„Unwürdig den Toten gegenüber.“ So bezeichnen Marion (52) und Klaus Clemens (65) den Zustand des Waldfriedhofs an der Düsseldorfer Straße.

Marion Clemens: „Meine Eltern sind hier begraben, sie waren herzensgute Menschen. Das tut so weh, dann so etwas zu sehen. Für uns bietet der Ort, so wie er jetzt aussieht, keinen angemessenen Rahmen zum Trauern.“

Das Ehepaar hat eine Gärtnerei mit der Grabpflege beauftragt, doch es scheint, als gehörte es zu einer immer kleiner werdenden Gruppe von Menschen, denen ein ordentliches Grab wichtig ist. „Früher war das nicht so“, erinnert sich Marion an ihre Kindheit.

Heute aber ist das Bild geprägt von vertrockneten Sträuchern, teilweise kniehoch, Laub, Schachtelhalmen, Unkraut, das zwar gejätet, dann aber auf ein anderes Grab geworfen wird. So manche Grabstätte ist nicht mehr als solche zu erkennen.

Dass nicht jeder Zeit für die Pflege hat, dafür hat Klaus Clemens Verständnis. „Die Leute ziehen ja auch weg oder sind mittlerweile selbst verstorben.“ Daher sieht er die Friedhofsverwaltung in der Pflicht, sich um die Instandhaltung der Anlage zu kümmern. „So eine Beerdigung kostet immerhin rund 2500 Euro.“ Außerdem hätten die Menschen, die unter der Erde liegen, alle etwas für Duisburg getan. Da dürfe man auch erwarten, dass ein wenig Geld in die Pflege investiert werde.

Marion und Klaus Clemens sind nicht die einzigen, die sich über die verwilderten Gräber aufregen. „Wenn man hier so oft hingeht, kennt man andere Leute. Die sehen das alle so“, erzählt Clemens.

Deswegen erwartet das Ehepaar ein strengeres Vorgehen der Friedhofsverwaltung. Diese kann den Nutzungsberechtigten eines Grabes nämlich eine Zweimonatsfrist auferlegen, in der sie das Grab wieder herrichten müssen. Hinweisschilder dafür stellt der Friedhof aber nicht von sich aus auf. „Wenn wir auf ein Grab aufmerksam gemacht werden, kümmern wir uns darum. Wir schicken jetzt aber keine Leute herum, die nach ungepflegten Gräbern Ausschau halten. Der Waldfriedhof ist zudem sehr groß“, äußert sich Volker Lange von den Wirtschaftsbetrieben.

Auch das Ehepaar Clemens hat sich schon öfter mit der Verwaltung in Verbindung gesetzt, konnte jedoch keine Verbesserung des Zustands erkennen. „Das ist wie ein Kampf gegen Windmühlen“, klagt Marion Clemens.

Die Instandhaltung der Gräber ist allerdings nicht Aufgabe der Verwaltung – dazu sei der Nutzungsberechtigte verpflichtet. Lange: „Wir können ein Grab dann auch nicht einfach einebnen. Aber wenn es wirklich niemanden mehr gibt, der sich darum kümmert, werden wir dafür sorgen, dass es wieder ordentlich aussieht. Wir bitten allerdings die Nutzer, ihrer Aufgabe ernsthaft nachzukommen.“

Marion und Klaus Clemens möchten sich für sich selbst kein verwahrlostes Grab vorstellen. „Wir wollen unsere letzte Ruhe auf einem privaten Friedhof finden, der den Toten dann eine würdevollere Stätte bietet.“