Schwangau. . Nach dem Seilbahnunglück im Allgäu hat der Geschäftsführer der Tegelbergbahn, Franz Bucher, den 54-jährigen Gleitschirmpiloten scharf attackiert. „Als er oben am Seil hing, hat er geschrien wie am Spieß, bis er gerettet wurde. Seitdem hat er sich nicht mal bei uns gemeldet.“ Der Bergbahn ist durch den Vorfall bisher ein Schaden von 75.000 Euro entstanden.

Nach der aufsehenerregenden Rettungsaktion am Tegelberg werden Vorwürfe gegen den 54 Jahre alten Gleitschirmpiloten laut. Im dapd-Interview kritisierte der Geschäftsführer der Tegelbergbahn, Franz Bucher, das Verhalten des Mannes, der am Freitag mit seinem Gleitschirm in einem der Gondelseile hängen geblieben war und die Bahn damit gestoppt hatte. Der Mann sei ohne ein Wort der Entschuldigung verschwunden, sagte Bucher. Wegen des Vorfalls am Freitagmittag hatten 20 Menschen die Nacht in einer Gondel in 100 Metern Höhe verbringen müssen.

Ein Sprecher der Polizei Schwaben Süd/West, Alexander Resch, sagte auf dapd-Anfrage, dass der Deutsche mit Wohnsitz in der Schweiz nach dem Unfall habe ausreisen dürfen, nachdem er einen Ansprechpartner in Deutschland benannt hatte. Eine Kaution habe er nicht hinterlegen müssen. Gegen den Piloten wird wegen fahrlässiger Körperverletzung und gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr ermittelt.

Karl Slezak vom Deutschen Hängegleiterverband (DHV) glaubt, dass der Gleitschirmflieger einen Fehler gemacht hat. Der Pilot habe wohl missachtet, dass Überflüge von Seilbahnen mit einer Mindesthöhe von 50 Metern erfolgen müssen, damit es eben nicht zu gefährlichen Situationen komme, sagte er der ARD.

Ursache weiter unklar

Die Polizei will sich noch nicht auf eine Unglücksursache festlegen. Nach Befragung der Beteiligten und Auswertung der Wetterdaten werde „zu schauen sein, ob hier möglicherweise die Wind- und Wetterverhältnisse oder ein Pilotenfehler ursächlich waren“, sagte Resch der ARD.

Bei dem missglückten Gleitschirmflug wurden Dreharbeiten für einen Fernsehbericht gemacht. Der Mann, der mit dem 54-jährigen Piloten unterwegs war, sei ein Fernsehreporter des Bayerischen Rundfunks gewesen, der „dort zum Arbeiten war“, sagte Ulrich Pilgram aus der Redaktion Aktuelles am Sonntag auf dapd-Anfrage.

Touristen verbrachten 17 Stunden in der Gondelbahn

In einer spektakulären Rettungsaktion waren am Samstag 20 Menschen aus einer Seilbahngondel befreit und mit Hubschraubern ins Tal geflogen worden. 17 Stunden lang waren die Touristen, darunter einige Kinder, seit Freitagmittag in der etwa zwölf Quadratmeter großen Kabine eingeschlossen.

Während 30 Fahrgäste noch am Freitag aus einer Gondel befreit werden konnten, mussten 19 Fahrgäste aus Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen sowie der Gondelführer die Nacht in der Kabine verbringen. Rettungsversuche am Freitag waren an den Witterungsverhältnissen gescheitert. Für die Nacht wurden über ein Seilfahrgerät Lebensmittel, Decken und Spielsachen für die Kinder in die Gondel gebracht. Laut Bergwacht-Sprecher Roland Ampenberger waren die Fahrgäste in der Situation „angespannt, aber sehr ruhig“.

Tegelbergbahn fährt am Montag wieder

Bergbahn-Geschäftsführer Bucher sagte der Nachrichtenagentur dapd am Sonntag, dass die Bahn am Montag wieder in Betrieb gehen könne. Eine Überprüfung habe keine Anhaltspunkte für Schäden ergeben. Am Samstag war noch von einer mehrtägigen Prüfung die Rede sowie einem drohenden zweimonatigen Stillstand der Bahn gewesen.

Der durch den Betriebsausfall und die Reparatur entstandene Schaden wurde von der Polizei am Sonntag auf bis zu 85.000 Euro beziffert. Bucher sprach von 75.000 Euro. (dapd)