Tzvi Avni feiert am Donnerstag seinen 83. Geburtstag. Das schönste Geschenk, das der in 1927 in Deutschland geborene und 1935 nach Israel emigrierte Komponist erhalten wird, entsprang seinem eigenen Kopf.
Überreicht wird es ihm von den Duisburger Philharmonikern. Die werden Avnis Konzert für Klavier, Streicher, Pauken und Schlagzeug im Rahmen des 1. Philharmonischen Konzertes heute und morgen in der Mercatorhalle (jeweils ab 20 Uhr) präsentieren. Und die Vorfreude auf diese Welturaufführung ist auf allen Seiten riesig.
Zu den Gratulanten gehören sicherlich auch zwei weitere Protagonisten des Abends: Heidrun Holtmann, die Solistin am Klavier, und Benjamin Shwartz, der Dirigent.
Holtmann, die zuletzt vor gut zwei Jahren in Duisburg musikalisch zu Gast war, ist seit langem begeistert von der Ausdrucksstärke und der Klangphantasie, die in Avnis Kompositionen zu finden seien. Als sie von einem Orchester um ein Konzept für zeitgenössische Musik gebeten wurde, war es Avni, mit dem sie es auf Anhieb entwickeln wollte. Bei dem nun entstandenen Klavierkonzert handelt es sich aber um eine Auftragsarbeit der Duisburger Philharmoniker. „Ich spiele seine Stücke sehr gerne“, erklärte Holtmann beim gestrigen Pressegespräch im Hotel Duisburger Hof. Avni zähle zu jenen Komponisten, in deren Werke Themen „Freiheit“ und „Befreiung von Unterdrückung“ eine große Rolle spielen würden. Und diese Musik, die auch in der Lage sei, menschliche Qualitäten ausdrücken, hätte schon immer eine große Faszination auf sie ausgeübt, so Holtmann.
Auch Dirigent Benjamin Shwartz zeigte nach den gestrigen Proben tief beeindruckt – sowohl von Avnis 24-minütigem Klavierkonzert als auch von der Klasse der Duisburger Philharmoniker. „Die sind super!“, lobte der 30-jährigen Lockenkopf. Er war zuletzt erfolgreich als „Resident Conductor“ des San Francisco Symphony Orchestra im Einsatz. Nun lebt er seit Januar in Berlin. Bei sieben Orchestern und drei Opernhäusern findet er dort aus musikalischer Sicht wahrlich paradiesische Verhältnisse vor. Und Shwartz scheint das zu genießen.
Der Mann mit der eindringlichen Stimme könnte sich jedoch auch eine Zukunft in Duisburg vorstellen, zählt er doch zum Kreis jener Bewerber, die als Nachfolger für den ausscheidenden Generalmusikdirektor Jonathan Darlington in Frage kommen. Bei den Proben hätten die Philharmoniker und er viel Spaß gehabt. „Manchmal ist das Proben sehr schwer, fast ein Kampf. Manchmal ist es aber auch leicht und fließend“, erklärt Shwartz. Hier in Duisburg habe er Letzteres empfunden.
Zu dieser Einschätzung kommt auch Tzvi Avni selbst, der an den Proben ebenfalls teilnahm. „Die Atmosphäre, der Kontakt zwischen Dirigent und Musikern – alles hat funktioniert“, sagte Avni. Wie er zu diesem Schluss komme? „Das habe ich gespürt.“
Dass die Stadt Duisburg derzeit die Loveparade-Katastrophe aufarbeiten und verarbeiten muss, wissen alle Beteiligten. „Ich hoffe, dass wir die Menschen mit unserer Musik etwas aufheitern und zeigen können, dass es in dieser Stadt auch etwas Anderes, etwas Positives gibt. Und nicht nur diese Tragödie“, sagt Pianistin Heidrun Holtmann.
Und Benjamin Shwartz ergänzt: „Die Musik spricht und tröstet manchmal viel besser als jeder Mensch.“ Deshalb könne auch ein Konzert sehr , sehr hilfreich für eine trauernde Stadt sein.