Duisburg. . Nehmen wir einfach mal an, der MSV schlägt im DFB-Pokal-Finale die favorisierten Schalker. Für Zebra-Fans ein Traum, für die Stadtverwaltung ein Alptraum - und sie lehnt es ab, eine Feier zu planen. Verrückt, kommentiert Thomas Richter.
Fußball ist verrückt! Hinter dieser Phrase verbirgt sich der Funken Wahrheit, dass der Deutschen liebste Sportart tatsächlich unberechenbar ist. Drum nehmen wir einfach mal an, der Fußball ist auch am 21. Mai wieder „verrückt“ – und der MSV schlägt im DFB-Pokal-Finale die favorisierten Schalker. Das, was für viele Zebra-Fans ein Traum wäre, könnte sich für die Stadtverwaltung schnell in einen Alptraum verwandeln.
Denn eines dürfte klar sein: Holen die Zebras den Pott, werden am Sonntag danach Zehntausende darauf brennen, Sieger und eroberte Trophäe zu sehen.
Bislang hat es die Stadtspitze kategorisch abgelehnt, einen offiziellen Empfang für die Pokalhelden zu planen und organisieren. Wir reden hier nicht über den Eintrag ins Goldene Buch oder andere repräsentative Aktionen in einem kleinen, ausgewählten Kreis. Nein, hier ist von einem möglichen Massenauflauf in der Innenstadt die Rede.
Auf WAZ-Anfragen ließ die Verwaltungsspitze bislang über Sprecher verlauten, dass eine hoch verschuldete Kommune wie Duisburg keine Möglichkeit für die Finanzierung eines solchen Empfanges sehe. Denn das falle in den Bereich „freiwillige Leistung“ – und eine solche erlaubt die Bezirksregierung als Kommunalaufsicht in Schulden-Tagen wie diesen kaum noch.
Neben der Finanzierung spielt aber der Sicherheitsaspekt die wohl viel größere Rolle. Nach der Loveparade-Katastrophe geht bei vielen Verwaltungsmitarbeitern, die solche Großveranstaltungen von Amts wegen zu genehmigen haben, die Angst um. Eine ihrer Unterschriften kann ausreichen, um im Falle einer neuerlichen Katastrophe ins Fadenkreuz der Justiz zu geraten. Diese bittere Erfahrung müssen derzeit jene Rathaus-Kräfte machen, die im Rahmen der Loveparade-Ermittlungen ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten sind.
Was tut also die Stadt? Sie überlässt es dem Verein, sich selbst zu empfangen. Der hatte das erst kategorisch abgelehnt, weil der komplette Stab am Finaltag in Berlin weilt und die Planung eines solchen Riesenevents aus der Ferne unmöglich ist. Mangels Alternativen muss der MSV nun aber doch zu einer selbst inszenierten Teampräsentation in seine Arena bitten. Damit hat der Verein aber den „Schwarzen Peter“ auf der Hand. Was, bitte schön, soll der MSV machen, wenn im Falle des Pokalsieges Zehntausende die Helden sehen wollen? Da reichen die Kapazitäten in der 30 000 Menschen fassenden Arena nicht aus.
Das einzig realistische Szenario für einen solchen Fall ist ein Auto-Korso durch die Innenstadt. Den muss die Stadt aber zumindest mitplanen und auch genehmigen. Oder hoffen die Herren im Rathaus etwa auf eine Duisburger Final-Niederlage, damit ihnen all das erspart bleibt? Dann wäre Fußball tatsächlich verrückt.