Duisburg.
Es ist Narrenzeit in der Mercatorhalle: Samstag bestieg Prinz Jürgen II. (Ohl) bei der Kürung offiziell den höchsten Thron der Jecken in Duisburg. Der scheidende Prinz Michel I., bedanke sich für glückliche Tage.
Schunkelnde Wehrtürme der Stadtmauer und lächelnde Adler aus dem Duisburger Stadtwappen erscheinen auf der Leinwand, bunt leuchtende Narrenköpfe dekorieren die Wände, Girlanden schmücken die Leuchter. Es ist Narrenzeit auch in der Mercatorhalle. Samstag bestieg Prinz Jürgen II. (Ohl) bei der Kürung offiziell den höchsten Thron der Jecken. Doch bevor der Regent zur Tollität wird, darf sich der scheidende Prinz noch verabschieden. Für Prinz Michel I., der sich für glückliche Tage bedankt, ist es die letzte große Bühne.
Quasi als Humoreinstieg in die feierliche Thronbesteigung sollte Edgar Andres als „Ne bonte Pitter“ das Volk in jecke Stimmung versetzen. Dies gelingt ihm nur bedingt, mit wenig Esprit und humoriger Würze.
Eine närrische Invasion
Der Einmarsch der Prinzengarde gleicht einer närrischen Invasion. Alles, was tröten, tanzen und Gewehre präsentieren kann, versammelt sich auf der Bühne. Und mitten drin Prinz Jürgen II. mit seiner Crew. Jubelkolonnen in der Halle deuten auf eine große Fangemeinde des 53-Jährigen hin.
Als ersten Hessen auf dem Thron stellt HDK-Präsident Bodo Malsch den Regenten vor. Seit Jahren gehört es mittlerweile zum Pflichtprogramm für Prinzen, auf der Bühne aktiv zu werden. Prinz Jürgen II. singt vom Traum, ein Prinz zu sein und überlässt den tanzenden Part dann seinen vier Pagen.
Die Narren im Saal wollen mehr. So beschenkt die närrische Mannschaft das Volk mit ihrem kompletten Repertoire aus vier Liedern. „Romina“, Tanzmariechen der Prinzengarde, huldigt dem Prinzen. Und selbst für die Jüngsten aus der Minigarde gehören Spagat oder Radschlag schon zur Pflichtübung.
Willy Millowitsch feiert Auferstehung
Für Narren, die die Augen schließen und ganz ihrer akustischen Wahrnehmung vertrauen, steht die Kölner Bühnenlegende Willy Millowitsch wieder auf der Bühne. Bei Oliver Hoff, der den Kölner Volksschauspieler schon zu Lebzeiten parodierte, wirken Stimme und Habitus wie eine vollkommene Kopie des Originals.
Von der Eigentümerversammlung auf dem Kölner Friedhof habe er sich abgesetzt, um auf die Bühne zurückzukehren, verrät Hoff den Duisburger Jecken. Sein verschmitztes Lächeln taucht wieder auf, griffig wie einst sitzt das weiße Haupthaar, dazu klobiges Brillengestell und weißes Jackett: Ein vollendeter Willy. Mal mit wehmütigen Kölner Liebesliedern, mal mit närrischen Gassenhauern dreht er die Zeit zurück. Die Besucher genießen die nostalgische Reise. Und als Oliver Hoff die Bühne verlässt, erinnert sogar die leicht gebeugte Haltung und sein schleppender Gang an den großen Willy.
Auch lokale Größen überzeugen
Dass auch lokale Größen im Karneval überzeugen können, zeigen die „Lollypops“, die Showtanzgruppe von Weiß-Grün Ruhrort. Ihre Rock-Pop-Show, bei der auch die Pop-Legende Michael Jackson Pate steht, beeindruckt durch Fantasie, Kostümierung und Mimik. „Die 2 Schlawiner“ nehmen sich gegenseitig aufs Korn. Lang und dick der eine, dünn und klein der Partner, da ergibt eine gemeine Schwachstelle die andere, die man seinem Partner an den Kopf wirft.
Den Höhepunkt haben die Jecken vom Hauptausschuss als Schlussakkord komponiert. Die durchtrainierten Männer und Frauen der Gruppe „Westerwaldsterne“ verstehen Tanz neben Harmonie und Beweglichkeit auch als Akrobatik. Atemberaubend schnell, elegant und synchron bewegt sich die Truppe. In der ersten Reihe entstehen Pyramiden, im Hintergrund fliegen weibliche Körper über die Bühne. Stürmischen Applaus gibt’s für die meisterliche Demonstration.
Mit Schlagern, die jedem Narr im Saale geläufig sind, startet die Band „Die 5 Flege“ in die Schlussrunde. Das Volk stimmt ein zum gewaltigen Narrenchor. Nach 225 Minuten Programm ist endgültig Feierabend, fast alle haben durchgehalten.