Duisburg. Als Sara Bischoff ein Halsband suchte, fand sie keines, was ihr gefiel. Also kreierte sie es selbst. Ihr Schmuck ist bundesweit gefragt.
Sara Bischoff ist Gründerin, Handwerkerin und Schmuckdesignerin – und trotzt jedem Klischee, das Leute über Schmuckdesignerinnen vielleicht jemals hatten. Die gelernte Grafikdesignerin hat viele Jahre in Agenturen gearbeitet, bekam einen Burnout und musste sich beruflich neu orientieren. Als sie ein besonderes Halsband suchte, Choker genannt, fand sie keines. „Alles, was es online gab, war entweder zu schlicht, zu krass oder nicht vegan.“ Also fertigte sie sich selbst eins. Und noch eins. Und noch eins.
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Ein bisschen sexy sehen die eng anliegenden Ketten und Riemchen aus. Außerdem trägt Sara Bischoff ein sogenanntes Harness – eine Art Geschirr oder Halfter aus Ketten, mit dem man gewöhnliche Outfits aufpeppen kann. Immer wieder wurde sie darauf angesprochen, wo man die Accessoires denn kaufen könne. Das war der Startschuss für ihr Start-Up „LuneNoir“. Anfangs machte sich die 36-Jährige allerdings noch ein paar Sorgen: „Ich hab‘ mich natürlich über die Wertschätzung gefreut, aber eigentlich wollte ich doch nur etwas basteln.“ Also „bastelte“ sie ab und zu für andere. „Irgendwann habe ich mir richtiges Werkzeug besorgt und losgelegt.“
Gothic-Fans, Raver und modebewusste Alternative bestellen bei der Duisburgerin
Jedes Schmuckstück stellt sie in ihrer Werkstatt in der Duisburger Innenstadt individuell her. In kleinen Boxen lagern O-Ringe, Nieten, feingliedrige oder auffälligere Ketten. Raver gehören zu ihren Kunden, modebewusste Alternative, Gothic-Fans, aber auch Besucher von Fetisch-Partys. „Eigentlich möchte ich aber, dass die Sachen alltagstauglich sind. Die Leute sollen sich damit wohlfühlen.“ Dazu gehört, dass sie alle Körperformen in Szene setzen will und auch für größere Größen derselbe Preis fällig wird. „Die Leute suchen sich ein Modell aus und schicken mir dann die Maße beispielsweise von Hals oder Taille.“
Sechs bis acht Wochen dauert es momentan, bis ein Auftrag erledigt ist. „Allerdings käme ich nicht auf die Idee, noch jemanden einzustellen. Ich bin untrennbar mit meiner Marke verbunden und ich achte mittlerweile darauf, genügend Pausen einzulegen und gesund zu arbeiten.“ Dennoch haben die Kundinnen Verständnis und freuen sich, wenn sie die neuen Accessoires in den Händen halten. Den Namen „LuneNoir“ hat sie sich ausgesucht, weil der nicht nur zu Schmuck passt, sondern vielleicht irgendwann auch mal ein Mode-Label werden könnte.
Gründerin ist froh, den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt zu haben
Die Nachfrage ist groß. Die Trägerinnen der Halsbänder und Ketten kommen mittlerweile aus der ganzen Republik – und auch in Österreich wächst die Nachfrage. „Allerdings sind die Bestimmungen, wie man die Ware ins Ausland schicken kann, ziemlich hoch. Deshalb liefere ich erst einmal in Deutschland.“ Streng genommen macht Sara Bischoff denn auch mehrere Jobs. „In der Werkstatt zu stehen ist das eine, aber dann muss ich mich noch um den Online-Shop oder Instagram und TikTok kümmern.“ Zwar war sie auch schonmal auf einer Messe vertreten, doch ein Tattoo-Studio in Solingen ist momentan der einzige stationäre Anlaufpunkt, wo man ihre Ketten kaufen kann. Das meiste wird online bestellt.
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Demnächst findet in Essen wieder eine „Bienchen und Blümchen“-Party statt. Auf der „Flowers und Bees“ sieht man Sara Bischoffs Schmuck öfter. „Das ist eine Sex-positiv-Party, auf der sich die Leute ganz bunt oder schwarz und sexy kleiden. Das Schöne an diesen Veranstaltungen ist: Alle werden akzeptiert, wie sie sind.“ Und auch sie selbst ist inzwischen zufrieden: „Seitdem ich die Festanstellung aufgegeben und mich getraut habe, weiß ich: LuneNoir macht mich so glücklich, wie ich woanders nicht wäre.“