Duisburg. .

Auch wenn Adolf Sauerland jetzt im Rat die moralische Verantwortung für die Loveparade-Tragödie übernahm, kam dies zu spät und zu geschäftsmäßig. Die Erklärung des Duisburger Oberbürgermeisters war unbefriedigend. Ein Kommentar von Oliver Schmeer.

Oliver Schmeer, Leiter der WAZ-Redaktion in Duisburg. Foto: Martin Möller
Oliver Schmeer, Leiter der WAZ-Redaktion in Duisburg. Foto: Martin Möller © WAZ

Das ist kein Zufall, dass kurz vor dem Jahrestag weitere Details aus dem staatsanwaltschaftlichen Zwischenbericht durchsickern, die vor allem die Stadtverwaltung belasten. Sie kam ihrer Kontrollfunktion nicht nach, schob Verantwortung hin und her statt nein zu sagen.

Aber Jahrestage haben ihre eigene Dynamik. Als ob sie Geschehnisse in einem anderen Licht erscheinen lassen können. Es ist auch diesem Termin geschuldet, dass Sauerland mal nicht andeutungsweise in diesen und jenen Interviews indirekt, sondern im Rat die moralische Verantwortung übernahm und sich öffentlich entschuldigte. Dies wurde immer wieder gefordert und kam jetzt spät. Zu spät und zudem geradezu geschäftsmäßig.

Weder den Loveparade-Opfern noch dem verstorbenen CDU-Politiker Conrady wurde gerecht, ihrer „in einem Aufwasch“ zu gedenken. Das war instinktlos. Doch was hat sich nun geändert? Nichts. Den Medienrummel im Rat rechtfertigte Sauerlands Erklärung zumindest nicht. Hatte man mehr erwartet? Rücktritt gar? Nein. Sauerlands Erklärung war unbefriedigend. Das waren keine großen Worte, auch keine selbstkritischen, nachdenklichen wie man sie nach seiner Ankündigung hätte erwarten können. Da wurde eine Chance vertan. Erneut.