Duisburg. Wigald Boning hat in der Ruhr gebadet. In Duisburg. Warum macht der Komiker, wovor so viele warnen? Darf er das? Was er und die Behörden sagen.
Wigald Boning ist am Freitagmorgen im Fluss baden gegangen – in Duisburg. Und ausgerechnet in der Ruhr! Ein Video davon hat der Unterhaltungsallrounder über seine Social-Media-Kanäle verbreitet. Warum macht er das? Weil er ein Komiker ist? Und: War das erlaubt?
Diese letzte Spaßverderber-Frage muss man leider stellen in der Stadt, in der allein seit 2020 zehn Menschen in Gewässern ertranken. Darum warnen Feuerwehr, Wasserschutzpolizei, DLRG und Stadt seit Jahren ausdauern und eindringlich davor, nicht im Rhein, nicht in der Ruhr und nicht in den Baggerseen zu baden. Also: Warum ist Boning – der für das ZDF einmal das Wissensmagazin „Nicht nachmachen!“ moderierte – in die Ruhr gesprungen?
Wigald Boning sammelt Badetage in Folge – am 588. ist er in der Ruhr geschwommen
Der prominente TV-Dauergast liebt sportliche Herausforderungen und schreibt Bücher darüber. So ist er in einem Jahr mal 52 Marathons gelaufen. 2023 hat er ein Buch mit diesem Titel veröffentlicht: „Ein Jahr, 365 Badetage, und was ich dabei über Schwimmen, Leben und tolle Hechte lernte“. Dieses Kapitel ist für den Autor noch nicht abgeschlossen. Sein Abstecher in die Ruhr erfolgte am „588. Badetag in Folge“.
[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]
Er badet auch im Winter, auch wenn er krank ist, meist einfach dort, wo er gerade beruflich unterwegs ist. In Duisburg ist er am Freitagabend bei einer Aufzeichnung zu 40 Jahren Comedy bei RTL im Theater am Marientor (TaM) dabei. Denn mit der Comedy-Sendung „RTL Samstag Nacht“ war der Mann, der auch als Musiker („Die Doofen“) Erfolge feierte, in den Neunzigern einem breiten Publikum bekannt geworden.
Sein aktuelles Baden-in-Duisburg-Video und 65 Sekunden nette Unterhaltung (siehe unten) eröffnet der 57-Jährige mit Aufnahmen am Lifesaver-Brunnen auf der Königstraße: „Guten Morgen aus Duisburg. Das hier wäre natürlich auch ein interessantes Schwimmgewässer, aber ich habe einen Traum, und dieser Traum ist die Ruhr. Ruhr, das klingt nach … Durchfallerkrankung. Aber wir werden sehen.“
Baden verboten? Boning hat sich informiert
Nach bebilderten Gags über Duisburgs Architektur folgen Aufnahmen an der Ruhr, am Ruhrdeich, im Hintergrund die Metro in Kaßlerfeld, die Kamera schwenkt Richtung Rhein: „Da geht es Richtung Mündung. Habe ich auch überlegt. Zwei Fliegen mit einer Klatsche: Rhein und Ruhr. War mir dann aber etwas zu gefährlich.“

Dann sieht man Boning mit blauer Badekappe und gelber Schwimmboje im trüben Fluss. „Ich habe mich informiert“, sagt er auf Nachfrage: „Nach meinem Wissen ist das Baden an der Stelle nicht verboten. Ich will ja kein Bußgeld zahlen.“ Er listet auf: „Da war kein Verbotsschild, kein Schiff weit und breit, keine Brücke, keine Schleuse. Aber ich wäre auch bereit, mich eines Besseren belehren zu lassen. Wobei man sagen muss: Verrückt ist ja, dass das Baden zum Beispiel in der Weser in Bremen teilweise auch dort erlaubt ist, wo es Schiffsverkehr gibt. Da muss man schon aufpassen.“
Das sagen Ordnungsamt und Wasserschutzpolizei zur Boning-Badestelle
Und es sieht so aus, als hätte Boning auch in Duisburg nichts Verbotenes getan. Die Sicherheits- und Ordnungsverordnung der Stadt regelt zwar, dass das Baden in öffentlich zugänglichen Gewässern „außerhalb der dafür besonders freigegebenen Stellen verboten“ ist. Freigegeben ist dieser Ruhrbereich zwar nicht. Aber, schränkt Stadtsprecher Malte Werning ein: Die Ruhr „ist an dieser Stelle eine Bundeswasserstraße und steht im Eigentum des Bundes. Unsere Sicherheits- und Ordnungsverordnung greift dort nicht.“ Dort gelten Regelungen des Bundes, zuständig sei die Wasserschutzpolizei.
- Abonnieren Sie unseren Duisburg-Newsletter gratis: Wir schicken Ihnen jeden Abend eine E-Mail mit allen Duisburger Nachrichten und Artikeln des Tages: Hier können Sie den Duisburg-Newsletter direkt bestellen.
Und deren Expertenurteil fasst Polizeisprecherin Julia Tekock so zusammen: „In dem Ruhr-Bereich ist das nicht einfach, ein komplexes Thema, auf die Schnelle juristisch nicht einfach zu beantworten.“ Fest aber steht: In Duisburgs kurzem Ruhr-Abschnitt ist das Baden gemäß Binnenschifffahrtsstraßen-Ordnung nur „in bestimmten Bereichen verboten“, zum Beispiel an Schleusen, Hafeneinfahrten und in „explizit ausgewiesenen Bereichen, die durch Schilder gekennzeichnet“ sind. All das aber trifft auf Bonings Badestelle wohl nicht zu. Demnach wäre das Baden dort offiziell nicht verboten.
TV-Star will sich für Schwimmunterricht einsetzen
Gleichwohl mahnt auch der Vielschwimmer selbst: „In Gewässern sollten nur Schwimmer baden, die sich und die Gefahren kennen und einschätzen können. Die Ruhr ist sicher nicht Anfänger-geeignet.“ Er selbst sei keineswegs leichtsinnig: „Ich habe immer meine Schwimmboje dabei. Ich achte immer auf die Strömung.“ Darum sei er in Duisburg auch nicht in den Rhein. „Der ist viel zu schnell unterwegs. Zu gefährlich. An der Ruhr-Mündung kommen auch noch Strudel dazu, die ich nicht kenne.“
Auch interessant

Boning selbst ist wahrlich kein Anfänger, 2014 schon hat er den Bodensee durchquert. Er findet es vor allem problematisch, „dass viele Menschen und vor allem viele Kinder gar nicht mehr schwimmen können, weil sie keinen Schwimmunterricht mehr bekommen“. Und kündigt an, sich künftig „gezielt für mehr und besseren Schwimmunterricht für Kinder zu engagieren: Da ist was in Vorbereitung.“
„Trinken würde ich die Ruhr nicht“
Wie ihm das Bad in Duisburg gefallen hat? „Man kann zwar in der Ruhr nicht tief schauen, aber ich hab‘ mich da sehr wohlgefühlt. Trinken würde ich die Ruhr zwar nicht, aber nach meinen Erfahrungen sind alle Gewässer in der EU schwimmbar. Ich bin da auch nicht so empfindlich.“
Bonings Interesse an der Ruhr jedenfalls ist geweckt. Vielleicht kommt er ruhraufwärts mal nach Bochum,Essen oder Mülheim – wo es offizielle Schwimmstellen gibt. Dort ist das Baden erlaubt – und erwünscht obendrein.