Duisburg. .

Das Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium im Duisburger Stadtteil Marxloh hat 960 Schüler aus 20 Nationen. Schulleiter Lutz Peller sieht ein „chancenreiches Miteinander“ – das Menschen mit diffusen Migrationskenntnissen oft übersehen würden.

Ein Eichhörnchen huscht über die Straße, ringsherum ist alter Baumbestand, der Grillo-Park bettet das Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium im Herzen Marxlohs grün ein. In dieser Idylle streben 960 Kinder mit 20 verschiedenen Nationalitäten das Abitur an. Bester Schüler im letzten Jahr mit einem Notenschnitt von 1,0: ein türkisch-stämmiger Junge im Rollstuhl. Gleich zwei Gründe, sich stigmatisiert zu fühlen, und trotzdem erfolgreich.

Das ist für Lutz Peller und Manfred Feldmann Alltag. Der Schulleiter und sein Stellvertreter zucken nur müde mit den Schultern, wenn sie mit den üblichen Ressentiments über „ihren“ Stadtteil konfrontiert werden.

„Ich wohne hier und ich will hier auch nicht weg“, betont Peller, der seit 28 Jahren Marxloher aus Überzeugung ist. Anfangs sei das Miteinander der Kulturen nicht leicht gewesen, habe es viele Ängste gegeben. „Aber seit zehn Jahren gibt es ein sehr chancenreiches Miteinander“, beobachtet Peller. „Natürlich kann man auch die Probleme deutlich erkennen, aber es gibt Potenziale.“ Die würden von Menschen mit diffusen Migrationskenntnissen jedoch nicht gesehen. Feldmann ergänzt, dass zu defizitorientiert gedacht werde. Ein hoher Anteil seiner Schüler mit Migrationshintergrund stamme aus Familien mit universitärer Ausbildung, die sie aufgrund ihrer Zuwanderungsgeschichte aber nicht nutzen könnten.

Fließend Deutsch

Und obwohl jemand ein Kopftuch bis tief in die Stirn trage, spreche er vielleicht trotzdem fließend Deutsch, macht Feldmann Schubladendenken deutlich.

Gewalt spielt am Elly „überhaupt keine Rolle“, betonen die Schulleiter, bei Meinungsverschiedenheiten helfen Streitschlichter - und an den Wänden findet man keine einzige Schmiererei. „Der rechtsfreie Raum entspricht nicht meiner Wahrnehmung“, stellt Peller klar. Ihn ärgert die Außenwahrnehmung „kolossal. Meine Frau ist auf der Straße noch nie dumm angemacht worden“. Klar gebe es auch Machos, aber „das sind eben nicht die meisten“.

Wer den ländlichen Raum als heile Welt sieht, den ernüchtert Feldmann. In Geldern etwa, wo er lebt, gebe es „keine Probleme außer der großen Langeweile, und deshalb ist Alkohol ein großes Thema“. Die Mittelschicht sei oft satt, während die Kinder am Elly kulturelle Angebote aufsaugen würden. Und sie seien die „jungen Deutschen“, Migrationshintergrund hin, muslimischer Glauben her, nur würden sie zu selten so bezeichnet.

Keine nennenswerten Sprachprobleme

Ähnlich sieht das Ulla Greive, Rektorin der Grundschule am Park. Es gebe keine nennenswerten Sprachprobleme, Doppelsprachler bräuchten nur wenig Unterstützung und viele Kinder mit Migrationshintergrund seien sehr leistungsstark. Greve sagt allerdings auch, dass die A 59 eine Trennlinie durch Marxloh ist und die Probleme auf der westlichen Seite größer seien. „Bei uns stimmt die Mischung.“

Drüben, auf der anderen Seite, sagt Matthias Seiffert von der Grundschule Sandstraße nur: „Wir haben tolle Kinder.“