Enttäuschung nach gescheiterter Kandidatur als Prinz Karneval in Duisburg
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Duisburg. .
Er wollte der Karnevalsprinz der Session 2011/12 in dieser Stadt werden, doch bei der entscheidenden Abstimmung in der vergangenen Woche sprach sich eine breite Mehrheit von Vorstand und Beirat des HDK gegen Steffen Ranisch aus. Der 41-jährige Hamborner, der sich seit einem Vierteljahrhundert in der 1. Großen Meidericher Karnevalsgesellschaft engagiert und seit über zehn Jahren deren Vorsitzender ist, zeigte sich im Interview mit WAZ-Redakteur Thomas Richter tief enttäuscht über die Vorfälle rund um seine gescheiterte Kandidatur.
Herr Ranisch, was sind die Gründe dafür, dass Sie keine Mehrheit für Ihre Prinzen-Kandidatur erhalten haben?
Steffen Ranisch: Das wüsste ich auch gern. Bis heute hat sich aus den Gremien niemand offiziell bei mir gemeldet und eine Erklärung abgegeben, warum es nicht gereicht hat oder was mir konkret vorgeworfen wird. Nur der inzwischen zurückgetretene HDK-Präsident Bodo Malsch hat am Tag nach der Entscheidung bei mir angerufen, um mir sein Bedauern auszudrücken, wie die ganze Sache gelaufen ist.
Aber es muss doch Gründe für die Bedenken der Stimmberechtigten geben?
Ranisch: Angeblich geht es um Dinge, die bereits acht Jahre zurückliegen. Damals soll sich ein Mitglied unseres Klubs bei Veranstaltungen in Köln und Dortmund als Duisburger Karnevalsprinz ausgegeben haben, um sich den Eintritt zu erschleichen. Wer das war und ob das tatsächlich jemand von unserem Verein war, ist bis heute nicht geklärt. Zudem fand im Jahr 2003 ein Prinzentreffen im Hotel Duisburger Hof statt. Dort waren aber nur Stadtprinzen eingeladen. Ich war zu dieser Zeit der Stadtteilprinz von Meiderich und in den Augen führender Mitglieder des Prinzenklubs als solcher nicht erwünscht. Als ich mit meiner Prinzessin im Foyer stand, wurden wir hochkantig rausgeworfen. Der Stadtteilprinz aus Serm durfte übrigens bleiben. Und uns soll vorgehalten worden sein, dass wir beim Rosenmontagszug in Tüten verpackte Berliner unters Narrenvolk gebracht haben, auf denen als Aufdruck stand: „Ich bin stolz, ein Meidericher zu sein.“ Ich habe die Vermutung, dass die Ressentiments zwischen Karnevalsklubs aus dem Duisburger Süden und Norden hier auch eine Rolle gespielt haben.
Wie ging es weiter?
Ranisch: Dieser Vorfall wurde von allen Seiten ignoriert und verdrängt. Eine Aufarbeitung hatte nie stattgefunden. Das geschah erst am 30. März dieses Jahres, als ich mich mit drei hochrangigen Vertretern des Prinzenklubs getroffen habe, um diese ollen Kamellen aus der Welt zu schaffen. Dieses Gespräch verlief überraschend erfreulich. Ich hatte ein gutes Gefühl, dass alle Dinge ausgeräumt sind.
Duisburger Karneval
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Dem war aber im Nachhinein nicht so?
Ranisch: Nein, bei der offiziellen Vorstellung von mir, meinen zwei Hofmarschällen und den vier Paginnen wurde ich von einigen Mitgliedern des HDK-Beirates plötzlich wieder mit diesen alten Dingen konfrontiert. Ich war nervös, fühlte mich in die Ecke getrieben. Vor allem habe ich nicht verstanden, dass ein Beiratsmitglied, das bei dem klärenden Gespräch dabei war, in dieser Situation nicht den Mund aufgemacht hat. Um eines klarzustellen: Es geht hier nicht um meine Person oder um die Abstimmungs-Niederlage. Mit einer solchen muss ein Kandidat immer rechnen. Es geht vielmehr darum, dass man mich und meine Mitstreiter übel hat auflaufen lassen. Hätte mir im Vorfeld jemand signalisiert, dass man mich für einen ungeeigneten Kandidaten hält, hätte ich meine Bewerbung sofort zurückgezogen. Aber so: Erst einbestellen, um jemanden dann öffentlich vorzuführen – das halte ich für schäbig.
Wie hat ihr Verein und ihr Team reagiert, als sie von dem Ergebnis erfuhren?
Ranisch: Meine vier Paginnen sind in Tränen ausgebrochen. Keiner von uns konnte fassen, was da gerade passiert war. Ich hatte bereits Sponsoren-Zusagen in Höhe von 20 970 Euro vorliegen. Das ist zu einem so frühen Zeitpunkt übrigens schon ein richtiger Batzen. Obwohl auch hier ein Beirats-Mitglied bei meiner Vorstellung plötzlich öffentlich anzweifelte, dass ich diese Summe tatsächlich hätte. Dennoch schien für mich am Ende alles auf einem guten Weg. Und dann so ein Schlag. Die Verantwortlichen sollten wissen, dass bei diesem Vorfall viele Menschen persönlich tief verletzt wurden.
Glauben Sie, dass der Beirat und der Vorstand des HDK nun bald einen neuen Prinzen finden werden?
Ranisch: Es ist klar, dass diese Sache die Suche nicht leichter macht. Ich vermute, am Ende wird da irgendjemand quasi ins Amt gedrängt. Aber das kann mir auch egal sein. Ich hoffe nur, dass künftigen Kandidaten nie mehr so etwas angetan wird wie uns. Ich werde mich trotzdem weiter in meinem Verein und für den Duisburger Karneval engagieren. Das Thema Prinz ist für mich jetzt aber endgültig durch.
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