Duisburg. .

Der ehemalige Sexualstraftäter Ricardo K. ist wieder frei und hält sich in Duisburg auf. Die Polizei hat 18 Kräfte abgestellt, um ihn zu observieren. Der Angriff auf ein Mädchen im November konnte dem Ex-Sicherungsverwahrten nicht nachgeweisen werden.

Ricardo K. ist wieder auf freiem Fuß. Diese Entscheidung fiel am Freitag vor dem Duisburger Amtsgericht Duisburg. Der Täter hält sich weiter in Duisburg auf. Wo genau, verraten die Behörden nicht.

Der 48-Jährige, der wegen eines Sexualdelikts bis November 2010 in der JVA Werl in Sicherungsverwahrung saß und kurz nach seiner Entlassung in Homberg-Hochheide ein Mädchen (10) angegriffen haben soll, wurde am Donnerstag vom Amtsgericht Duisburg zu einer sechsmonatigen Freiheitsstrafe verurteilt. Diese braucht er aber nicht anzutreten, da er zuvor 104 Tage in Untersuchungshaft gesessen hatte. Daher hob die Richterin den Haftbefehl gleich wieder auf.

Ricardo K. verließ den Gerichtssaal als freier Mann. Er hält sich weiterhin auf Duisburger Stadtgebiet auf. Wo genau, wollten die Behörden nicht verraten. Sie erklärten nur, dass er weder in die Homberger Wohnung noch in diesen Stadtteil zurückkehrt.

Mädchen erkannte Ricardo K. nicht wieder

Ricardo K. hatte nicht wegen der ihm angelasteten Attacke auf das Mädchen in U-Haft gesessen, da die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft schon kurz nach dem Jahreswechsel ergeben hatten, dass sich der dringende Tatverdacht gegen ihn nicht erhärten ließ. Dafür klagte ihn Staatsanwalt Oliver Gustmann von der Staatsanwaltschaft Duisburg wegen Verstößen gegen Weisungen der Führungsaufsicht an.

Deren Auflagen besagten, dass es nach der Entlassung aus der Sicherungsverwahrung keinen Alkohol und keine Betäubungsmittel konsumieren dürfe und sich regelmäßig bei seinem Bewährungshelfer zu melden habe. Zudem durfte er das Stadtgebiet nur nach behördlicher Genehmigung verlassen. Ricardo K. hielt sich an nichts davon – und kam deshalb in U-Haft.

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Von Thomas Richter

Und was machte Staatsanwalt Gustmann so sicher, dass Ricardo K. das Mädchen nicht attackiert hat? „Die Geschädigte hat den Täter weder auf Bildern noch bei einer Gegenüberstellung identifiziert. Zudem passten die an ihrer Kleidung gefundenen DNA-Spuren nicht mit der des Verdächtigen überein.“

Ricardo K., der von 48 Lebensjahren 27 im Gefängnis verbracht hat, war zuvor meistens als notorischer Baustellendieb in Erscheinung getreten. Dem stehen zwei Sexualdelikte gegenüber: 1988 in Duisburg, als er sich in einem Gebüsch an zwei Jungen vergehen wollte. Und 1994 in Moers, als er die Partnerin seines besten Freundes brutal vergewaltigte. „Dies ist aber definitiv kein Triebtäter. Er kannte seine Opfer“, erklärte Holger Haufmann, der Einsatzleiter der Polizei in diesem Fall, bei der Pressekonferenz.

Auch ein „freier Mann“ darf oberserviert werden

Polizeipräsidentin Dr. Elke Bartels veranlasste, dass K. weiter observiert wird – obwohl er ein freier Mann ist. Sie beruft sich dabei auf einen Paragraphen, dass die Polizei observieren darf, wenn Voraussetzungen bekannt sind, dass eine Person eine Straftat von erheblicher Bedeutung begehen könnte. Das sei in diesem Fall gegeben.

Der 48-Jährige wird rund um die Uhr bewacht. 18 Kräfte muss die Polizei dafür abstellen – mindestens. Denn sollte sich zeigen, dass Ricardo K. Probleme macht, könnte das Team personell noch aufgestockt werden. Wie teuer diese 24-Stunden-Überwachung für den Steuerzahler wird, wollte Bartels nicht sagen. „Für uns ist das ein schwieriger Spagat. Herr K. ist frei, wir wissen aber auch um die Ängste in der Bevölkerung.“

Ricardo K. wird nun dabei begleitet, dass ihm der Schritt zurück in ein normales Leben gelingt. Dafür will die Führungsaufsichtsstelle sorgen. Deren Leiter Stefan Ulrich sagte, dass dazu etwa die Wohnungs- und Jobsuche sowie das Knüpfen sozialer Kontakte und Bindungen gehöre. Die Staatsanwaltschaft stellte klar, dass Herr K. bei neuerlichen Verstößen gegen die Auflagen zurück ins Gefängnis muss.