Duisburg. .

Der Hauptausschuss Duisburger Karneval (HDK) mit 32 Mitgliedsvereinen feiert sein 55-jähriges Bestehen. HDK-Präsident Bodo Malsch betont in seiner heiteren und zugleich nachdenklichen Rede, Sparzwänge und den gesellschaftlichen Wert des Karnevals.

Ein besonderer Tag für den Duisburger Karneval, ein fast rundes Jubiläum: Der Hauptausschuss Duisburger Karneval (HDK) feiert sein 55-jähriges Bestehen. Die Honorationen der 32 Mitgliedsvereine sitzen an langen Tischreihen im Saal des Huckinger Steinhofs. Die Männer - Präsidenten und Vorstände - sowie ihre Ehefrauen sind festlich geschmückt. Unifomen, Narrenkappen, Jubiläumsorden bestimmen das Bild, Karnevalsmärsche geben den Ton an. Ein stets fideler HDK-Präsident Bodo Malsch hält – zur Überraschung vieler – eine nicht nur heitere, sondern auch nachdenkliche Rede. Tusch!

„Auch ohne Moos zieh`n wir Narren los“, ruft Ex-Prinz Malsch das Motto der laufenden Session von der Bühne – und lacht fröhlich unterm Schnurrbart hervor. Mit einem grimmigen Augenzwinkern kommentiert der HDK damit die alles andere als rosige Finanzlage der Stadt und den Umstand, dass das Brauchtum zur „verzichtbaren finanziellen freiwilligen Leistung herabgesunken ist“. Der Sparzwang gehe am HDK nicht spurlos vorbei. Die Folge sei „der schweren Herzens beschlossene Wegfall des Traditions-Heerlagers.“ Tusch!

"Event verdrängt Brauchtum"

Auch der Essener Karneval habe mit ähnlichen Problemen zu kämpfen, Präsident Peter Sander habe mit Blick auf das Kulturhauptstadtjahr den Satz geprägt „Kultur verdrängt Brauchtum“. Malsch setzt noch einen drauf: „Event verdrängt Brauchtum“. Denn was den Menschen von der Kulturhauptstadt in Erinnerung bleiben werde, seien Mega-Events, „die den Hafen in eine skurrile Kunstlandschaft verwandelten, gelbe Ballons über dem Ruhrgebiet aufsteigen ließen oder Millionen Menschen auf eine Autobahn lockten“. Malsch: „An deren Nachhaltigkeit darf man zweifeln“. Tusch!

Der Rosenmontagszug sei mehr als ein Event: „Er ist der Höhepunkt eines uralten Brauchtums, das tausende Mitglieder in 32 Mitgliedsvereinen des HDK das ganze Jahr umtreibt.“ Nach einem Rückblick auf 55 Jahre HDK betont Malsch die soziale, integrative Funktion, den gesellschaftlichen Wert des Karnevals. „Wir Karnevalisten lieben unser Brauchtum und wir sind überzeugt, dass es auch fest genug in den Herzen der Duisburger Bürger verankert ist.“

Zukunft wird skeptisch gesehen

Ob es den HDK auch noch in 55 Jahren geben werde, stehe in den Sternen. „Davon, dass auch im Jahre 2066 noch in Duisburg Karneval gefeiert wird, bin ich allerdings fest überzeugt!“ Plötzlich wird Duisburgs oberster Karnevalspräsident wieder richtig fröhlich:“ Auf das Brauchtum, auf den Karneval in unserer Heimatstadt ein dreifach donnerndes Duisburg, Hauptausschuss Duisburg – Helau!!“ Donnernder Applaus. Tusch, tä-tä-tä-tä!

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Die nächsten Redner beziehen sich unmittelbar auf Malschs kritische Rede. Bürgermeister Benno Lehnsdorf lehnt dessen ketzerischen Thesen eher ab, Dieter Seedorfer, Präsident des Landesverbandes Rechter Niederrhein stimmt ihnen eher zu. Überall nachdenkliche, etwas betretene Gesichter. Tusch!

Nun geht es Schlag auf Schlag: Ein Männerchor singt „Op min old Duisburg lott ek nex komme“, geschrieben vom legendären Komponisten Matthias Lixenfeld. Neun Tanzmariechen aus sechs Vereinen wirbeln fidel über die Bühne, werfen Beine hoch, schlagen Räder, machen Spagate. Es folgt ein Jubiläumssingen. Der Saal kocht: „55 Jahre Hauptausschuss Duisburger Karneval – ein dreifach donnerndes Helau!!“ Es wird gefeiert bis zum Abwinken. Die nächsten 55 Jahre haben gerade begonnen. Tusch!