Duisburg. .

Die Konjunktur zieht an, die Wirtschaft ist im Aufschwung. Nach der Finanz- und Wirtschaftskrise scheint es steil bergauf zu gehen. Doch Unternehmer- und Arbeitgeberverbände warnen: „Wir haben einen dramatischen Fachkräftemangel. Aufträge können auf Dauer nicht mehr gestemmt werden.“

In Duisburg hat sich ein Netzwerk aus IHK, Unternehmerverband, Kreishandwerkerschaft, DGB, IG-Metall, IGBCE, Regionalagentur, Gesellschaft für Wirtschaftsförderung und der Agentur für Arbeit gebildet, das den „bedrohlichen Folgen“ des Fachkräftemangels entgegenwirken will.

Demografischer Wandel birgt Veränderungen und Risiken

„Der demografische Wandel birgt für den Wirtschaftsstandort Duisburg viele Veränderungen und zahlreiche Risiken, gleichzeitig ergeben sich neue Chancen, die es zu nutzen gilt“, betont Angela Schoofs, Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit. In einer „Konzertierten Aktion“ will das Bündnis mit verschiedenen Strategien auf den Fachkräftemangel reagieren. So soll „auf jeden Fall vermieden werden, dass junge Schulabsolventen wertvolle Jahre in der Schleifenpolitik verlieren“, erklärt Jürgen Kaiser (IHK). Mit „Schleifenpolitik“ meint er Einrichtungen wie etwa Berufskollegs.

Zu viele Schüler würden in solchen Institutionen landen, weil sie sich nicht früh genug Gedanken um ihre berufliche Zukunft machen würden. Hier wollen Unternehmen, Arbeitsagentur und Politik noch früher ansetzen als bislang und gezielt in die Klassen gehen, um Fachausbildungen genauer vorzustellen.

Leitbild der Aktion

1. „Fachkräfte-Gewinnung“ in der Schule - direkte Wege in Ausbildung und Studium sichern.
2. „Fachkräfte-Sicherung“ - Förderung durch betriebliche Weiterbildung.
3. „Fachkräfte-(Re)Aktivierung“ - Erschließung ungenutzter Potenziale (Frauen, Ältere, Migranten, Langzeitarbeitslose).

Abbrecherquote sei zu hoch

Denn auch die Abbrecherquote sei zu hoch, weil sich viele Jugendliche vor Ausbildungsbeginn ein falsches Bild vom Beruf machten. Die Fachkräftesicherung sei aber bereits jetzt schon ein großes Problem. „Laut einer Studie des IHK hat jedes 5. Unternehmen Probleme offene Stellen zu besetzen. Jedes zweite Unternehmen erwartet einen Mangel in den nächsten Jahren“, betonte Jürgen Kaiser. Gleichzeitig wies er daraufhin, dass künftig auch das Anwerben gut ausgebildeter Fachkräfte aus dem Ausland ein immer wichtigeres Thema werden würde.

Bei der Frage, warum es trotz hoher Arbeitslosenzahlen, vor allem in der Altersklasse 18 bis 29 Jahren, nicht gelingt, den dringend gesuchten Nachwuchs zu finden, scheiden sich die Geister des Bündnisses. Die Arbeitgebervertreter verweisen auf „mangelnde Primärtugenden der Bewerber“, also Pünktlichkeit, einfache mathematische Kenntnisse usw.. „Die Unternehmen müssten die Bewerber erst erziehen, um sie ausbilden zu können“, sagt Martin Jonetzko, Unternehmerverband.

Angelika Wagner vom DGB bemängelt hingegen, dass zu wenig Ausbildungsplätze zur Verfügung stünden und nicht allein die vermeintlich Qualifikationen schuld sein.