Pflegefrei liegt im Trend. Schon mehr Urnen- als Erdbestattungen. Waldgräber beliebt, anonyme weniger.
Trends gibt es auch auf dem Friedhof. Die drei wichtigsten: Von Jahr zu Jahr werden mehr Menschen in einer Urne bestattet. Pflegefreie Grabstätten sind zunehmend gefragt. Und: Die völlig anonyme Beisetzung wird nicht mehr so oft gewünscht.
Dazu passt die Beliebtheit von Begräbnisstätten unter Bäumen. Auf dem Waldfriedhof werden sie seit Mai 2005 angeboten, zudem auf dem Friedhof Mühlenberg, an der Fiskusstraße - und neuerdings am Sternbuschweg.
Umgebung naturbelassen, Findlinge als Grabsteine
„Naturbelassen soll die Umgebung bleiben”, erläutert Friedhofsverwaltungschef Klaus Keuken. „Das entspricht auch den Vorstellungen der Angehörigen. Darum lassen wir herabgefallene Eicheln ruhig liegen.” Die „Baumwahlgrabstätten für Urnen”, wie sie offiziell heißen, spiegeln in jeder Hinsicht den Wandel der Bestattungskultur.
„Ihre Beliebtheit stieg rasant”, berichtet Keulen. „Inzwischen wurden schon 680 Baumgräber vergeben. Es sind Familiengräber für maximal vier Urnen. Als Steine gibt's nur liegende Findlinge. Um einen Baum herum können bis zu acht solcher Gräber Platz finden. Die Pflege der Wiese übernimmt die Stadt. Nur an einer separaten Sammelstelle dürfen Blumen und Gestecke niedergelegt werden.”
Duisburg hat 17 Friedhöfe auf 250 Hektar Fläche
Hier finden die Hinterbliebenen zu ihren Angehörigen, können trauern. „Oft wurde diese Möglichkeit vermisst bei den völlig anonymen Grabstellen. Kinder und Partner bereuten das dann”, so Kundenservice-Leiter Klaus Keulen, der immerhin 15 Jahre Erfahrung mit Bestattungen auf den insgesamt 17 Duisburger Friedhöfen hat, die 250 Hektar des Stadtgebiets einnehmen.
Das größtes Areal bedeckt der Waldfriedhof, zugleich Dienstsitz der Verwaltung. Doch auch in der Fläche zeigt sich der Trend. Keulen: „An der B 59 geben wir drei Reihengrabfelder auf. Sie sind zu weit abgelegen vom Eingang, die Lage ist nicht attraktiv. Wir forsten dort auf, pflanzen Bäume. Das passt gut, zumal ein Buchenwald gleich angrenzt.” Möglich macht's der geringere Platzbedarf für Urnengräber. Urnenbestattungen übertreffen in der Anzahl (2008 waren es 2000) inzwischen die Erdbestattungen (1811).
Verträge mit Gärtnern für den Blumenschmuck
Friedhofsverwaltung, Steinmetze und Gärtner reagieren auf die veränderten Bedürfnisse der Stadtbevölkerung. Ein „Stelenpark”, entstanden im vergangenen Jahr, bietet fertige Grabstätten mit Steinen, die 20 Jahre – mindestens – von Friedhofsgärtnern mit wechselndem Blumenschmuck gepflegt werden. Verträge regeln die Einzelheiten. Zwei von 26 dieser Urnenwahlgrabstätten mit Platz für bis zu vier Urnensind schon belegt. Für einzelne Urnen existiert seit 2009 ein ähnliches Feld: die Urnengemeinschaftsanlage.
INFORMATION
Tag der offenen Tür
Ein "Tag der offenen Tür" findet am Samstag, 31. Oktober, zwischen 14 und 17 Uhr erstmals auf dem Friedhof an der Fiskusstraße in Neumühl statt. Bei Führungen werden Besucher über unterschiedliche Grab-arten informiert. Auch Steinmetze und Gärtner geben Auskünfte.