Duisburg. . Die Sonnenschirme auf dem Oberdeck sind aufgespannt, die Gläser gespült: Im Innenhafen erwartet das Gastronomieschiff “MS Nostalgie“ die ersten Gäste.

Zwei Sonnendecks ganz oben, ein stilvoll eingerichtetes Bistro auf dem unteren Deck, dazwischen helle und großzügige Salons finden sich auf dem 70 Meter langen und 10 Meter breiten Fahrgastschiff. Für Samstag kommt noch die Technik fürs Public Viewing an Bord, Sonntag ab 14 Uhr folgt die offizielle Eröffnungsfeier.

Kaffee und Kuchen oder ein kühles Bier gibt’s aber schon jetzt, sagt Peter Küffner, Geschäftsführer der Weiße Flotte Duisburg: „Wir haben auf.“ Die „Kommandobrücke“ wurde mit einer Theke ausgestattet, der Steuermann wich der Zapfanlage.

„Das Schiff hat mehrere Funktionen“, erklärt Küffner. Es diene der Weißen Flotte mit ihren Ausflugs- und Hafenrundfahrtschiffen als „Einsteige-Bahnhof“, ermögliche Veranstaltungen aller Art (zugelassen ist die „Nostalgie“ für 1000 Passagiere) und werde zudem als Büro der Reederei genutzt.

Der Antrieb fehlt

Und das gastronomische Angebot soll der Nachfrage angepasst werden, vielleicht mit einem Grill auf dem Oberdeck oder in Zusammenarbeit mit einem Caterer. Küffner: „Man muss sehen, wie es sich etabliert.“ Zur Zahl der Mitarbeiter äußert der Chef einen Wunsch: „Möglichst viele!“

Zwei mächtige Schiffsdiesel füllen zwar noch den Maschinenraum, doch die zunächst letzte Fahrt legte die „MS Nostalgie“ am Schlepphaken zurück. Denn der Antrieb fehlt und soll auch nicht wieder ersetzt werden. Innen und außen liebevoll aufgearbeitet, lässt das Schiff aber ansonsten seine jüngere Vergangenheit vergessen: „Es dümpelte zehn Jahre im Kölner Hafen vor sich hin“, berichtet Küffner.

Gebaut wurde es 1938 auf einer Werft in Mainz. Erster Name war „Oranje“. Transportiert wurden zunächst neben Passagieren auch Frachten. Im Zweiten Weltkrieg, so ist einem Beitrag von Walter Buschmann für den Verein Rheinische Industriekultur zu entnehmen, wurde das Rheinschiff mit Flugabwehrgeschützen ausgestattet und 1945 für den Transport von Flüchtlingen und Verwundeten aus dem umkämpften Ostpreußen eingesetzt.

Bereits einmal gesunken

In den 50er Jahren wurde die „Oranje“ umgebaut und fuhr nunmehr als reines Fahrgastschiff auf der Rheinstrecke zwischen Düsseldorf und Mainz. Inzwischen auf den Namen „Düsseldorf“ umgetauft sank das Schiff 1971 in einem Kölner Hafen. Ein paar Wochen später wurde es gehoben, wieder flott gemacht und bis 1995 eingesetzt.

Ein Fahrgastschiff „Düsseldorf“ ist weiterhin auf dem Rhein unterwegs, und zwar in Diensten von Küffners Bruder Michael in der Weißen Flotte der Landeshauptstadt. Dabei handelt es sich um die frühere „Wilhelm Lehmbruck“, die bis vor wenigen Jahren unter Duisburger Flagge fuhr.