Duisburg-Marxloh. Die Brautmodenmeile wird umgebaut. Die Kaufleute befürchten ein Ladensterben wegen der Großbaustelle. Was sie von der Stadt Duisburg erwarten.
Millionen von Euro aus dem Förderprogramm „Stark im Norden“ sollen in Marxloh investiert werden, um die Weseler Straße und den August-Bebel-Platz umzubauen. Den Widerstand des örtlichen Werberings konnte die Stadt Duisburg brechen. Die Kaufleute hatten sich dagegen gewehrt, dass dauerhaft zahlreiche Parkplätze wegfallen sollen. Ein neues, zusätzliches Parkhaus will die Stadt bauen und so das Problem lösen. Dennoch herrscht weiterhin Skepsis auf der Brautmodenmeile.
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„Wir freuen uns alle, dass die Stadt wirklich etwas machen will“, schickt Ertan Karadağ vorweg. Doch der Geschäftsmann, der in Marxloh die beiden Herrenmodeläden „Black Hector“ führt, befürchtet durch die künftigen Baustellen einen Kahlschlag bei den Geschäften der Brautmodenmeile – ob bei Mode, Schmuck oder Accessoires. Er sei auf der Meile unter den Händlern gut vernetzt und unterhalte sich regelmäßig über die Umbaupläne. „Wir kennen die Zeiten der Baustelle“, sagt der gebürtige Marxloher und meint die 90er Jahre, als zu vielen Leerständen auch noch die Weseler Straße aufwendig von vier- auf zwei Fahrspuren umgebaut wurde. „Fast alles hat hier dicht gemacht“, erinnert sich der 39-Jährige.
Marxloher Ladenbetreiber fürchten wegen Großbaustelle um ihre Existenz
„Bevor die Brautmodenmeile entstand, waren die Ladenlokale leer, das war hier eine Geisterstadt.“ Statt Brautkleidern, Anzügen und Eheringen habe es vor allem „Prostitution, Waffen- und Rauschgifthandel“ gegeben. Und Gewalt. Das alles sei deutlich besser geworden, seitdem die zahlreichen Modeläden und Juweliere eröffnet haben. Leerstand gebe es aktuell kaum, vielmehr seien Ladenlokale längst knapp. Das zeige sich auch an den Mietpreisen. Habe man in der Anfangszeit noch ein Jahr mietfrei sein Geschäft an der Weseler Straße eröffnen können, würden jetzt Monatsmieten von 3000 bis 7000 Euro verlangt – und bezahlt.
Nun sorgen sich Ertan Karadağ und weitere Händler, dass die Kunden fernbleiben, wenn erst einmal der Umbau beginnt. Dass für die betroffenen Ladenbetreiber keine Entschädigung für Umsatzeinbrüche vorgesehen ist, hat die Stadt Duisburg bei einem Treffen mit dem Marxloher Werbering bereits klargestellt.
Umbau der Brautmodenmeile: Händler wollen mehr Informationen und Zeitpläne
Den Ladeninhabern fehlen verlässliche Informationen und vor allem belastbare Zeitpläne für das Großbauprojekt. Wann genau wird der August-Bebel-Platz autofrei? Wann genau verschwinden die Parkbuchten vor den Geschäften? Wäre solch ein städtischer Zeitplan überhaupt realistisch oder müsste er mehrfach korrigiert werden wie der Abriss der Rhein-Ruhr-Halle? „Zuerst muss das neue Parkhaus stehen, bevor hier umgebaut wird“, fordert Karadağ.
Dazu wird es jedoch nicht kommen. Die insgesamt 50 Fördermillionen für Marxloh und Alt-Hamborn gibt es nur befristet. Daher muss das Bauprojekt beginnen, bevor das Parkhaus voraussichtlich eröffnet. Zumal der Stadt Duisburg das favorisierte Grundstück gegenüber der Grillo-Verwaltung noch gar nicht gehört und der Bebauungsplan für ein Parkhaus erst noch geändert werden muss.
Allein das dauert anderthalb bis zwei Jahre. Die Stadtverwaltung will zur Überbrückung aber temporäre Parkplätze ausweisen, idealerweise bereits auf dem Grundstück fürs spätere Parkhaus. Einschränkungen werde es während der Bauphase jedoch immer geben, betont die Stadt.
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Das wissen natürlich auch die Geschäftsleute. Die bisherigen Aussagen aus dem Rathaus seien vielen von ihnen deutlich zu unkonkret. „Wann genau haben wir eine Baustelle vor der Tür?“ Das wollen Ertan Karadağ und die anderen Händler wissen, um planen zu können.
Denn Bauarbeiten vor der Ladentür bedeuten auch immer, dass Dreck ins Ladenlokal einzudringen droht. Bei „ganzen feinen Sachen“ wie Anzügen oder Brautkleidern sei das besonders geschäftsschädigend. Ohnehin lasse Karadağ jetzt schon einmal im Monat die Fassaden seiner Geschäfte reinigen, weil es allein durch den vielen Verkehr und die Industrie jetzt schon viel Schmutz gebe.
Eine Baustelle wird dieses Probleme verstärken und möglicherweise Schaufensterbummel unattraktiv bis unmöglich machen. Denn von außen sehen Kunden selten, dass die Inhaber viel Geld investiert haben. So hat das Black Hector an der Weseler Straße eine kleine Cafeteria und soll für schöne Sommertage im Hof eine Lounge bekommen.
Tempo 20 soll die regelmäßigen Staus verhindern – Kaufleute bleiben skeptisch
Die Kundschaft kommt jedoch nur, solange Europas größte Brautmodenmeile für den Autoverkehr erreichbar bleibt. Die Stadt- und Verkehrsplaner im Rathaus wünschen sich ein Parkleitsystem und Tempo 20.
Damit sollen alle Autofahrer, die nichts auf dem August-Bebel-Platz, am Pollmannkreuz oder an der Weseler Straße zu tun haben, ferngehalten werden. Ertan Karadağ bleibt skeptisch: „Wir haben jetzt schon Chaos, niemand kann hier 50 fahren.“ Tempo 20 verhindere nicht die regelmäßigen Staus an Werktagen. „Wie soll das die Staus beenden? Das ist realitätsfern.“
Der Geschäftsmann ist überzeugt: Um ein Ladensterben auf der Brautmodenmeile zu vermeiden, müssen die Geschäfte erreichbar bleiben – für Kunden und Lieferanten. Daher bittet Ertan Karadağ die Fachleute im Rathaus, die Sorgen der Kaufleute ernst zu nehmen. Und gemeinsam mit dem Werbering nach Problemlösungen zu suchen.
Kulinarische Vielfalt statt nur Döner: Gastronomie soll Kundschaft nach Marxloh locken
Angesichts aktueller Ideen, Marxloh neben Döner kulinarisch zu erweitern, betont Karadağ, dass der überwiegende Großteil der Kundinnen und Kunden wegen Brautkleidern, Anzügen und Schmuck aus ganz Deutschland, aus Frankreich, Benelux und dem weiteren Ausland herkomme. „Kein Mensch wird nach Marxloh kommen, um ein Eis zu essen.“ Das dürfe beim Umbau des Stadtteils nicht außer Acht gelassen werden.
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„Wir wollen alle ein Projekt, dass uns voranbringt und nicht nach hinten zieht“, betont der Marxloher, doch noch habe die Stadt Duisburg zu wenig belastbare Informationen, um die Sorgen der Händler zu beruhigen, die wegen des anstehenden Umbaus um ihre Existenz bangen.