Duisburg. .
Die Kürzung bei der Gemeinwohlarbeit trifft Langzeitarbeitslose genauso wie Kinder und Alte, denen sie zur Seite standen. Um zwei Drittel sind die „Arbeitsgelegenheiten“ inzwischen bereits eingekürzt – aufgrund der vom Bund verordneten Einsparungen.
Sie haben Schulbibliotheken fein säuberlich neu geordnet. Sie haben mit unheilbar Kranken Spaziergänge gemacht. Sie haben in Kindergärten Frühstück mit frischem Obst zubereitet. Sie haben armen Familien geholfen, die Energiekosten im Haushalt spürbar zu senken. Sie schauten auf dem Friedhof nach dem Rechten. Sie haben alte Leute zu Hause besucht und Menschen mit Behinderungen begleitet bei der Busfahrt.
Auch in Krankenhäusern, Altenheimen, Sportvereinen waren sie regelmäßig anzutreffen: die Ein-Euro-Jobber, die in Duisburg eigentlich Zwei-Euro-Jobber heißen müssten. Aber die guten Taten von Langzeitarbeitslosen, die für zwei Euro in der Stunde als „Gemeinwohlarbeiter“ im Einsatz waren, schrumpfen fast zu Raritäten. Um zwei Drittel sind die so genannten „Arbeitsgelegenheiten“ inzwischen bereits eingekürzt – aufgrund der vom Bund verordneten Einsparungen.
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Die jüngsten Zahlen: Von den 2594 Zwei-Euro-Jobs, die es noch bis Ende Januar in Duisburg gab, sind weniger als 1000 übrig. Tendenziell wird die Zahl weiter sinken. Auch eine komplette Abschaffung ist für die Zukunft denkbar.
Ziemlich kurzfristig („Ab Oktober etwa haben wir von der letzten Entwicklung erfahren“) mussten sich nicht nur die Verbände der Freien Wohlfahrtspflege überlegen, welche Gemeinwohl-Jobs sie denn nun streichen könnten. Awo, Caritas, Diakonie, DRK, Päritätischer und andere mussten herunterfahren von 715 auf 236 Stellen.
Auch die GfB (Gesellschaft für Beschäftigungsförderung), deren Hauptgesellschafter die Stadt ist, traf es hart. Von 1500 blieben 512. Zudem erhalten alle Träger ab Februar nur noch 200 statt vorher 250 Euro monatlich, um die Langzeitarbeitslosen in ihren Jobs zu schulen, zu betreuen, zu beraten und möglichst in reguläre Arbeit zu bringen.
Zu den „weggesparten“ Betroffenen gehören viele „Duis-Bürger“, die gebrechliche alte Menschen zu Hause besuchen, um sie im Alltag zu unterstützen, zum Beispiel bei Arztbesuchen. Geschasst sind oft Endfünfziger, die heilfroh waren, in ihren Zwei-Euro-Jobs die Zeit bis zur Rente mit sinnvoller Tätigkeit zu füllen. Denn ihre Aussicht auf versicherungspflichtige Arbeit ging allein aufgrund ihres Alters gegen Null.
„Einen Aufschrei der Empörung und Enttäuschung müssen wir zurzeit bewältigen“, berichtet Sylvia Prasnitz, Koordinatorin bei den „Duis-Bürgern“. Die Gemeinwohlarbeiter, hoch motiviert, die sich allesamt freiwillig für die Arbeit gemeldet hatten, sind ebenso erschüttert wie die Alten, die nun plötzlich ohne Hilfe bleiben.
"Kürzungen machen Erfolge kaputt"
„Wir müssen jeden Tag total niedergeschlagene Menschen trösten“, bedauert auch Sandrine Mertens, Leiterin des Bereichs Gemeinwohlarbeit beim Diakoniewerk. „Nach langer Zeit ohne Anstellung hatten sich manche Zwei-Euro-Jobber gerade aus ihrer seelischen Krise befreit, zurückgefunden ins Arbeitsleben und in den strukturierten Tagesablauf. Die Kürzungen machen Erfolge kaputt, die mit der Zeit gewachsen sind.“
Ein Rhythmus, das Erleben von Kontakten und Lebenssinn, genau das sei Zweck von Gemeinwohlarbeit, unterstreicht Dr. Martin Florichs von der Awo. Die erreichte Vermittlungsquote von 14,6 % liege zudem klar über ursprünglichen Erwartungen.