Duisburg. . Bislang wurden Stummfilme im Filmforum am Klavier begleitet. Ein Klavierharmonium soll demnächst für eine größere Vielfalt an Stimmungen und Geräuschen sorgen. Doch zunächst muss das historische Instrument von einem Spezialisten restauriert werden.
Die Musiker, die einstmals dem Stummfilm Stimmung einhauchten, müssen eine hervorragende Kondition gehabt haben.90 Minuten lang die Pedale des Harmoniums zu treten, um das Gebläse für die Orgel in dieser Mischung aus Klavier und Orgel zu betreiben, traut sich Filmforum-Stammpianist Joachim Bärenz nicht zu. Deswegen bekommt das seltene Instrument, an dem künftig die Stummfilme im Filmforum begleitet werden, jetzt einen Elektromotor. Und Bärenz muss sich einarbeiten, damit er dann auch im Dunklen alle Register ziehen kann.
Mit Hilfe der Sparkasse erworben
Renoviert werden muss das Klavierharmonium aus dem Jahr 1929 ohnehin. Der Lack ist ziemlich ab, und einige mechanische Teile wie Registerzüge müssen erneuert werden; ein Klavier- und Orgelbauer vom Niederrhein, der sich noch mit solchen Instrumenten auskennt, wird sich darum kümmern. Nachdem es schon mit Hilfe der Sparkasse erworben werden konnte, sagte Vorstandsvorsitzender Hans-Werner Tomalak gestern bei der Vorstellung des historischen Instruments spontan zu, die Kosten für die Restaurierung bis zu einer Höhe von 3000 Euro zu übernehmen.
Viel weiß man nicht über die Geschichte des in Deutschland gebauten Instruments, das über den Sammler Ulrich Averesch aus Bad Krozingen erworben wurde. Nur, dass es in den 1980er Jahren bei einer Folkrock-Gruppe im Einsatz war. In früheren Kinozeiten war das Klavierharmonium keine Seltenheit und in den Kinosälen der 1920er Jahre sehr beliebt. Die Begleitung durch komplette Orchester – auch das gab es – war schließlich teuer. Übrigens hat sogar das Filmforum noch einen Orchestergraben. „Das ist heute die ,Säule’“, sagt Geschäftsführer Kai Gottlob.
Größere Vielfalt an Geräuschen
Bislang wurden die Stummfilme im Filmforum, das über ein großes Archiv mit historischen Steifen verfügt, am Klavier begleitet. Doch das kann die Vielfalt an Stimmungen und Geräuschen, an dramatischer Spannung oder großem Gefühl eines Klavierharmoniums nicht bieten. Es verfügt über die Klänge von Streicher- und Bläsergruppen, aber auch beispielsweise über Effekthupen. „Gebaut werden diese Instrumente schon lange nicht mehr“, so Gottlob.
„Jetzt haben wir gleich doppelten Grund zur Freude“, sagte gestern Rainer Zimmermann, Vorsitzender der Freunde des Filmforums, die sich bei der Sparkasse bedankten. „Wir können zum einen stolz sein auf ein rasantes Wachstum im letzten Jahr und werden zum anderen nun noch mit diesem wunderbaren Geburtstagspräsent überrascht – und das ein Jahr nach unserem schwierigen Überlebenskampf.“
Wann das Klavierharmonium zum ersten Mal am Dellplatz erklingt, ist noch offen.