Duisburg. .

Sie blicken auf eine stolze Geschichte zurück und können Denker wie Pythagoras, Heraklit, Sokrates oder Platon zu ihren Vorfahren zählen. Mittlerweile blicken auch die Griechen in Deutschland auf eine sehr bewegte Geschichte zurück.

Denn vor 50 Jahren, am 30. März 1960, schloss der damalige Bundesarbeitsminister Theodor Blank ein Anwerbeabkommen mit Griechenland ab. Gerade Duisburg, das Herz des aufstrebenden Ruhrgebiets, war ein beliebtes Ziel für die Arbeit suchenden Exilanten. Zino Gaidatzis war seinen Landsleuten damals schon einen Schritt voraus. Schon ein paar Jahre vorher machte er sich aus seiner Heimatstadt Saloniki auf den Weg nach Duisburg: „Ein Nachbar aus meiner Heimatstadt war bereits in Duisburg. Ich wollte dann mal gucken, ob es da wirklich besser ist, als zu Hause.“ Gaidatzis blieb – bis heute.

Auch wenn es in Duisburg „Arbeit ohne Ende“ gab, war der Anfang in das neue Leben alles andere als einfach. Es gab einiges, an das sich die jungen Griechen gewöhnen mussten: Frauen, die genau wie Männer Akkordarbeit verrichteten, Mitbürger, die vor dem Knoblauchgeruch der Neuankömmlinge zurückwichen, und nicht zuletzt eine unbekannte, schwer zu erlernende Sprache. An all das kann sich Gaidatzis, immerhin Jahrgang 1929, noch immer ganz genau erinnern. „Für Menschen, die in ein fremdes Land kommen, ist es ganz wichtig, die Sprache zu lernen, sonst versteht man die Kultur des Volkes nicht. Grammatik und Orthografie fallen mir noch immer schwer, weil ich Deutsch nie in der Schule gelernt habe“, bedauert Gaidatzis.

Georgios Raptis, Vorsitzender des Deutsch-Griechischen Kulturvereins Duisburg, erinnert sich an eine ganz besondere Maßnahme: „Um die Integration zu erleichtern, wurden Menschen aus einem Dorf ganz gezielt gemeinsam in die gleiche Stadt geschickt. Es wurden quasi kleine Ableger eines Dorfes gebildet. Der Start war dadurch wesentlich einfacher.“

Bis zu 750 000 Griechen lebten zu Spitzenzeiten in Deutschland. Mittlerweile sind einige von ihnen wieder in ihr Geburtsland zurückgekehrt. Knapp über 300 000 leben noch heute in Deutschland – 1855 von ihnen in Duisburg. Schon seit Jahren können sie im Stadtgebiet auf griechische Lebensgrundlagen zurückgreifen. Ob Kulturverein, griechisch-orthodoxe Kirchengemeinde oder säkulare Gemeinde, die griechische Gemeinschaft findet immer wieder zusammen. Denn eines eint die Nachfahren Archimedes’ und Herodots, auch wenn sie weit entfernt der Hellenische Republik leben. „Mein Herz schlägt für Griechenland, aber hier in Deutschland bin ich zu Hause“, meint Georgios Raptis. So wird das griechische Anwerbeabkommen sogar nach 50 Jahren noch zum integrativen Erfolgsmodell.