Duisburg. .
Brautmoden, Juweliere, Deko-Abteilungen, Reisebüros – Fehlanzeige beim Blick in die Schaufenster. Die Geschäftsleute auf der Königstraße scheinen die royale Eheschließung am Freitag in London nicht für verkaufsfördernd zu halten.
Keine Spur von Hochzeitsfieber. Noch nicht einmal in der Deutsch-Britischen Gesellschaft. „Viele Leute sind in den Ferien, die anderen müssen arbeiten“, sagt Vorsitzender Robert Tonks, der am Freitag ebenfalls im Büro für Europaangelegenheiten an der Bismarckstraße sitzt. Als Waliser ist er zwar traditionell kein leidenschaftlicher Anhänger der Krone, aber das ist nicht der Grund für die Zurückhaltung. „Sechs bis zehn“ Mitglieder der Duisburger Gesellschaft – ob Brite oder nicht – belassen es am Freitag bei einem englischen Frühstück, bevor sie in den Arbeitstag starten.
Briten genießen langes Wochenende
Da haben es die Briten besser, weiß Zahnarzt Dr. Charles Antony Parsons. „Am Freitag ist anlässlich der Hochzeit Feiertag, und am Montag wird der 1.-Mai-Feiertag nachgeholt, weil der auf einen Sonntag fällt.“ So genießen die Briten ein wirklich langes Wochenende. „Ich werde am Freitagmorgen arbeiten und nachmittags mit meinen englischen Nachbarn und Patenkindern vor dem TV sitzen“, sagt Dr. Parsons, der seit 1985 in Deutschland lebt. Dem Königtum stehe er neutral gegenüber, es sei eben Tradition. Und mit Blick auf das junge Paar will er sich noch nicht festlegen. „Das kommt drauf an, wie sie sich benehmen.“
Kate Middletons Fotoalbum
Robert Tonks weiß noch nicht, ob er einer Einladung nach Düsseldorf folgt: Das britische Generalkonsulat, BBC und WDR bitten zum Empfang anlässlich der Hochzeit von Kate und William. Ist das Interesse bei den Deutschen vielleicht größer als bei den Briten? „Diese Frage beantworte ich immer mit ja, um die Deutschen zu provozieren. Aber eigentlich sind sich Briten und Deutsche sehr ähnlich.“
Manche Deutschen besser über das Königshaus informiert als Engländer
„Als ich klein war, war die Königsfamilie sehr weit entfernt. Diana hat alles verändert“, sagt der 56-Jährige. Sie habe ihr „buntes Leben an der Königsfamilie vorbei geführt“ und damit für eine Transparenz gesorgt, „die vorher nicht da war“. Die Sehnsucht der Deutschen nach dem Königlichem, dem Bunten sei verständlich: „Das sind nicht die langweiligen Bundespräsidenten, die auch noch zurücktreten dürfen“, schmunzelt Tonks, der mit einer Deutschen verheiratet ist, die ihre Magisterarbeit über Diana geschrieben hat. „Meine kürzlich verstorbene Schwiegermutter ist besser über das Königshaus informiert als meine Mutter.“ Die wiederum hat nur eine royale Devotionalie im Haus: einen Becher, der anlässlich der Krönung von Elizabeth II. jedem neu geborenen Kind geschenkt wurde – auch Tonks Bruder.