Duisburg. .
Den 19. Februar hat sich Anna Kowalski (Name von der Redaktion geändert) auf dem Wandkalender rot markiert. Es ist der Tag, an dem sich ihr Leben komplett veränderte: Die Polin, die vor fünf Jahren nach Laar zog, tippte sechs Richtige und räumte einen Millionengewinn ab. 2 197 049,60 Euro, um genau zu sein.
Eine Stunde, nachdem sie die Zahlen verglichen hatte, stand auch schon ein Lotto-Mitarbeiter auf der Matte. Er berät Gewinner, wie sie sich im Freudentaumel verhalten sollen. Ruhig bleiben zum Beispiel – und am besten nicht mit der Zeitung reden. Für die WAZ machte sie dennoch eine Ausnahme.
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Drei Putzstellen hatte die 33-Jährige bisher, um im Monat etwa 1000 Euro zu verdienen. Hin und wieder legte sie Zettel aus: „Junge Polin sucht Putzstelle“. Auch in der Lotto-Annahmestelle, in der sie regelmäßig tippte. Mittwochs und samstags. Woche für Woche. Nicht zu vergessen „Super Sechs“ und „Spiel 77“. Immer wieder hat sie von einem Gewinn geträumt. Doch ausgerechnet an dem Abend, als ihre Ziffern gezogen wurden, verschlief sie die Sendung. Erst am nächsten Morgen schaute sie die Zahlen im Videotext nach. „Drei oder vier Richtige hatte ich schon oft. Aber als dann auch noch die fünfte und die sechste Zahl stimmten, dann wurde mir gleichzeitig heiß und kalt“, erzählt sie, immer noch ergriffen.
Mit so viel Geld hatte sie nicht gerechnet
Glauben mochte sie daran erst einmal nicht. Ihr Freund sollte die Ziffern – 12, 14, 16, 33, 42 und 47 – vergleichen. Sechs Richtige! Montags spazierte sie schließlich zur Lotto-Bude. „Ich hab sechs Richtige“, sagte sie – und die Mitarbeiter staunten nicht schlecht, dass dieser Spruch, den sie so oft hören, tatsächlich stimmte. Mit 800 000 Euro rechneten sie. Doch Anna Kowalski war mit dem Tipp die Einzige. Also überwies Lotto wesentlich mehr.
Die erste Anschaffung war ein neues Auto. Das alte hatte schon 20 Jahre auf dem Buckel. Auch die Familie bekommt etwas ab. „Meinem Bruder helfe ich dabei, einen Kredit abzubezahlen. Meiner Schwester finanziere ich das Studium.“ Auch die Mutter, die als Pflegerin in Deutschland arbeitet, soll Geld bekommen.
Eingekauft wird weiter im Discounter
Im Portemonnaie befinden sich gerade 220 Euro „und ein paar Zerquetschte“. Sie will nicht alles auf einmal ausgeben, einen Teil der Summe anlegen. Zurzeit suchen Anna Kowalski und ihr Freund in Duisburg und Umgebung eine größere Wohnung. Ihre jetzige ist zu klein. Wenn der Besuch verschwindet, wird der Tisch beiseite geschoben und die Couch zum Schlafsofa. Die nächste soll ein separates Schlafzimmer haben. „Und eines zum Bügeln wär’ gut.“ Später wollen sie dann ein Haus kaufen.
Ihre Einkäufe jedenfalls erledigt sie nach wie vor im Discounter. Nur für die Klamotten und Schuhe gibt sie ein bisschen mehr aus. „Natürlich bin ich glücklich. Aber Glück hat nicht nur mit Geld zu tun“, stellt Anna Kowalski klar. Arbeiten wollen sie und ihr Liebster erst einmal nicht. Vielleicht steigt das Paar stattdessen in die Familienplanung ein.
Lotto spielt sie übrigens immer noch. Jeden Mittwoch und Samstag.