Duisburg. Kann sich die Weseler Straße in Duisburg-Marxloh zur Gastromeile entwickeln? „Ja“, sagen zwei Akteure aus dem Stadtteil. Das sind ihre Visionen.
Ist die Weseler Straße in Marxloh jetzt schon eine Gastromeile? SPD-Bezirksvertreter und Lokalpatriot Claus Lindner sowie Selgün Çalisir, Chef des Werberings, winken ab. Unisono sagen sie, dass sich auf der Brautmodenmeile zwar gerade ein zartes Pflänzchen entwickelt, aber noch viel Luft nach oben sei. Beide haben Visionen für ihren Stadtteil und sind sind sicher: Da geht in Zukunft noch was!
Über allem schwebt der Wunsch nach mindestens einem Parkhaus für den Stadtteil. Inzwischen hat die Stadt signalisiert, eins bauen zu wollen. „Wenn das da wäre, könnte man den August-Bebel-Platz autofrei machen und Glaspavillons für Restaurants aufstellen“, sagt Çalisir. Beispiele dafür gibt es in Düsseldorf, London oder Istanbul. Der geplante Umbau der Weseler Straße sieht breitere Bürgersteige vor – Platz für Außengastronomie. Den gibt es jetzt schon auf der Kaiser-Wilhelm- und Kaiser-Friedrich-Straße.
Gastromeile in Duisburg-Marxloh? Da ist noch viel Luft nach oben
Das Problem in Marxloh: Geschäftsräume an der Weseler Straße sind knapp. „Wir haben keinen Leerstand“, weiß Çalisir. Lindner ergänzt: „Ich kenne einen indischen Kaufmann, der gerne ein Restaurant eröffnen würde, aber kein Ladenlokal findet.“
Sobald die Rahmenbedingungen stimmen, könne man schon einige Hebel in Bewegung setzten, ist sich der Werbering-Chef sicher. Er selbst und andere Geschäftsleute hätten gute Kontakte in die Türkei und könnten sich vorstellen, professionelle Gastronomen für Marxloh zu gewinnen. Er denkt da zum Beispiel an die Brasserie-Kette Big Chefs, die im Februar eine Filiale in Oberhausener Centro eröffnet hat.
Auch die Brautmodenmeile hat sich Richtung Professionalität entwickelt
„Die Gastronomie, die sich in letzter Zeit an der Brautmodenmeile entwickelt hat, ist aus der Not geboren“, erklärt Çalisir. Bedeutet: Geschäftsleute haben auf Gastronomie umgesattelt, weil der Bedarf vor allem bei den vielen Besuchern am Wochenende noch groß ist – sie sind aber keine Profis. „Man kann inzwischen überall etwas essen, aber es ist nicht gemütlich“, sagt er. Die vielen Imbisse und Schnellrestaurants bewertet er als „amateurhaft“ geführt. Richtig professionell sei eigentlich nur das Restaurant Hanzade.
Dem stimmt Lindner zu: „Das Gleiche hatten wir bei der Entwicklung der Brautmodenmeile. Erst hat man sich versucht, dann ist man immer professioneller geworden.“ Bei den ersten Gastro-Läden sei das schon zu beobachten. Er glaubt, dass das Café Femm und das Café Cay’la andere animieren werden, nachzuziehen. Beide werden – wie das Hanzade – auch von deutschen Gästen besucht.
Ein wichtiger Aspekt sei der Alkoholausschank. Ein Glas Wein oder Bier bekommt man nur im Hanzade. Lindner und Çalisir sind sich einig, dass hier eine Öffnung stattfinden müsste. Schließlich könne man auch in der Türkei Alkohol trinken.
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Claus Lindner beobachtet, dass es gerade bei den Modeläden-Besitzern ein Umdenken gibt: „Einige merken, dass sie eigentlich nur 20 Prozent ihres Potenzials nutzen, wenn sie sich komplett auf die türkischen Kunden konzentrieren. Deshalb sehen gerade umgebaute Läden gar nicht mehr türkisch aus.“
Am Ende besteht der Wunsch, eine möglichst bunte Gastrowelt aufzubauen, die alle Kunden anspricht. Deshalb möchte Çalisir nicht nur türkische Gastronomen gewinnen: „Wir wollen jedes Klientel und jede Kultur mitnehmen.“ Lindner wünscht sich persönlich ein deutsches und ein chinesisches Restaurant. „Auch ein Hähnchen-Restaurant würde doch gut passen.“ Doch bevor man ernsthaft planen könne, müssten die Rahmenbedingungen stimmen. Und im Idealfall, so Lindner, gebe es einen Masterplan, den Stadt und Geschäftsleute gemeinsam entwickeln.