Duisburg. . Für die Hinterbliebenen und Angehörigen ist der Gedenktag ein ganz besonderer und wichtiger Tag. Die Familien reisen zum Teil aus Australien, Spanien oder China an, werden von Seelsorgern und Dolmetschern am Flughafen empfangen.
Am Sonntag wird Duisburg trauern. Am Vormittag wird in allen Gottesdiensten den Opfern der Loveparade-Katastrophe gedacht, am Nachmittag erfolgt die zentrale Gedenkfeier im Stadion. „Die Menschen in Duisburg sind traumatisiert. In den Herzen und Köpfen der Menschen in Duisburg ist die Loveparade noch ganz gegenwärtig“, sagt Bernhard Lücking, Stadtdechant der Katholischen Kirche.
„In den Gesprächen merke ich, dass schon ein Stichwort ausreicht, um sofort wieder auf das Thema zu sprechen zu kommen. Ich spüre dann, dass vieles noch nicht verarbeitet ist“. Daher sei es wichtig, dieses Gedenken auch in Zukunft zu erhalten, wenn auch nicht auf einer solchen breiten Ebene wie jetzt am ersten Jahrestag. „Aber es ist wichtig, auch künftig zu zeigen, dass wir zusammen stehen und hier in einem Boot sitzen“, sagt Lücking.
Mahnmal eingeweiht
Seelsorger und Dolmetscher für internationale Gäste
Für die Hinterbliebenen und Angehörigen sei der Gedenktag „ein ganz besonderer und wichtiger Tag“, sagte Jutta Unruh vom Landespfarramt für Notfallseelsorge der NRZ. Sie koordiniert die Betreuung von rund 130 Personen aus dem Kreis der Hinterbliebenen, die über das gesamte Wochenende in der Stadt sind. „Bei den bisherigen Treffen war der Kreis kleiner. Wir spüren deutlich, dass die Familien zu diesem Jahrestag ganz eng zusammenrücken“, sagt Unruh.
Die Familien reisen zum Teil aus Australien, Spanien oder China an. Sie werden von Seelsorgern und Dolmetschern am Flughafen empfangen, damit sie „behutsam diesen Boden betreten können, was für sie einen sehr schwierigen Schritt darstellt“. Die Notfallseelsorge organisiert neben dem gemeinsamen Besuch der Gedenkfeier und des Unglücksorts auch eine Besichtigung des Mahnmals. „Wir machen nur Angebote. Die Leidtragenden sind schließlich Experten ihres Leidens. Danach richten wir uns“, sagt die Seelsorgerin.
„Remind the love“
Daneben wird sich ein weiteres Team um rund 50 Personen kümmern, die bei der Loveparade verletzt wurden. Während die Notfallseelsorge im Kontakt zu 20 von 21 Opfer-Familien steht, erreicht sie von den mehr als 500 Verletzten nur rund 100. „Unter der großen Zahl der Verletzten sind viele junge Leute, die sich nicht so einfach in Therapie-Angebote oder Selbsthilfegruppen begeben“, so Unruh.
Aus dem Kreis der Betroffenen entstand auch die Aktion „Remind the love“, bei der Kneipen und Discos am Freitag zu Gedenk-Partys laden. Auch einige der Verletzten wollen die Partys besuchen. „Sie wollen damit zeigen, dass sie sich ihr Leben durch dieses schreckliche Ereignis nicht zerstören lassen, sondern auch in der Lage sein wollen, künftig an den fröhlichen Seiten des Lebens teilhaben zu wollen“, erklärt die Seelsorgerin.