/Recklinghausen. .
Eine Familie aus Recklinghausen verbrachte eine Nacht in der unglücks-Gondel im Allgäu. Die Rettung erfolgte per Hubschrauber.
Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben. Das, was einer dreiköpfigen Familie am Wochenende in ihrem Urlaub im Allgäu passierte, muss aber nicht sein. Die Recklinghäuser verbrachten zwangsweise 18 Stunden lang die Nacht von Freitag auf Samstag in einer Gondel, die zum Tegelberg hochfuhr.
Die drei befanden sich auf der Rückfahrt von ihrem Kurzausflug, als sich am Freitag gegen 13 Uhr der Schirm eines Tandem-Gleitschirmfliegers in den Seilen der Bergbahn verfing und die Kabinen zum Stillstand brachte. 130 Menschen hingen in den Gondeln fest. 110 konnten noch am Freitag geborgen werden. Die Rettung der oberen Gondel, in der sich der Vater (49), die Mutter (43) und ihre zehnjährige Tochter befanden, gestaltete sich aufgrund der Windverhältnisse schwierig.
Stundenlanges Ausharren in 100 Metern Höhe
In knapp 100 Meter Höhe über dem Boden mussten die 20 Insassen stundenlang ausharren. Mitglieder der Bergwacht wurden per Hubschrauber in die Gondel herabgelassen. Sie betreuten und versorgten die Menschen in ihrer misslichen Situation. Die Eingeschlossenen verhielten sich aber ruhig, besonnen und diszilpliniert. Es gab zwar Sorgen, aber keine Kurzschlussreaktionen. „Die Lage in der Gondel war relativ enstpannt“, sagte Alexander Resch, Sprecher der Allgäuer Polizei, zur WAZ.
Es komme schon mal vor, dass jemand aus Platzangst enormen psychischen Stress erleide. „Dies ist aber Gott sei Dank nicht der Fall gewesen. Die Menschen haben die Nacht in der Gondel gemessen an den Umständen eher gelassen hinter sich gebracht.“ Auch für die kleinen menschlichen Bedürfnisse habe es eine Lösung gegeben. Die konnten durch eine Bodenluke erledigt werden.
Pilot ist wohl direkt auf die Seilbahn zugeflogen
Das Adrenalin stieg aber am Samstagmorgen gegen 6 Uhr bei Tagesanbruch bei der Rettung aus der luftigen Höhe sprunghaft an. Bergwacht und Polizei entschieden sich, die Menschen aus der Luft zu bergen. Mit Gurteln befestigt, wurden die Eingeschlossenen per Hubschrauber nach und nach aus der Gondel geholt. Binnen zwei Stunden waren alle am Boden. Resch: „Als sie anschließend ins Tal geflogen wurden und ausstiegen, war ihnen die Erleichterung doch deutlich anzusehen.“
Während die Geretteten am Samstag in ihre Unterkünfte zurückkehrten, hat die Ursachensuche begonnen. Vermutlich spiele Fahrlässigkeit eine Rolle. Bei dem verunglückten Gleitschirmpiloten soll es sich um einen Kameramann handeln, der zu Filmaufnahmen in der Luft war. Anstelle von der Seilbahn weg, seien der Pilot (54) und sein Fluggast (35) geradezu direkt darauf zugeflogen. Die Ermitlungen dauern an.