Duisburg. Gute Geschäftsidee, aber keine Ahnung von der Umsetzung? Die Impact Factory in Duisburg hilft Gründern gratis. Drei Start-ups stellen sich vor.

Wer ein Start-up gründen will, hat es nicht leicht. Oft ist die Idee da, aber der Weg zur Gründung ist nicht klar. Genau dabei hilft die Impact Factory. Die Initiative sitzt mitten im Ruhrgebiet in Duisburg und kümmert sich um über 170 Start-ups und 400 Gründerinnen und Gründer aus ganz Deutschland – und zwar kostenlos.

„Wir wollten eigentlich ein regionaler Inkubator sein“, sagt Geschäftsführer Oliver Kuschel. Dass die Impact Factory inzwischen bundesweit der größte Beschleuniger für soziale und nachhaltige Geschäftsmodelle ist, sei nicht absehbar gewesen. „Wir betreuen auch Gründer aus Hamburg, Berlin und München. Das zeigt, dass das Ruhrgebiet ein einzigartiger Standort für Start-ups ist.“

Das Ruhrgebiet bietet viele Vorteile für Start-ups

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Die Vorteile des Ruhrpotts liegen auf der Hand, sagt Kuschel: „Hier leben so viele Menschen, hier sitzen so viele große Unternehmen und die Mieten sind preiswerter als in München.“ Daher fielen zum Beispiel die Gehälter für Mitarbeiter oftmals geringer aus. „Das ist gut für Gründer. Die meisten haben am Anfang ja kaum Geld.“ Die Initiative wurde 2018 von der Anthropia gGmbH, Beisheim und KfW Stiftung und der Franz Haniel & Cie. GmbH gegründet. Unterstützt wird sie von der Paritätische NRW und seit Kurzem auch von der Evonik-Stiftung und der Baustofffirma Knauf.

Zweimal im Jahr können sich Start-ups bewerben. Wer aufgenommen wird, bekommt ein Stipendium in Form von Workshops, Seminaren und Coachings. Darin geben ehrenamtliche Experten viele allgemeine Gründertipps – zum Beispiel zum Pitch, Storytelling, Arbeits- und Patentrecht. Es gibt aber auch drei unterschiedliche Ausbildungsprogramme, um Start-ups da abzuholen, wo sie stehen.

Die Impact Factory fördert nur nachhaltige und soziale Geschäftsmodelle

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In der ersten Phase wird geprüft, ob die Geschäftsidee überhaupt relevant ist. „Viele investieren zu viel Zeit und Geld, bis sie merken, dass der Markt das Produkt oder die Dienstleitung gar nicht annimmt“, weiß Oliver Kuschel. Wenn die Idee tragfähig ist, folgt die zweite Phase. Hier geht es darum, das Start-up schrittweise auf den Markt zu bringen. Dabei helfen Entwickler, Designer und Experten aus dem Finanzwesen, dem Vertrieb und Marketing. In der dritten Stufe soll das Wachstum gesteigert werden mithilfe eines Netzwerkes aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik.

Doch nicht jedes Start-up bekommt die Unterstützung. Die Impact Factory betreut nur gesellschaftsrelevante, ökologische oder soziale Innovationen. „Wir brauchen Unternehmen, die nachhaltige Produkte auf den Markt bringen. Nur so kann die wirkungsorientierte Transformation der Wirtschaft gelingen. Deshalb fördern wir nur Start-ups, die etwas Sinnvolles und Gutes für die Umwelt und die Menschen tun“, erklärt der Geschäftsführer.

Das Start-up Noho produziert nachhaltige Putzmittel und ist auf Kapitalsuche

Martin Gaspers ist einer der Gründer, dem die Impact Factory hilft. Mit zwei Partnerinnen hat er im vergangenen Jahr die Firma Noho in Köln gegründet. Sie verkaufen nachhaltige Putzmittel wie Allzweck-, Glas- und Bodenreiniger zum Selbermachen. „Wir haben uns gefragt, wie man die Ressource Wasser im Haushalt schonen und wie man Gewässer von unnötiger chemischer Belastung und Plastikmüll befreien kann“, sagt Gaspers.

Aus der Idee ist ein Reinigungskit für 44,90 Euro entstanden. Es besteht aus drei Glasflaschen mit Reinigungskonzentraten und soll ein Jahr lang ausreichen. „Wer sich unser Putzmittel zuhause selber mit Wasser zusammen mixt, der schädigt anstatt 280 Badewannen nur eine Badewanne voller Wasser“, so der 32-Jährige. Denn: Die Reiniger enthalten keine Farb- oder Duftstoffe, sondern nachhaltige Biotenside. Eine Produktion im kleinen vierstelligen Bereich und eine Webseite sind schon auf dem Markt. Die Impact Factory unterstützt das Team jetzt bei der Kapitalsuche. Bisher hat es sich aus eigener Tasche finanziert.

Die Impact Factory hat geholfen, eine Online-Schülerzeitung auf den Markt zu bringen

Auch die Digi-Reporter, eine gemeinnützige Werkstatt für digitale Bildung und Kommunikation, sind dankbar für die Hilfe. Das Start-up hat eine Redaktionssoftware entwickelt, mit der Grundschulen kinderleicht ihre eigene Online-Zeitung gestalten können. Schüler produzieren eigene Geschichten, Bilder und Videos. Es gibt Erklärfilme zur Pressefreiheit, zum Urheberrecht und Schreiben von guten Überschriften.

„Damit wird die Medienkompetenz und die Faktensicherheit gefördert“, sagt Nina Blankenberg, eine der Gründerinnen. Elf Schulen in NRW nutzen das System schon. Mit der Impact Factory will das Unternehmen die digitale Zeitung an jeder Schule in Deutschland integrieren.

„Gründen ist eine Achterbahnfahrt“, weiß das Start-up Choosy

Neu auf dem Markt ist auch das Start-up Choosy. Die Firma hat eine App entwickelt, die den Wocheneinkauf nach dem eigenen Geschmack plant. Sie soll dabei helfen, Lebensmittelverschwendung zu vermeiden und Zeit beim Einkaufen zu sparen, indem nur das gekauft wird, was wirklich benötigt wird. Dazu berechnet eine künstliche Intelligenz, welche Rezepte dem User schmecken. Es gibt auch die Möglichkeit, sich die Produkte automatisch von einer Rewe-Filiale zum Abholen oder Liefern zusammenstellen zu lassen.

Die Idee dazu kam dem Bochumer Julius Kuschke beim Musikhören. „Ich dachte, wenn Spotify die besten Songs für einen auswählen kann, muss das auch für Essen funktionieren.“ Die Impact Factory hilft dem Team beim Fundraising und Marktwachstum. „Gründen ist eine Achterbahnfahrt. Durch die Initiative lernt man, dass das normal ist und dass es allen so geht“, sagt Kuschke.