Duisburg. .
Rhenania Hamborn versucht, Mädchen mit Migrationshintergrund fürs Kicken zu begeistern. Das ist kein einfaches Spiel. Zwei Regeln sorgen zudem für ein friedliches Miteinander: Politik ist tabu und auf dem Vereinsgelände wird Deutsch gesprochen.
Wenn die Sportwissenschaftler an der Uni Duisburg-Essen nach Beispielen für gelungene Mädchenfußballarbeit suchen, dann fällt unter anderem der Name Rhenania Hamborn. Der Sportclub im Norden Duisburgs ist Musterbeispiel dafür, dass erfolgreiche Fußballarbeit auch Integration und Emanzipation den richtigen Kick geben kann.
In diesem Fall liegt das unter anderem an Cafer Kaya, der seit 20 Jahren im Verein und seit zehn Jahren im Vorstand ist. Damals beschloss Rhenania sich vom reinen Kickerclub zum Familiensportverein zu wandeln. Und zur Familie gehören nun mal auch Frauen und Mädchen. Bis zur ersten Mädchenfußballmannschaft hat es dann doch noch ein paar Jahre länger gedauert.
Cafer Kaya kennt die Handicaps: Das deutsche Vereinswesen ist vielen Migranten zumindest unverständlich, er selbst blieb lange Straßenfußballer, ehe er zum Verein fand. Jetzt aber kämpft er dafür, dass sein Verein die integrative Kraft des Fußballs nutzt – gerade auch für die Mädchen. „Das geht nur über Vertrauen“, sagt er.
Die Eltern dürfen jederzeit auch beim Training gucken kommen, egal ob es um die Jungen- oder die Mädchenmannschaften geht. Zwei Regeln sorgen zudem für ein friedliches Miteinander: Große Politik ist tabu und auf dem Vereinsgelände wird Deutsch gesprochen. Dass der Anteil deutscher Sportler dennoch sinkt, bedauert Kaya. Daran ändert offenbar das breite Angebot von Aerobic bis Volleyball wenig.
Familienfest am Endspielwochenende der Frauen-WM
Für die kickenden Mädchen bildet der Verein Teenager zu Sportassistentinnen aus, die auch an den umliegenden Schulen Fußball-AGs anbieten – Mädels lernen am liebsten bei Mädels kicken. Dazu gehört aber auch, dass Rhenania gute Trainingsbedingungen und Platzzeiten anbietet. Auch das ist nicht selbstverständlich. Mancher Verein kickt die anfragenden Frauen ins Abseits und auf die letzten Ascheplätze nach dem Motto: Die Männer waren ja schließlich zuerst da.
Auch Kaya räumt ein, dass die kickenden Jungs und Männer zuerst etwas skeptisch schauten. „Als die Mädels ihre Spiele gewannen, haben die Männer sie akzeptiert.“
Dennoch weiß Kaya, dass er Vertrauensarbeit leisten muss, will er die Mädchen insbesondere mit islamischem Hintergrund langfristig in den Verein integrieren. Die Familien organisieren mittlerweile gemeinsame Feste. Getrennte Umkleiden sind selbstverständlich und Rücksichtnahme auf die religiösen Feste ebenfalls.
Das nächste Familienfest plant Rhenania Hamborn übrigens fürs Endspielwochenende der Frauen-WM. Dann werden sie dort bestimmt auch gemeinsam das Finale gucken. Dass Deutschland dann den Titel holt, ist für Kaya schon so selbstverständlich, dass er meint, man müsse nicht einmal Daumen drücken. So ist das, wenn man an die Macht des Frauenfußballs glaubt.