Duisburg. Ein Duisburger (78) ist schockiert, als er die viel zu hohe Gasrechnung bekommt. Der Anbieter gibt Fehler zu. Warum der Kunde trotzdem sauer ist.

Dass Hans-Uwe Kos mit den Abrechnungen für sein Haus in Duisburg-Hochheide durcheinander kommt, scheint unmöglich. In einem grauen Ordner ruhen Zahlen zu jedem Kubikmeter Gas, den er in den vergangenen zehn Jahren verheizt hat. Bekommt er eine Zahl nicht auf einer Rechnung per Post, bringt er sie handschriftlich zu Papier.

Umso erschütterter war er von der Summe, die er Anfang März auf einer Rechnung der Stadtwerke Duisburg fand: „Ich soll über 9000 Euro für meinen Gasverbrauch in 2023 hinlegen und 8000 Euro nachzahlen, stand da.“ Ein Schock, denn er war sicher: „Das kann nicht sein.“ Doch die Lösung des Problems sollte ihn einige schlaflose Nächte kosten.

Duisburger bekommt zu hohe Gasrechnung: „Verbrauche ich in zehn Jahren“

Warum Hans-Uwe Kos sofort überzeugt war, dass es sich um einen Fehler handeln muss: „Mein Verbrauch liegt seit Jahren immer unter 800 Kubikmetern pro Jahr.“ Er habe schon immer sparsam geheizt und verbrauche seit 2020, als seine Frau starb, noch mal weniger. Wenn er mehrere Tage nicht zu Hause ist, schaltet er die Heizung aus.

8066 Euro sollte Hans-Uwe Kos laut der falschen Rechnung der Stadtwerke Duisburg nachzahlen.
8066 Euro sollte Hans-Uwe Kos laut der falschen Rechnung der Stadtwerke Duisburg nachzahlen. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Laut der Stadtwerke-Rechnung habe er aber von Anfang Februar 2023 bis Ende Januar 2024 rund 4500 Kubikmeter beziehungsweise über 50.000 Kilowattstunden verbraucht. Dafür müsse er rund 9.600 Euro zahlen. Die monatlich gezahlten Abschläge abgezogen, müsse er auf einen Schlag gut 8000 Euro bezahlen.

„Das ist ein Wahnsinn, so viel verbrauche ich in zehn Jahren“, sagt Kos. Die Stadtwerke hätten auf Basis der Summe errechnet, dass er ab April einen Abschlag von über 1100 Euro pro Monat zahlen müsse. „Das zahle ich im ganzen Jahr“, lacht er.

78-Jähriger findet den Fehler, bekommt aber keine neue Rechnung

Also rechnete der 78-Jährige nach. Und er fand den Fehler schnell: Er hatte am 1. Februar 2023 einen Zählerstand von 3780 Kubikmetern. Die Stadtwerke haben aber ab einem Stand von null gerechnet. Seine These zur Ursache: „Ich bin zum 1. Februar zu den Stadtwerken gewechselt. Anscheinend ist dabei im Computer etwas schiefgelaufen.“

Es wurden einfach die rund 8000 Euro abgebucht. Plötzlich war mein Konto im Minus. Das war ein Schreck in der Abendstunde.
Hans-Uwe Kos

Viel schlimmer als diese eine falsche Rechnung und den einen kurzen Schock findet er aber, wie der Anbieter mit ihm umgegangen ist, als er den Fehler reklamierte.

Hans-Uwe Kos habe direkt am Tag, nachdem er den Brief öffnete, bei den Stadtwerken angerufen. „Man hat mir versichert, dass ich eine neue Rechnung bekomme, aber es kam keine.“ Er habe sich noch mehrmals gemeldet, doch sowohl auf Anrufe als auch Mails keine Antwort erhalten.

8000 Euro plötzlich abgebucht: „Schreck in der Abendstunde“

Gut zwei Wochen später seien ihm dann fast die Augen rausgefallen, als er auf seinen Kontostand blickte: „Es wurden einfach die rund 8000 Euro abgebucht. Plötzlich war mein Konto im Minus.“ Seine Bank habe sogar damit gedroht, einen Überziehungskredit haben zu wollen. Er erinnert sich: „Das war ein Schreck in der Abendstunde.“

Kos habe sich das Geld direkt per Lastschrift zurückbuchen lassen und sich dann wieder an den Anbieter gewandt. „Am Telefon hat ein Mitarbeiter zugegeben, dass es einen Fehler gab und ich eine neue Rechnung bekomme.“ Doch wieder habe er viele Tage vergebens in seinen Briefkasten geschaut. „Das waren schlaflose Nächte für mich.“

Stadtwerke Duisburg geben Fehler zu und schicken neue Rechnung

Die Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (DVV), zu der die Stadtwerke gehören, gibt auf Anfrage der Redaktion zu: „Die Rechnung von Herrn Kos wurde geprüft und ist tatsächlich fehlerhaft. Das tut uns leid.“

Wie vom 78-Jährige vermutet, sei tatsächlich der falschgeschätzte Zählerstand schuld gewesen, erläutert Sprecher Felix zur Nieden. Er sagt jedoch nichts dazu, wie oft solche Fälle passieren und warum Anrufe und Mails von Hans-Uwe Kos unbeantwortet blieben. Zuletzt hatten sich die Stadtwerke aber grundsätzlich für längere Wartezeiten beim Kundenservice entschuldigt.

Inzwischen hat der Hochheider eine korrigierte Rechnung bekommen. Das entschuldigt das Chaos der vergangenen Wochen für ihn aber nicht: „Ich habe nie eine Entschuldigung bekommen und will weg vom Anbieter, so schnell es geht.“