Castrop-Rauxel. .

Dieser Mensch ist in einem fremden Land, fernab der Heimat. Traurig ist er, weil er seine Familie zurück lassen musste, um ihr ein besseres Leben zu ermöglichen.

Er fühlt sich verloren unter all den Menschen, die ihm so fremd sind, deren Sprache er nicht spricht, deren Kultur er nicht kennt. Doch sie gehen auf ihn zu, holen ihn in ihre Mitte.

Eindrucksvoll und berührend versinnbildlichte die Theatergruppe „Odysseus Schwestern“ mit ihrer Darbietung, was 25 Jahre Kulturzentrum Agora bedeuten – nämlich 25 Jahre gelebte Integration. Menschen unterschiedlicher Herkunft, Menschen unterschiedlichen Alters, Menschen mit unterschiedlichen sozialen Hintergründen begegnen sich hier tagtäglich. Und es funktioniert, dieses Miteinander, was zahlreiche Redner am Samstag bei einer Feierstunde zum Doppeljubiläums – 25 Jahre Agora, 50 Jahre Anwerbeabkommen mit Griechenland – wortreich würdigten.

„Ich liebe diesen Ort der Vielfalt und des gelebten Miteinanders“, erklärte Bürgermeister Johannes Beisenherz. „Hier wird vorbildliche Arbeit geleistet, was in der Stadt und über die Stadtgrenzen hinaus auf große Anerkennung stößt“, betonte Beisenherz. Er bezeichnete das Kulturzentrum Agora als einen der spannendsten Ort gelebter Integration in Castrop-Rauxel. Ein Ort, der untrennbar mit dem Namen des verstorbenen Vorsitzenden der Griechischen Gemeinde Spyros Papaspyrou verbunden sei. Er habe die Agora als Brücke zwischen deutschen und ausländischen Bürgern gesehen, zitierte Beisenherz den ehemaligen Vorsitzenden. Und eben jener Gedanke habe durch bürgerschaftliches Engagement „gewaltige Kreise“ gezogen. „Wir sind stolz auf unsere Griechische Gemeinde und auf unsere Agora“, erklärte Beisenherz.

„Wir haben das Zentrum vor 25 Jahren gegründet, um uns vor sozialer Isolation zu schützen“, erzählte Konstantinos Boulbos, zweiter Vorsitzender der Griechischen Gemeinde. In Eigenleistung und mit Hilfe des evangelischen Kirchenkreises habe die Griechische Gemeinde das Zentrum aufgebaut. Spyros Papaspyrou habe später den ersten Vorstoß gewagt, so Boulbos: „Er wollte das Zentrum für alle öffnen.“

Den Weg dorthin bezeichnete Thorsten Schnelle, Leiter des Zentrums und der Integrationsagentur: „Doch hier hat sich auch gezeigt, dass mehr möglich ist, als man denken mag, wenn Menschen sich nicht beirren lassen.“

1982 erfolgte die Gründungsversammlung der Griechischen Gemeinde. „Der neue Vorstand suchte eine Bleibe“, berichtete Geschäftsführer Michael Chasanis. Die fand die Gemeinde letztlich in den Gebäuden der ehemaligen Zeche Ickern I/II. Mehr und mehr entwickelte sich der Ort der Begegnung.

Heute ist die Agora Mehrgenerationenhaus, fördert und fordert, wie die Politik es immer wünscht, es jedoch selbst wohl nicht besser umzusetzen vermag. „Die Politik kann Integration nicht vorleben, das kann nur die Basis“, sagte Zülfiye Kaykin, Staatssekretärin im Ministerium für Integration, Soziales und Arbeit.