Duisburg. . Die Zahl von Diebstählen auf Duisburger Friedhöfen steigt, so die Polizei. Gingen im Jahr 2009 noch 84 entsprechende Anzeigen ein, waren es im Folgejahr 153. Und nach den ersten vier Monaten des Jahres 2011 liegen schon wieder 37 Anzeigen vor.

Als Victoria Ouw-Welkerling neulich das Grab ihres Mannes auf dem Waldfriedhof in Wanheimerort besuchte, traf es sie wie ein Schlag. Der Strauß Rosen, den sie erst wenige Tage zuvor in einer Vase hinterlassen hatte, war gestohlen.

„Sie können es sich nicht vorstellen, wie das schmerzt. Das ist ein Einbruch in die Privatsphäre der Trauernden“, sagte die Duisburgerin, die neben großer Enttäuschung aber auch Wut verspürt: „Wie krank oder verkommen muss man sein, um Blumensträuße von Gräbern zu stehlen?“

Dieses Jahr bereits 37 Anzeigen

Die Zahl von Vorfällen dieser Art steigt. Das bestätigt die Polizei. Gingen im Jahr 2009 noch 84 Anzeigen wegen Diebstahldelikten auf Friedhöfen im Stadtgebiet ein, waren es im Folgejahr 153. Taschendiebstähle oder Vandalismus nicht eingerechnet. Es handelt sich ausschließlich um den Diebstahl von Blumen, Gestecken, Grableuchten oder Metallkübeln. Und nach den ersten vier Monaten des Jahres 2011 liegen schon wieder 37 Anzeigen vor.

„Das ist nur die Zahl der Fälle, die bei uns gemeldet wurden. Die Dunkelziffer dürfte noch deutlich darüber liegen“, erklärte Polizeisprecher Stefan Hausch. Viele Betroffene hätten zwar das Gefühl, dass eine Anzeige in solchen Fällen nichts bringen würde. „Wir raten den Betroffenen dennoch, jeden Diebstahl anzuzeigen“, so Hausch. Das bringe nur in seltenen Fällen die entwendeten Gegenstände zurück, würde der Polizei jedoch zeigen, wo Schwerpunktbereiche für diese Taten liegen.

Verschlossene Friedhöfe halten Diebe nicht ab

In Duisburg gibt es 17 städtische und 19 kirchliche Friedhöfe. Auch auf letzteren wurde zuletzt immer mehr gestohlen. Das bestätigte Michael Pfeifer, der stellvertretende Amtsleiter des evangelischen Gemeinderats Duisburg-Nord. In seinen Zuständigkeitsbereich fallen sechs Friedhöfe. Und gerade vor Feiertagen, wenn Angehörigen die Gräber stets schön herrichten, würden die Langfinger zuschlagen. „Nach Einbruch der Dunkelheit verschließen wir unsere Friedhöfe. Das hält die Diebe aber leider nicht ab“, so Pfeifer.

Im Gegensatz dazu bleiben die Eingangstore zu den städtischen Ruhestätten ständig offen. So auch am Waldfriedhof. Dessen Leiter ist Peter van de Wetering. Und der 56-jährige Buchholzer weiß, dass ein Verschließen des rund 68 Hektar umfassenden Areals nicht den gewünschten Effekt hat: „Das haben wir ausprobiert, hat aber nichts gebracht.“ Das galt auch für die Zeit, als vor einigen Jahren Kräfte eines Wachdienstes dort nachts auf Streife unterwegs waren.

"Friedhofsranger" wurden eingestellt

Bis Januar gab es so genannte „Friedhofsranger“. Das waren Gemeinwohlarbeits-Kräfte (GWA), die auf den Friedhöfen nach dem Rechten sahen. Da die Zahl dieser Zwei-Euro-Jobber-Stellen aber massiv gekürzt werden musste, besteht dieses Angebot nun nicht mehr. „Ich glaube, dass diese Menschen nicht nur ein wichtiger Ansprechpartner für die Friedhofsbesucher waren, sondern dass sie auch ein Stück weit ein Gefühl der Sicherheit vermittelten“, erklärt van de Wetering. Er weiß, wie schwer Grabdiebstahl manche Hinterbliebene trifft. „Das Schlimme ist, dass viele schon resigniert haben.“