Duisburg. .
Weil der Bund die Zuschüsse an die Jobcenter gekürzt hat, fallen auch beim Senioren-Begleitservice „Duis-Bürger“ Ein-Euro-Jobs weg. Ältere Menschen, die jetzt nicht mehr betreut werden können, sind verzweifelt.
Die 84-jährige Neudorferin ist halb blind und gehbehindert. „Wer hilf mir jetzt die Treppe hinunter? Ohne Begleitung werde ich nicht mehr einkaufen gehen können. Wer liest mir die Post vor, die ich allein nicht mehr entziffern kann?“ Bisher besuchte sie ein Mitarbeiter der Duis-Bürger dreimal in der Woche.
Darum kann die alte Dame, die keine Verwandten mehr hat, noch zu Hause leben. Aber ihr freundlicher Helfer darf sie nicht mehr besuchen. Er gehört zu denjenigen, die „gestrichen“ sind als 1-Euro-Kräfte des Senioren-Begleitservice „Duis-Bürger“.
Viele Tränen fließen
Das hoch gelobte Sonderprojekt, getragen vom Duisburger Jobcenter und angesiedelt bei der Gesellschaft für Beschäftigungsförderung (GfB) gerät ins Trudeln durch Kürzungen der 1-€-Stellen auch in diesem Bereich. Die Neudorferin wird keinen Ersatz bekommen, sagt sie. Das habe man ihr kurzfristig mitgeteilt. „Da musste ich gleich eine Schlaftablette mehr nehmen, mein Zucker ist in die Höhe geschnellt, so hat mich das aufgeregt.“
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Auch eine 83-Jährige aus Obermeiderich wird ihre Besucherin vermissen. Seit anderthalb Jahren kommt sie zu ihr, zwei Stunden pro Woche: „Wir unterhalten uns bei einem Kaffee, haben ein liebevolles Vertrauensverhältnis entwickelt“. Die Seniorin, die eine Knieprothese hat, ist verzweifelt: „Dann bin ich abgeschnitten.“ Viele Tränen fließen, als sie das sagt. Sie vermisst „Menschlichkeit gegenüber alten Leuten“.
Eine Marxloherin (84) erzählt: „Meine Besucherin hilft mir, den Arzt aufzusuchen, weil ich mit dem Rollator unsicher bin und nur noch drei Meter weit sehe.“ Alle, die die kostenlose Hilfe in Anspruch nehmen konnten, stellen verbittert fest: „Dann bleibt uns nur noch das Heim.“ Für die Gesellschaft sei diese Konsequenz unterm Strich teurer als alles andere.
Fakt ist: Von 160 Stellen bei den Duis-Bürgern sind laut GfB bis Ende Januar noch 141 durch 1-€-Kräfte besetzt, die über 50 Jahre alt sind. „120 werden übrig bleiben ab 1. Februar“, teilt das Jobcenter mit. Aber es wird weit mehr als 40 alte Leute treffen, denn eine Kraft betreut immer mehrere.
Eine Sonderregelung erlaubte, dass die älteren Arbeitslosen, die eigens Schulungen absolviert hatten, länger als ein Jahr - wie sonst bei 1-€-Jobs - Senioren unterstützen konnten. „Man braucht doch Vertrauen“, so die schockierten Betroffenen. Sie fühlen sich zurückgestoßen in Hilflosigkeit und Einsamkeit.