Mit der Schließung der Rhein-Ruhr-Halle geht ein Teil von Duisburg
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Duisburg. .
Die Liste der Promis, die sich in der Rhein-Ruhr-Halle die Klinke in die Hand gaben, ist schier unendlich. Ob Sportler, Politiker, Sänger, Comedians oder Entertainer - dort konnte man sie live, und wegen der Enge, auch hautnah erleben. Die beiden Hallenleiter erinnern sich.
Als die Rhein-Ruhr-Halle am 31. Oktober 1975 eröffnet wurde, da war sie alles andere als fertig. Und erst recht kein Veranstaltungshaus, das auf Anhieb sinnvoll genutzt werden konnte, wie sich der erste Hallenchef, Karl-Heinz Hasenbrink (78), erinnert. Deshalb habe es schon bald eine Krisensitzung gegeben, weil bauliche Änderungen bitter nötig gewesen seien, so Hasenbrink. Bei der Gelegenheit habe man ihn wissen lassen, wie der Bau geplant worden sei: „Das hab’ ich mal eben am Küchentisch gemacht“, soll einer der Verantwortlichen gesagt haben. Worauf der sich vom schlagfertigen Hallendirektor folgende Antwort an der Kopf werfen lassen musste: „Das merkt man!“
Monat für Monat Tausende Menschen
Der „dickste Klops“ sei die Anordnung der Technik hinter der Bühne gewesen. „Kann mir mal einer sagen, wie man die Halle und die Bühne beleuchten und mit Ton versorgen soll, wenn man hinter einem Vorhang sitzt und überhaupt nichts mitbekommt?“, fragte Hasenbrink. Und entschied: Die Technik zieht um - auf die andere Seite ins Publikum.
Der Meidericher wusste nicht, worauf er sich einlässt, als er sich um die Stelle als Hallenchef bewarb. Er sollte eine Halle mit Leben füllen - aber wie man das macht? Achselzucken. Immerhin hatte er weitestgehend freie Hand. So lockte er TV-Produktionen an, holte Sportevents wie Tischtennis-Europameisterschaften nach Hamborn. Politiker lieferten sich in seinem Haus Rededuelle, Schlagerstars brachten die Halle zum Toben, Vereine, Privatleute und Firmen feierten dort. Tausende Menschen strömten Monat für Monat herbei - sie kamen von Nah und Fern, um in Duisburgs größter Halle einen schönen Abend oder einen spannenden Tag zu verbringen.
Immer für Neues kämpfen
Aber: Ohne eine gewisse Gewieftheit und ohne unermüdlichen Einsatz an sieben Tagen in der Woche wäre die Halle nicht zu dem Magneten geworden, der sie bis zuletzt war. „Ich musste immer kämpfen“, sagt Hasenbrink. Für einen Anbau, für neue Technik. Nicht immer wollte die Politik, wollte die Stadt so, wie er wollte. Da spielte er auch schon mal mit gezinkten Karten, wenn er etwa Briefe bestellte, in denen Veranstalter ankündigten: „Wir kämen ja sehr gerne, wenn da nicht...“ Die hätten mitunter Wunder bewirkt. Deshalb sei etwa der Anbau samt Lkw-Tor für 1,2 Mio Mark genehmigt worden...
„Ich wusste, dass wir in Hamborn nicht gegen Berlin, München, Düsseldorf ankamen. Deshalb war mein Motto: Wir müssen mehr bieten. Und nie sagen: Geht nicht.“ Das bestätigt auch sein Nachfolger, Thorsten Schrader (43), der seit 16 Jahren das Sagen hat und nun als letzter das Licht ausknipsen muss: „Geht nicht, gibt’s bis heute nicht!“ In Hamborn machte man mit anfangs fünf, zuletzt drei Technikern und einer Sekretärin das Unmögliche möglich. Baute die Halle um, schuf die Möglichkeit, dass schwere Sattelschlepper ins Gebäude fahren können, öffnete für eine Show sogar das Dach, um vom Kran aus eine Shownummer in luftiger Höhe zu ermöglichen.
„Da geht ein Teil von Duisburg“
Es waren gute Jahre, die - bis auf einen Unfall bei einer Carmen-Nebel-Aufzeichnung im Herbst 2009 - ohne Unglücke über die Bühne gingen. Die viel Kopfzerbrechen („Wie kriege ich das jetzt nur wieder finanziert? Wie soll das gehen mit so wenig Personal?!“), aber auch viel Freude bereiteten. Gerne erinnern sich Hasenbrink und Schrader an die vielen Stars, die hinter der Bühne durchweg „ganz normale Menschen sind“. Wie Michael Jackson, der „ohne Mundschutz für uns Autogramme schrieb“. Oder James Last, der sich 30 Jahre nach seiner Eröffnungsshow noch haargenau an Details erinnerte, als Hasenbrink ihn zufällig im Urlaub in einem Hotel wieder traf. Oder Maria Hellwig, die bei einem Auftritt erfahren hatte, dass der Hallenchef Geburtstag hat und ihm vor versammeltem Publikum übers Mikrofon gratulierte (wofür Hasenbrink sich mit einem Handkuss ganz artig bedankte). Oder Ex-Bundespräsident Richard von Weizsäcker, der per lärmendem Hubschrauber einflog, aber nicht am St.-Johannes-Hospital landen wollte, „mit Rücksicht auf die Kranken“.
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