Duisburg. .
1,8 plus 2,3 plus 4,5 macht 8,6 Mio Euro, die die Werkstatt für Menschen mit Behinderungen (WfMB) bis 2013 investieren will.
Finanziert werden die Projekte aus Eigenkapital, sagt Geschäftsführerin Roselyne Rogg: „Alles was wir verdienen, kommt den Behinderten wieder zugute, das ist ein Kreislauf.“ Projekt 1 (2,3 Mio €) ist logisch, wenn man die Adresse der Verwaltung sieht: Schifferstraße 200. In dem modernen Bau am Innenhafen, den vor allem Firmen aus der Kreativwirtschaft als Aushängeschild benutzen, nimmt sich die WfMB wie ein Fremdkörper aus. „Viel zu schick“, empfindet es auch Rogg, „wir sind hier weit weg von den Menschen. Hat man jeden Tag die Berührung, ist das Arbeiten leichter“. Bis März 2012 wird deshalb neben den Werkstätten am Kalkweg ein neuer Verwaltungsbau entstehen, der im Erdgeschoss zusätzlich Raum für begleitende Maßnahmen lässt, vom Rechenkurs bis zum Cheerleader-Training.
Arbeitgeber werden geschult
Projekt 2 (1,8 Mio €) klingt noch logischer: „Wir kaufen täglich 700 Essen ein. In der Küche zu arbeiten ist aber ein toller Arbeitsplatz für Menschen mit geistiger Behinderung“, erklärt Rogg und lässt nun an der Schlachthofstraße in Röttgersbach bis Herbst 2012 eine Großküche einrichten. Eine sichere Sache: „Wir sind Kunde und Auftragnehmer in einem, können schöne Jobs anbieten und haben nicht die Sorge, dass uns Kunden wegbrechen.“ Der Chefkoch arbeitet sich bereits im Ziegenpeter im Rheinpark ein und übt den Umgang mit seinen besonderen Mitarbeitern.
Projekt 3 (4,5 Mio €) betrifft eine Werkstatt in Kaßlerfeld, die nicht-barrierefrei und inzwischen ohnehin zu klein ist. Hier wird Ende 2012 ein Neubau in Großenbaum an der Albert-Hahn-Straße Arbeitsplätze für 150 Menschen bieten.
Die 47jährige Freiburgerin will - dem neuen Leitbild getreu - auch mehr Menschen für den ersten Arbeitsmarkt fit machen. Über das Sprungbrett Kleiner Prinz hätten schon drei Kräfte mit geistiger Behinderung an „normale“ Arbeitsplätze vermittelt werden können. Damit das klappt, werden nach Testläufen die Arbeitgeber selbst im Umgang geschult.
WfBM kein Leisetreter mehr
Auch Menschen mit psychischen Behinderungen will Rogg künftig mehr in den Blick nehmen, also etwa jene, deren Burn-out auch nach langer Zeit nicht behandelbar ist. „Der Bereich wird enorm wachsen“, prognostiziert sie.
Fast 40 Jahre sei das WfBM ein Leisetreter gewesen, habe nicht mal Firmenschilder gehabt. „Dabei sind wir auf Kunden angewiesen“, betont Rogg, „warum sollten wir uns verstecken?“